Die Rache des stolzen Griechen
sekundenlang mit dem Rücken dagegen. Gedankenvoll betrachtete sie ihren neuen Sonnenhut und dachte dabei an Lazar und all die großartigen Dinge, die sie heute gesehen und erlebt hatte. Und sie wusste, dass sie ihr Herz an dieses wunderschöne Land verloren hatte.
5. KAPITEL
Auch in dieser Nacht schlief Clare tief und traumlos, was sie beim Aufwachen verwunderte. Ihr waren genug Gedanken durch den Kopf gegangen, um sie stundenlang wach zu halten. Stattdessen war sie sofort eingeschlafen, kaum dass sie die Augen zugemacht hatte. Wahrscheinlich hat es an der frischen Luft gelegen, dachte sie bei sich, bevor sie aufstand und eins ihrer Kleider aus dem Schrank nahm.
Als sie wenig später auf die Terrasse kam, um zu frühstücken, war Lazar nirgends zu sehen. Clare war ganz froh darüber. Nach diesem wunderschönen Tag gestern hätte sie es nur schwer ertragen, wieder in dieses kalte, maskenhafte Gesicht zu blicken, das er so oft aufsetzte.
Nachdenklich trank sie einen Schluck Orangensaft. Schon gestern Abend war Lazar nicht zum Essen erschienen. Hatte er ihre Gesellschaft zu langweilig gefunden und war deshalb noch ausgegangen, um sich mit interessanteren Frauen zu amüsieren?
Sie hätte es ihm nicht verdenken können. Immerhin war er ein Mann von Welt, den seine Geschäfte heute nach London, morgen nach New York führten. Wie hätte sie auch mit all den eleganten und kultivierten Frauen konkurrieren können, denen er sicher jeden Tag begegnete?
Erschrocken hielt sie inne. Konkurrieren! Hatte sie dieses Wort tatsächlich in Verbindung mit Lazar und anderen Frauen gebracht? Lieber Himmel, sie war an ihm doch gar nicht interessiert! Ihr ging es nur darum, ihrem Bruder zu helfen und ungeschoren aus dieser üblen Geschichte herauszukommen.
Aber das Wort ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Was hatte Lazar mit ihr angestellt, dass sie auf solche Gedanken kam? Nicht, dass er ihr zu nahe getreten wäre. Gut, er hatte ihre Figur bewundert, als sie im Badeanzug vor ihm stand, und er hatte es fertiggebracht, dass sie sich ihrer Weiblichkeit bewusst geworden war.
Noch einer anderen Tatsache war sie sich bewusst geworden – sie war am Strand nicht ohnmächtig geworden, weil sie befürchtet hatte, er wollte sie küssen, sondern weil diese furchtbaren Erinnerungen in ihr aufgestiegen waren.
Lazar Vardakas hatte vermutlich gespürt, dass sie nicht in einer kalten, feindseligen Atmosphäre zu ihm kommen konnte. War er deshalb so nett und freundlich zu ihr gewesen? Um ihr Vertrauen zu gewinnen und ihr die Sache zu erleichtern? Gleichzeitig fragte sie sich, warum er sich diese Mühe machen sollte. Es änderte nichts an der Tatsache, dass seine Familienehre auf dem Spiel stand und sie den Preis dafür zahlen musste.
Während sie dasaß und ihren Kaffee trank, fiel ihr Blick auf Lukas, der im Garten beschäftigt war. Plötzlich tauchte Lazar auf und wechselte ein paar Worte mit ihm. Einen Moment später entdeckte er sie auf der Terrasse. Es sah so aus, als wollte er zu ihr herüberkommen, und so gab sie vor, ihn nicht gesehen zu haben. Rasch trank sie ihren Kaffee aus, stand auf und schlüpfte durch die Terrassentür. Ihr Gefühlsaufruhr machte es ihr unmöglich, jetzt mit ihm zu sprechen. Sie stürmte den Korridor entlang zu ihrem Zimmer und verließ es auf der anderen Seite sofort wieder durch die Schiebetür. So schnell die Füße sie trugen, lief sie auf das Pinienwäldchen zu, das sie am Tag ihrer Ankunft erkundet hatte.
Atemlos blieb sie im Schutz der Bäume stehen und blickte auf die Villa hinunter. Von Lazar war nichts zu sehen. Er schien ihr also nicht gefolgt zu sein. Ihre Aufregung legte sich ein wenig, doch sie war nicht bereit, ihr Versteck zu verlassen.
Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als sie hörte, wie der Motor eines Wagens angelassen wurde. Gleich darauf geriet der Mercedes in ihr Blickfeld. Am Steuer erkannte sie Lazar. Er fuhr also weg.
Sie verbrachte den Vormittag damit, durch den Wald zu wandern und sich innerlich auf die Begegnung mit Lazar vorzubereiten, wenn sie zusammen den Lunch einnahmen. Als er dann gar nicht erschien, empfand sie eine seltsame Enttäuschung. Sie wünschte, ein wenig Griechisch zu können, um Phoebe nach seinem Verbleib fragen zu können.
Als sie später in ihrem Zimmer eine der Schubladen öffnete, fiel ihr Blick auf den braunen Badeanzug. Phoebe musste ihn weggeräumt haben. Spontan kam ihr eine Idee. Nachdem Lazar nicht zum Lunch erschienen war, würde er
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