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Die Rache des Samurai

Die Rache des Samurai

Titel: Die Rache des Samurai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Joh Rowland
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durch sein Geständnis die Folter erspart blieb und ihm der Weg zur Hinrichtung verkürzt wurde.
    »Ruhe.« Magistrat Ueda hob Schweigen gebietend die Hand, und im Gerichtssaal kehrte wieder Stille ein. »Demnach bereut Ihr die Verbrechen nicht, die Ihr gestanden habt, Chūgo?«
    »Bereuen? Pah! Ein Samurai braucht nicht zu bereuen, wenn er die Pflicht erfüllt, die er seinem Herrn schuldet.«
    Wieder erhoben sich Schreie in der Menge, und wieder mußte Magistrat Ueda für Ruhe sorgen. »Dann muß ich Euch zu meinem Bedauern sagen, daß ich Euch das Vorrecht verweigere, seppuku zu begehen, was Euch dem Rang nach zustehen würde. Statt dessen werdet Ihr auf dem öffentlichen Hinrichtungsplatz enthauptet, und Eure Überreste werden dort als Warnung für alle Verbrecher zur Schau gestellt.«
    Sano schloß die Augen, als die Wächter Chūgo aus dem Gerichtssaal zerrten. Dieses schreckliche Schauspiel der Schande trübte seine Genugtuung darüber, die Nachforschungen erfolgreich abgeschlossen und einen Mörder der gerechten Strafe zugeführt zu haben. Zu seinem Entsetzen hörte er die hohe, aufgeregte Stimme des Shōgun.
    »Ah. Ein wundervolles Schauspiel. Gut gemacht, sōsakan !«
    Nun riß dieselbe Stimme Sano in die Gegenwart zurück. »Ja, das ist eine Leistung, der ein Platz in der Geschichtsschreibung unseres Landes gebührt.« Das Gesicht Tokugawa Tsunayoshis hellte sich auf, als ihm eine Idee kam. »Da Ihr Geschichtsgelehrter seid, sollt Ihr selbst die Ehre bekommen, Eure … äh … bewundernswerten Taten in den Archiven des Palasts zu verzeichnen.«
    Köpfe nickten; beifälliges Gemurmel erhob sich aus den Zuschauerreihen.
    »Ich danke Euch für diese große Auszeichnung, Hoheit.« Sano versuchte, Begeisterung in seine Stimme zu legen. Wenigstens hatte er das Versprechen an seinen Vater eingelöst. Und seine Tat erfüllte ihn mit Stolz; der Samurai in seinem Inneren sonnte sich im Lob des Shōgun. Dennoch hatte Sano das Gefühl, ihm wäre das Herz aus der Brust gerissen worden, so daß eine gähnende, schmerzende Leere blieb, die mit jedem Tag größer wurde.
    Aoi war verschwunden. Wie es aussah, für immer.
    Zuerst hatte Sano Chūgo ins Gefängnis von Edo überführt. Dann hatte er bei der Polizei und dem Magistraten seine Aussagen gemacht und schließlich dem Shōgun den erfolgreichen Abschluß seiner Nachforschungen gemeldet. Anschließend war er zum Momijiyama geeilt, um Aoi zu treffen – nur um festzustellen, daß eine andere Frau die Aufgaben der obersten Tempelwächterin übernommen hatte. Sie konnte Sano lediglich sagen, daß Aoi verschwunden sei, ohne daß sie irgendeine Erklärung hinterlassen hätte.
    Verzweifelt vor Kummer und Ratlosigkeit, hatte Sano den vergangenen Monat mit der Suche nach Aoi verbracht, doch ohne Erfolg. Dann, am heutigen Abend, als er sich für das Bankett ankleidete, hatte er den Zettel gefunden, der versteckt unter seinen Zeremoniengewändern lag.

    Mein Liebster,

    bitte verzeih mir, daß ich ohne Abschied von Dir gegangen bin, doch mir blieb keine andere Wahl. Es ist mir von Jahr zu Jahr schwerer gefallen, die Versklavung durch die Tokugawa ertragen zu müssen. Als ich Dich kennenlernte, hatte ich fast allen Lebensmut verloren. Doch Du hast mir neue Kraft gegeben, hast meine Hoffnungen genährt, hast mir glückliche Tage geschenkt und den Wunsch zum Leben wieder in mir erweckt.
    Nun aber hat Kammerherr Yanagisawa mir befohlen, Dich zu töten. Ich bin geflohen, statt zu gehorchen – in der Hoffnung, mich wieder meiner Familie anschließen zu können und mit ihr zu entkommen, bevor die Truppen die Jagd auf uns eröffnen. Vielleicht wird das Schicksal Dir und mir das Leben retten, auch wenn wir es nicht gemeinsam verbringen können.
    Ich bitte Dich, mir nicht zu folgen oder jemandem von unserem Liebesverhältnis zu erzählen. Falls bekannt wird, wie sehr ich meinen Meister betrogen habe, kommen meine Familie und ich in noch größere Gefahr.
    Sei mir nicht böse, und gib nicht Dir die Schuld daran, daß ich fortgegangen bin. Es war allein meine Entscheidung. Statt dessen denke stets an mich, so wie ich immer an Dich denken werde.

    In ewiger Liebe

    Aoi

    Unter dem Brief befand sich die grobe Zeichnung einer verschleierten weiblichen Gestalt, die vor einem Berghang stand. Sano erinnerte sich an das Gespräch, das er in jener Nacht mit Aoi geführt hatte, als er auf dem Palastgelände verprügelt worden war. Nun erkannte er, daß Aoi den gefährlichen Schritt gewagt hatte,

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