Die Rache des stolzen Griechen
zur Villa geschleppt hätte, um persönlich darüber zu wachen, dass sie etwas aß. Einen Augenblick lang wirkte er so grimmig entschlossen, dass sie tatsächlich nichts anderes erwartete. Rasch trat sie einen Schritt zurück, bevor er sie erneut packen konnte.
Seine Kiefer mahlten, als er ihre Bewegung bemerkte. „Dann verhungern Sie eben“, stieß er entnervt zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Und schon schlug er den Weg zur Villa ein.
Clare stand noch lange da und genoss das befriedigende Gefühl, zum ersten Mal in ihrem Leben jemandem die Stirn geboten und dabei noch gewonnen zu haben. Sie war Lazar sogar ein wenig dankbar, weil er ihr gezeigt hatte, dass sie mehr Mumm besaß, als sie sich zugetraut hätte.
Doch ihre Genugtuung darüber verflog rasch wieder bei der Frage, was sie jetzt tun sollte. Sie hatte nicht das geringste Verlangen danach, ihm zur Villa zu folgen.
Während sie den Blick umherschweifen ließ, wurde ihr bewusst, welch ein wunderschönes Fleckchen Erde Lazar Vardakas sich für seine Villa ausgesucht hatte. Rechter Hand lag das blaue Meer. Es sah so warm und einladend aus, dass sogar eine Nichtschwimmerin wie sie die Versuchung überkam, darin zu baden. Vor ihr lag der sonnenbeschienene Strand, in einiger Entfernung befanden sich ein Bootsteg und ein Bootshaus. Zu ihrer Linken erhoben sich sanfte, mit Pinien bewachsene Hügel. Es war der perfekte Ort für einen gestressten Geschäftsmann, der Ruhe und Erholung suchte.
Angesichts der Schönheit dieser Landschaft gelang es Clare, Lazar Vardakas für eine Weile aus ihren Gedanken zu verbannen. Die Pinienwälder zogen sie wie magisch an. Automatisch setzte sie einen Fuß vor den anderen. Wenn sie schon hier war, dann wollte sie den Frieden und die Stille wenigstens für kurze Zeit genießen. Vielleicht kam sie dann auch innerlich ein wenig zur Ruhe.
Sie hätte nicht sagen können, wie lange sie durch den von Sonnenlicht durchfluteten Wald gewandert war, bis sie zu einer Lichtung kam, auf der sie sich niederließ. Leider fand sie auch hier nicht die ersehnte Ruhe. Immer wieder musste sie an das Opfer denken, das sie bringen musste, um Kit vor einem grausamen Schicksal zu bewahren.
Diese Gedanken waren es dann auch, die sie veranlassten, die Stille des Pinienwäldchens zu verlassen. Seufzend stand sie auf und machte sich auf den Weg zurück zur Villa.
Kurz vor dem Haus entdeckte sie einen schmalen Pfad, der an ihrem Zimmer vorbeiführte. Sie war schon fast dort angelangt, da sah sie Lazar neben der gläsernen Schiebetür stehen. Seiner nicht gerade freundlichen Miene nach zu urteilen schien er auf sie gewartet zu haben. Da er sich nicht vom Fleck rührte, blieb ihr nichts anderes übrig, als an ihm vorbeizugehen, um in ihr Zimmer zu gelangen.
„Wo, zum Teufel, sind Sie gewesen?“, fuhr er sie an, noch bevor sie ihn erreicht hatte.
„Wo soll ich schon gewesen sein?“ Er wusste ebenso gut wie sie, dass Kits Wohlergehen von ihrem Bleiben abhing.
„Gut, dann sind Sie sich ja im Klaren darüber, dass ich sofort meinen Bruder anrufen und ihn bitten werde, an meiner Stelle zu handeln, falls Sie versuchen sollten, mir davonzulaufen“, warnte er sie. „Wir essen in einer Stunde zu Abend. Seien Sie pünktlich.“
Ohne zu antworten, ging Clare an ihm vorbei in ihr Zimmer, fest entschlossen, das Knurren ihres Magens ebenso zu ignorieren wie Lazars Aufforderung, zum Essen zu erscheinen.
Da sie völlig verschwitzt war, suchte sie sich frische Wäsche und ein anderes Kleid heraus und ging ins Bad. Während das Wasser in die Wanne lief, schob sie einen stabil aussehenden Wäschekorb vor die Tür für den Fall, dass Lazar ihr einen Besuch abstatten wollte. Allerdings bezweifelte sie, dass der Korb ihn daran hindern würde.
Frisch gebadet und wieder angezogen mit einem ihrer weiten bedruckten Kleider, musste sie zugeben, dass sie halb verhungert war. Sie sagte sich, dass sie nur aus Hunger ins Esszimmer ging, und nicht, weil sie fürchtete, Lazar könnte bei ihr auftauchen und sie gewaltsam holen.
Als sie eintrat, war er bereits anwesend. In seiner schwarzen Hose und dem schwarzen Rollkragenpullover wirkte er noch finsterer und bedrohlicher als sonst.
Missbilligend blickte er ihr entgegen. „Besteht Ihre Garderobe aus nichts anderem als diesen bunten Sackkleidern?“, fragte er in einem Ton, den Clare richtig ekelhaft fand.
„Tut mir leid, dass ich kein Abendkleid mitgebracht habe“, erwiderte sie spitz und stellte zu ihrer
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