Die Rache des stolzen Griechen
schuldig zu sein? Himmel, das war nun wirklich nicht der richtige Zeitpunkt, sich derartige Gedanken zu machen! Sollte sie ihm nicht beweisen, dass die Worte, die sie ihm geschrieben hatte, ernst gemeint waren?
Nach einer Weile bog Lukas in die Zufahrt zur Villa ein. Inzwischen war Clare so durcheinander, dass sie sich fragte, ob es wirklich eine so gute Idee gewesen war, hierherzukommen.
Mit weichen Knien stieg sie aus dem Auto und betrat wenig später mit Lukas die Villa. Drinnen war alles still. Kein Lazar kam, um sie zu begrüßen. Hatte er das Motorengeräusch nicht gehört?
„Tó salóni“, erklärte Lukas, bevor er sie allein ließ. Sie würde Lazar also im Salon finden.
Und dann stand sie mit wild klopfendem Herzen vor der Tür. Clare musste sich erst ein paar Mal räuspern, bevor sie die Klinke niederdrückte.
Ihr erster Blick fiel auf Lazar. Seine dominierende Persönlichkeit schien den Raum auszufüllen. In seiner üblichen schwarzen Kleidung sah er so aus, wie sie ihn in Erinnerung hatte, und doch war etwas anders an ihm. Zuvor hatte er nicht so … so verhärmt ausgesehen, als hätte ihm das Leben in den letzten vier Monaten übel mitgespielt.
Mit einem merkwürdig angespannten Ausdruck sah er ihr entgegen. Clare glaubte auch, so etwas wie Unsicherheit in seinen dunklen Augen zu lesen, während er in ihrem Gesicht forschte. Am liebsten hätte sie sich in seine starken Arme geworfen, doch ihre Füße waren wie festgefroren, und sie brachte kein einziges Wort hervor.
Und je länger sie schweigend dastand, umso angespannter wurden seine Züge.
Schließlich brach er das Schweigen. „Du bist allein gekommen?“, fragte er steif.
„Ich … meine Mutter wollte erst, dass Kit mich begleitet.“ Clare war froh, dass sie ihre Stimme wiedergefunden hatte, auch wenn sie ebenso kühl klang wie seine. „Aber ich wollte allein kommen.“
Sein Ausdruck wurde geradezu starr. „Ich hätte nicht gedacht, dass du tatsächlich kommen würdest.“
„Ich …“ Clare unterbrach sich. Meine Güte, das war einfach furchtbar! Da standen sie wie zwei Fremde voreinander. Oder war sie für ihn nichts weiter als das? Dieser Gedanke erschien ihr noch schrecklicher. Nervös nagte sie an ihrer Unterlippe. Wäre sie nur nicht hergekommen!
Reiß dich zusammen, Clare!, befahl sie sich im nächsten Moment. Wo ist dein Mut geblieben? Hast du den ganzen Weg gemacht, um schon bei der ersten Hürde davonzulaufen?
„Ich musste einfach kommen“, sagte sie dann tapfer. Wie durch ein Wunder kehrte dabei auch die Wärme in ihre Stimme zurück. Ihr ganzer Körper wurde von dieser Wärme erfasst, und sie hatte noch nie größeren Mut besessen als in diesem Augenblick.
„Lazar, ich liebe dich“, gestand sie ihm.
Sie war froh, es ausgesprochen zu haben. Bis sie sah, wie er die Augen schloss und ein paar Mal hart schluckte.
Seine Reaktion kränkte und demütigte sie zutiefst. Ihr Geständnis war ihm nur peinlich!
Clare kamen die Tränen. „Bitte verzeih, dass ich dich in Verlegenheit gebracht habe“, flüsterte sie. „Das hatte ich nicht beabsichtigt. Ich … ich gehe wieder.“
Sie drehte sich um, ohne zu wissen, wohin sie gehen sollte. Doch sie ertrug es nicht länger, zu sehen, was sie mit ihren Worten angerichtet hatte.
„Bleib!“, riss sein heiserer Aufschrei sie unerwartet zurück. „Bitte bleib, Clare“, fügte Lazar mit beherrschterer Stimme hinzu. „Zieh deinen Mantel aus und setz dich.“
Unsicher schaute sie ihn an. Warum wollte er, dass sie blieb? Ihr Vorsatz zu gehen geriet ins Wanken. Wie gern würde sie bleiben, und wenn es nur über die Weihnachtsfeiertage war!
Langsam knöpfte sie ihren Mantel auf, zog ihn aus und legte ihn über die Sessellehne. Als sie den Kopf hob, sah sie, wie Lazar den Blick anerkennend über ihr neues Kleid gleiten ließ. Vor noch nicht allzu langer Zeit hätte sie dabei die Arme schützend vor der Brust verschränkt. Tapfer hielt sie seinem Blick stand, mit dem er ihr nun in die Augen sah.
Er bat sie, sich zu setzen, und nahm in dem Sessel ihr gegenüber Platz. Clare entspannte sich etwas, als sie merkte, dass er sich wieder unter Kontrolle hatte und mehr Ähnlichkeit mit dem Lazar bekam, den sie kannte.
„Clare, ich weiß, es hat dich viel Mut und Überwindung gekostet, hierherzukommen und über deine Gefühle für mich zu sprechen“, begann er dann ernst. „Natürlich musst du gespürt haben, dass ich dich von ganzem Herzen liebe, mit meiner Seele …“
Er hielt
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