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Die Rache des Kaisers

Titel: Die Rache des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Geld will immer auf der Seite des Siegers sein. Deshalb konnte das Geld über die Fugger und die Welser laufen. Aber es kam von Suleymans Vater, Selim.«
    Ich schwieg ein paar Lidschläge lang, um diese Nachricht zu verdauen. »Und der Sultan«, sagte ich dann, »wollte hinterher die Spuren verwischen?«
    Gonzaga blickte zwischen Mantegna und mir hin und her; ihm war deutlich anzusehen, daß er zwischen Unglaube und Empörung schwankte. Plötzlich begann er zu lächeln.
    »Ich begreife«, murmelte er. »Dies ist das Große Spiel, nicht wahr?«
    Mantegna zwinkerte. »Ein Spiel, das hin und wieder hohe Einsätze fordert, ja. Aber - nein, es war nicht der Sultan. Die Spuren zu verwischen war … die Rache des Kaisers. Nicht persönlich, natürlich; wahrscheinlich wissen seine Berater deshalb nichts davon. Einer seiner alten Ratsherren hat es angeordnet; er lebt nicht mehr. Und um die Leute des Kaisers bei Laune zu halten, hat der damalige Heilige Vater mich beauftragt, es auszuführen. Dazu gehörte auch jener Graf.«
    »Und Masinger, Messing, Mazzini hat Euch gesagt, wo Ihr Spengler findet?«
    »Nein; er mochte Spengler und hat sich geweigert; dafür mußte er mir später einige … Gefallen tun. Nein, um Spengler zu finden, brauchten wir die Hilfe des Sultans.«
Mantegna beugte sich vor und legte die Hände flach auf den Tisch. »Aber das tut nichts mehr zur Sache. Können wir diese Angelegenheit nun beenden? Es ist kalt hier, ich mag nicht weiter in diesem schäbigen Raum sitzen.«
    Ich wollte noch mehr Fragen stellen, aber im Rahmen der Vorgaben war das nicht möglich. Ich beherrschte mich mühsam. Und ich stand auf.
    »Ein wenig heißen Würzwein?« sagte ich. »Er wärmt, und damit können wir auf die Beilegung der Sache trinken.«
    Gonzaga sagte: »Gern.« Mantegna knurrte etwas.
    Ich nahm die drei Pokale und ging mit ihnen zum Ofen. »Wir werden gleich«, sagte ich dabei, »den gültigen spanischen Brief des Vizekönigs verbrennen. Ich erhalte Symonds, der Euch nicht belasten wird, und Ihr seid weiterhin geehrter Gast und Gesandter im Reich. Einverstanden?«
    »Amen«, sagte Mantegna.
    Mit einer Kelle füllte ich die drei Pokale aus dem Topf. »Heißer Wein«, sagte ich, »Kräuter und Honig. Gut für einen kalten Abend - und zum erfolgreichen Abschluß einer schwierigen Verhandlung.«
    Ich stellte Löffel in die gefüllten Pokale und trug sie zum Tisch. »Die Löffel sind zum Rühren, damit sich der Honig besser verteilt.«
    Mantegna kniff ein Auge zu. »War der Honig in den Pokalen? Oder im Topf?«
    »In den Pokalen«, sagte ich. »Diesen hier.« Es waren Gefäße aus buntem Glas, mit tropfenförmigen Verzierungen in verschiedenen Farben am Stiel. »Der mit den roten Knospen für Eminenz, wie es sich gehört. Der mit den grünen für Euch, Sekretär. Und der mit den gelben für mich.«
    Gonzaga griff zum Pokal; Mantegna hatte die Arme vor der Brust verschränkt.

    Ich griff nach dem gerollten und gesiegelten Schreiben, einem Metallteller, entzündete eine bereitgestellte Kerze an der nächsten Lampe und setzte mich. »Ich werde einen Bericht verfassen«, sagte ich, »in dem zu lesen steht, daß ein gewisser Überfall auf ein Dorf vor zehn Jahren von einer Bande unter der Führung des berüchtigten Totschlägers Harry Symonds verübt wurde. Seine Eminenz, Kardinal Mantegna, hat diesen Schurken der kurfürstlichen Gerichtsbarkeit ausgeliefert.«
    »Was geschieht mit ihm?«
    »Ich weiß es noch nicht. Vielleicht versucht er zu fliehen und kommt dabei ums Leben. Er wird jedenfalls nicht aussagen.«
    »Gut. Und …« Mantegna starrte auf die Pokale, sprach jedoch nicht weiter.
    »Dies noch.« Ich hielt das Schreiben aus Santo Domingo in die Kerzenflamme; als es brannte, ließ ich es auf den Teller fallen, und wir sahen zu, wie das dicke Papier verbrannte. »Ich heiße Jakob Spengler. Georg Spengler war mein Vater.«
    Gonzaga stieß einen Laut der Überraschung aus; Mantegna schwieg und starrte mich an.
    »Ich war damals fünfzehn und habe vom Waldrand aus zugesehen«, fuhr ich fort. »Und Rache geschworen. Aber ich habe zuviel Blut gesehen.« Ich hob den Pokal.
    »Das ehrt Euch«, sagte Mantegna. »Seid doch so gut, mit mir den Pokal zu tauschen. Als Zeichen der Gastlichkeit, natürlich.«
    »Natürlich«, sagte ich. Ich schob ihm den Pokal mit den gelben Knospen hin und nahm den roten. Dann rührte ich, die beiden anderen rührten ebenfalls, und wir tranken. Mantegna leerte seinen Kelch bis zur Neige und stand

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