Die Rache des stolzen Griechen
diese Verbindungstür zu öffnen?“
Er schien ihre Frage einer Antwort für unwürdig zu halten. Aber sie musste es wissen, deshalb versuchte sie es noch einmal.
„Bitte …“, flehte sie. „Bitte versprechen Sie mir, dass Sie nicht …“
Lazar riss der Geduldsfaden. „Zum Teufel noch mal, gehen Sie zu Bett!“, fuhr er sie an. „Und hören Sie auf, das verängstigte Unschuldslamm zu spielen.“ Doch Clare wich nicht von der Stelle. Nicht, bevor sie eine Antwort bekommen hatte.
Aufreizend langsam sah er von ihrem flehenden Blick zu ihrem bebenden Mund. Einen Moment lang schien er von ihren hübsch geschwungenen Lippen fasziniert zu sein. Dann schaute er ihr wieder in die Augen.
„Es liegt nach wie vor bei Ihnen, die Verbindungstür zu öffnen, meine Liebe“, bestätigte er ihr. Dabei besaß seine Stimme ein so sinnliches Timbre, dass Clare unwillkürlich den Atem anhielt. „Ich werde bereit sein, wann immer Sie es sind.“
In dieser Nacht schreckte Clare immer wieder hoch, nicht sicher, ob sie Lazar vertrauen konnte. Im Morgengrauen fiel sie dann endlich in einen tiefen Schlaf, aus dem sie erst erwachte, als heller Sonnenschein auf ihr Bett fiel.
Es war ein wunderschöner Morgen. Rasch machte sie sich fertig. Schon eine halbe Stunde später verließ sie ihr Zimmer und lief Phoebe in die Arme, die sie mit einem freundlichen „ Kaliméra, thespinis “, begrüßte. Sie erwiderte den Gruß, dann folgte sie der Wirtschafterin hinaus auf die Terrasse, wo ein gedeckter Tisch stand.
Zum Glück war Lazar nirgends zu sehen. Froh darüber, dass sie allein frühstücken konnte, ließ Clare sich auf einem der Stühle nieder.
Trotzdem – sie musste so schnell wie möglich mit ihm reden, auch wenn es ihr noch so sehr davor graute. Sie musste ihm unbedingt begreiflich machen, dass sein Ansinnen nicht durchführbar war. Gestern war sie zu geschockt gewesen, um sachlich mit ihm zu reden und ihn von seinen Racheplänen abzubringen. Ende der Woche lief sein Ultimatum ab. Doch der Zeitpunkt spielte keine Rolle, da sie ohnehin nicht darauf eingehen konnte.
Sie war fest entschlossen, dieses Gespräch so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Phoebe kam mit dem Kaffee, und sie fragte sie mittels Zeichensprache nach Lazar. Bei der Antwort bekam sie einen neuen Schrecken: Er war weggefahren. Clare befürchtete schon, dass er nicht mehr bis zum Wochenende warten wollte und sich auf dem Weg nach Niakos befand, um seine Rache an Kit zu vollziehen. Erst als Phoebe ihr mit lebhaften Gebärden erklärte, dass er nicht mit dem Boot, sondern mit dem Auto unterwegs war, atmete Clare erleichtert auf.
Wenig später sah sie seinen Mercedes die von Olivenbäumen gesäumte Zufahrt entlangfahren. Das Verdeck war offen. Am Steuer saß Lazar in einem kurzärmligen weißen Hemd, das seine Sonnenbräune hervorhob. Bei seinem Anblick sprang sie von ihrem Stuhl auf und lief in ihr Zimmer. Zwar hatte sie mit ihm reden wollen, aber es war besser, wenn sie sich das, was sie zu ihm sagen wollte, erst sorgfältig überlegte. Sie musste die richtigen Worte wählen, damit ihm auch klar wurde, wie sie sich bei der ganzen Sache fühlte.
Clare kam nicht mehr dazu, sich weitere Gedanken zu machen, denn plötzlich stand Lazar, ohne vorher angeklopft zu haben, auf ihrer Türschwelle. In der Hand hielt er eine Einkaufstüte.
Sie wollte ihn auf keinen Fall ins Zimmer lassen. „Hören Sie, das können Sie nicht tun!“, rief sie in der panischen Angst, er sei gekommen, weil er nicht so lange warten wollte, bis sie zu ihm kam.
„Was kann ich nicht tun?“, fragte er verwundert, während er mit einem kurzen Blick feststellte, dass sie wieder eins ihrer „Sackkleider“ trug.
„Sie … Sie wissen schon.“ Er hatte die Tür offen gelassen und machte keine Anstalten, sie zu schließen. Clare ärgerte sich über sich selbst, weil sie so voreilig herausgeplatzt war. Hätte sie nur gewartet, bis er den Grund seines Besuchs erwähnt hatte.
„Hören Sie, Mr. … Lazar.“ Sie nannte ihn wieder beim Vornamen, wie sie es in Gedanken sowieso tat. „Sie müssen einsehen, dass das alles ein Irrtum ist.“ Seine Miene war undurchdringlich, und nichts in seinem Blick ermutigte sie zum Weiterreden, doch es musste sein. „Ich kann nicht tun, was Sie von mir verlangen“, sagte sie flehend. „B…bitte zwingen Sie mich nicht dazu. Ich kann es nicht!“
Einen Moment lang erschien ihr der Ausdruck seiner dunklen Augen nicht mehr ganz so hart und
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