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Die Rache des Samurai

Die Rache des Samurai

Titel: Die Rache des Samurai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Joh Rowland
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sōsakan , so hatte er geglaubt, würde er zahllose Gelegenheiten haben, sich auszuzeichnen und dem Namen seiner Familie unsterblichen Ruhm zu verleihen.
    Doch inzwischen hatte er alle Hoffnung aufgegeben, sein Versprechen je einlösen zu können. In den zwei Monaten, die vergangen waren, seit Sano im Palast von Edo wohnte, hatte Shōgun Tokugawa Tsunayoshi ihm nicht die geringste Beachtung geschenkt. Sano hatte seinen neuen Herrn nur bei förmlichen Zeremonien aus der Ferne gesehen. Statt sich mit Problemen zu beschäftigen, die für das Land von lebenswichtiger Bedeutung waren, diente Sano als Schreiber in den historischen Archiven des Palasts. Und was den bushidō betraf, verwendete Sano seine überschüssige Zeit und Kraft darauf, den einzigen Weg des Kriegers zu beschreiten, der ihm noch offengeblieben war, indem er den Waffenkampf für einen Krieg übte, der zu seinen Lebzeiten vermutlich niemals stattfinden würde. Das Schicksal schien ihn auserkoren zu haben, einer der zahllosen Bürokraten der Regierung zu werden, die für ein fürstliches Gehalt unbedeutende Arbeiten verrichteten – ein Parasit, der im Reichtum der Tokugawa wie die Made im Speck lebte.
    »Fertigmachen! Zielt!«
    Die Stimme des sensei riß Sano aus seinen Gedanken. Wenigstens nahte die Waffenübung ihrem Ende. Erschöpft spannte er einen Pfeil auf die Sehne und richtete ihn auf eine der Strohpuppen. Protestierend hämmerte ihm das Herz in der Brust. Seine Rüstung und die Waffen schienen inzwischen soviel zu wiegen wie die riesige Buddha-Statue von Kamakura. Sano schmerzte der ganze Körper; der Magen drehte sich ihm um, als ihm vor Überanstrengung schlecht wurde. Er hob den Bogen, spannte die Sehne. Trotz seiner wilden Tretbewegungen sank sein Kopf unter Wasser, und Sano zielte blind.
    »Schuß!«
    Sano ließ den Pfeil von der Sehne schnellen. Ohne zu beobachten, wo das Geschoß einschlug, schwamm er ans Ufer. Er hatte nicht mehr die Kraft, darauf zu achten, wie gut oder schlecht er die Übung absolviert hatte. Er wußte nicht mehr, wie er es jemals schaffen sollte, zu einem perfekten Samurai zu werden und dem Namen seiner Familie unsterblichen Ruhm zu verleihen – und es war ihm auch egal. Er wollte nur noch eins: sich auf dem Trockenen ausruhen. Schaudernd und triefend vor Nässe zog er sich ans Ufer, drehte sich auf den Rücken und blieb bewegungslos liegen, die Augen geschlossen. Verschwommen war er sich der Männer um ihn herum bewußt. Einige ruhten; andere unterhielten sich, während sie ihre Rüstungen ablegten. Die Sonne wärmte Sano. Dann hörte er Schritte näher kommen. Jemand blieb zu seinen Füßen stehen, und der Schatten beraubte Sano des Sonnenlichts und der Wärme. Sano nahm die Maske ab und hob den Kopf. Er erwartete, den Diener zu sehen, der ihm in die Rüstung hinein- und wieder heraushalf.
    Statt dessen erblickte er zwei höhere Beamte des Shōgun. In ihre farbenprächtigen, fließenden Seidengewänder gekleidet, das geölte Haar zu glänzenden, glatten Knoten gebunden und den Scheitel frisch rasiert, blickten sie mit leiser Verachtung auf Sano hinunter.
    » Sōsakan-sama? « sagte einer der beiden.
    Sano mühte sich auf die Beine. »Ja?« Wasser lief ihm aus Helm und Rüstung. Er verbeugte sich. Angesichts der Eleganz der beiden Männer kam er sich schmutzig und abgerissen vor.
    »Der Shōgun verlangt Euch auf der Stelle im Nō-Theater zu sehen«, sagte der zweite Beamte.
    Sanos Herz tat einen Freudensprung. Nach zwei Monaten des Schweigens bestellte Tokugawa Tsunayoshi ihn endlich zu sich! »Hat er gesagt, um was es geht?« fragte Sano aufgeregt. Er zerrte bereits an den Verschlüssen seiner Rüstung und winkte dem Diener, zu ihm zu kommen und ihm zur Hand zu gehen.
    Die beiden Beamten schüttelten ernst die Köpfe; dann verbeugten sie sich, drehten sich um und gingen davon.
    Mit Hilfe des Dieners legte Sano seine Rüstung ab. In der Hütte, die zum Umkleiden diente, zog er die nasse Wäsche aus, wusch sich mit klarem Wasser und trocknete sich mit einem Handtuch ab. Er zog seine Alltagskleidung an: die lange, tiefschwarze Hose, den dunkelroten Kimono, auf dem das Wappen der Tokugawa – das dreifache Malvenblatt – in Gold geprägt war, und einen schwarzen Übermantel mit seinem eigenen Familienwappen: vier ineinander verschlungene, fliegende Kraniche. Dann saß Sano ungeduldig da, während der Diener seinen rasierten Scheitel abtrocknete und ihm einen neuen Knoten ins Haar flocht. Schließlich befestigte Sano

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