Die Rache ist Dein
zurück, als hätte sie einen Schlag gegen das Kinn bekommen. »Das ist nicht nur falsch, das ist total absurd!« Aber sie empfand mehr Furcht als Wut. Amory breitete die Arme aus. »Laß es nicht an dem Boten aus. Vielleicht kannst du dem ein Ende machen und seine Berichte nicht mehr tippen.«
»Beaudry hatte das vorgeschlagen.«
»War wohl kein guter Tip.«
Cindy sah ihn an, unsicher, ob er Freund oder Feind war. »Ich sollte einfach meinen Job machen und nicht mehr auf den Rat anderer hören. Wer glaubt, daß ich mit Tropper schlafe?«
»Da scheint es zwei Lager zu geben«, erwiderte Amory. »Die Machos sagen >Tja, typisch, 'ne Schlampe, die sich nach oben schläft.< Dann gibt's da noch andere Affen, die wissen, daß du Decker heißt und nicht blöd bist ... zumindest nicht so blöd. Vor allem nicht, um was mit Tropper anzufangen.«
»Ich schlafe nicht mit Clark Tropper. Genaugenommen schlafe ich momentan mit niemandem, weder mit Cops noch mit anderen. Mein Liebesleben ist total zum Stillstand gekommen.«
»Das läßt sich ändern.«
»Aber mit keinem von euch«, sagte Cindy. »Vielen Dank, ich behalte lieber meinen Nonnenstatus bei. Du könntest mir einen Gefallen tun und das verbreiten.«
»Daß du eine Nonne bist.«
»Daß bei mir Zutritt verboten ist.«
Amory stand auf. »Ich glaube, das war das Stichwort für meinen Abgang.«
»War nett, mit dir zu reden, Amory.« In wenigen Minuten hatte Cindy es geschafft, alle zu vertreiben. Mann, brachte sie Leben in die Bude! Nach einer Ewigkeit besaß Hayley die Freundlichkeit zurückzukommen. Sie warf Cindy einen fragenden Blick zu. »Du siehst fix und fertig aus.«
»Amory hat gesagt, alle glauben, daß ich mit Tropper schlafe. Stimmt das?«
»Amory hat wohl gehofft, daß du mit Tropper schläfst«, antwortete Hayley. »Weil du, wenn du so dämlich wärst, auch auf ihn reinfallen könntest.«
»Du hast die Frage nicht beantwortet. Hast du was läuten gehört?«
»Nichts Ernstes. Amory ist ein Schürzenjäger. Er hat's bei dir versucht. Es hat nicht funktioniert. Vergiß es.«
Cindy ersparte sich die Frage, woher Hayley das wußte. »Was ist mit Bederman?«
»Frag nicht.« Marx rieb sich die Stirn. »Gott, mir stinkt diese Kneipe. Warum sind wir hier?«
Weil du es wolltest! lag Cindy auf der Zunge. Statt dessen sagte sie: »Laß uns irgendwo in Ruhe einen Kaffee trinken.«
»Klingt gut. Wie wär's bei dir?«
Warum um alles in der Welt wollte Hayley dorthin? Hm das zu beenden, was sie letzte Nacht angefangen hatte? Aber so, wie sie es sagte, klang es beinahe romantisch ... als hätte sie es gern gemütlich. Bei Cindys momentanen Rochus auf die Kerle klang es verlockend. Beinahe. »Hast du die Sache mit Lopez geklärt?«
»Ja, klar.«
»Wo ist er?« Cindy sah sich um. »Ich seh ihn nirgends. Wo ist er hin?«
»Ich weiß nicht.« Hayley schaute in die Runde. »Vorhin stand er noch an der Theke. Egal. Laß uns gehen.«
Cindy hängte sich die Tasche über die Schulter. »Weißt du, wo ich wohne?«
»Keine Ahnung.«
»Dann fahr mir nach. Ich kann einen guten Cop gebrauchen, der auf mich aufpaßt.«
Hayley runzelte die Brauen. »Wieso?«
»Mir ist in letzter Zeit einiges passiert. Komm.«
Hayley rührte sich nicht. »Was ist dir passiert?«
Sie klang eher besorgt als überrascht. Cindy hätte mißtrauisch sein sollen, vorsichtig. Aber sie wollte sich dieser Frau anvertrauen. Was hatte Hayley an sich, das Cindys Vertrauen weckte? »Ich erzähl's dir später«, sagte Cindy. »Nicht hier. Vor allem nicht hier.«
25
Acht Nachrichten auf dem Anrufbeantworter. Aber es wäre unklug, sie abzuhören, solange Hayley da war. Cindy war erstaunt, wie frisch ihre Wohnung aussah - sauber und ordentlich, die Arbeitsplatten in der Küche fleckenlos, als hätte sie Frühjahrsputz gehalten. Hayleys Blick wanderte durch den Raum, blieb an dem Sofa und den geflickten Polstern hängen.
»Was ist mit deinen Möbeln passiert?« fragte sie. »Sieht aus, als wäre jemand mit einem Messer durchgedreht.« Sie betrachtete Cindys Gesicht. »Ist es ein Beispiel für das, worauf du angespielt hast, oder hast du das Sofa gebraucht gekauft?«
»Nein, als ich am Freitag morgen zur Arbeit gegangen bin, war es noch ganz.«
»Mein lieber Schieber!« Hayley zog die Augenbrauen hoch. »Was ist passiert?«
»Wenn ich es wüßte, würde ich's dir sagen.«
»Jemand ist eingebrochen.« Hayley schüttelte den Kopf. »Puh! Kein Wunder, daß du so fertig aussiehst. Warum hast du das
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