Die Rache ist Dein
sie den Kaffeebecher abstellen konnte.
»Stell ihn einfach auf den Boden.« Cindy sprang auf, kaum fähig, ihre Wut zu unterdrücken. Sie bemühte sich, leise, klar und sehr langsam zu sprechen. »Du kannst nicht beides haben! Entweder du weißt was oder nicht!«
»Ich sag doch, es ist nur eine Ahnung.«
»Und auf was basiert diese Ahnung?«
»Hör auf, mich so anzusehen!« Hayley stellte den Becher auf den Boden. »Ich weiß nur, wozu einige dieser Kerle fähig sind, besonders bei Anfängerinnen. Wir haben es hier nicht mit politisch korrekten Jungs zu tun, Cin. Das sind High-School-Abgänger, einfach Gestrickte, die ein bißchen Aufregung haben wollen und eine gute Pension. Warum glaubst du wohl, daß ich auf dich aufpasse?«
»Tja, wenn du auf mich aufgepaßt hast, dann hast du irgendwo Scheiße gebaut.« Beide schwiegen, was Cindy Zeit gab zu überlegen, was sie gerade gesagt hatte. Sie atmete ein und langsam wieder aus. »Du hast keine Scheiße gebaut. Du bist nicht für mich verantwortlich. Entschuldige.« Hayley winkte ab. »Wenn jemand in meine Wohnung eingebrochen wäre, sie verwüstet und Hundescheiße auf meinem Bett hinterlassen hätte, wäre ich bewegungsunfähig. Ich staune, daß du in ganzen Sätzen sprechen kannst.«
»Du hättest mich vor zwölf Stunden sehen sollen.« Cindy sammelte sich. »Dir ist auch was passiert.« Eine Feststellung, keine Frage. »Was?«
Hayleys Kiefer begannen zu mahlen. »Wenigstens nichts mit Exkrementen.«
»Was dann?«
»Am Anfang war ständig was mit meinem Auto. Einmal war es der Bremsschlauch, dann die Batterie, einmal der Zylinderkopf, dann war der Tank leer ... da hatte ich gerade Bellini's verlassen. Drei Uhr morgens, und kein Schwein weit und breit. Die Benzinanzeige stand auf halb voll, aber im Tank war kein Tropfen.«
»Warum hast du mir nichts gesagt?«
»Was hätte ich dir sagen sollen? Daß die Kerle, mit denen wir zusammenarbeiten, Arschlöcher sind? Das wußtest du bereits.«
»Wenigstens hättest du mich warnen können, Hayley. So bin ich völlig blind da reingetappt.«
»Tut mir leid.«
»Wie lange hat es gedauert?«
»Fast mein ganzes erstes Jahr. Dann haben sie andere gefunden, die sie schikanieren konnten. Ich hätte was sagen sollen. Ich hab es bewußt nicht getan, weil ich den Brunnen nicht vergiften wollte. Außerdem dachte ich, dir würde nichts passieren, wegen deines Vaters. Und du bist schon eine Weile dabei. Wir bewegen uns auf einem schmalen Grat zwischen Akzeptanz und Ablehnung. Je unauffälliger wir Frauen sind und je weniger Probleme wir bereiten, desto mehr mögen sie uns.«
»Wo sind wir hier?« blaffte Cindy. »Auf der Grundschule?«
»Es geht nicht darum, beliebt zu sein, Decker. Hier geht es um Leben und Tod. Sie müssen das Gefühl haben, daß wir zu ihnen gehören. Sonst riskieren sie ihren Arsch nicht, wenn wir sie brauchen. Also sag ich, laß sie ihren Spaß haben. Man kann nur hoffen, daß sie sich irgendwann genug amüsiert haben und bereit sind, ihr Leben für dich aufs Spiel zu setzen.«
»Wenn Vandalismus und Hundescheiße auf dem Bett deren Vorstellung von Spaß ist, dann ist etwas entsetzlich faul im Staate Hollywood.«
Hayley nickte. »Exkremente scheinen mir übertrieben.«
»Scheinen?« Cindy ging immer noch auf und ab. »Du willst behaupten, jemand von unserem Revier hätte das getan, als ein ... Initiationsritus?«
»Möglich. Vielleicht war es Tropper. Du hast ihn blamiert, stimmt's? Kann sein, daß er sich gerächt hat.«
»Das war vor über einer Woche. Und seitdem hab ich ständig was für ihn getan.«
»Vielleicht ist er immer noch sauer.«
»Ist er der Typ dazu?«
»Ja. Auf jeden Fall.
Hayley schien unbedingt Tropper die Schuld geben zu wollen. Er war der logischste Kandidat, aber Cindy war noch nicht bereit, Hayley freizusprechen. Was meinte sie damit, sie würde auf Cindy »aufpassen«? Cindy stellte ihr genau diese Frage.
»Ich halte nur Augen und Ohren offen«, antwortete Hayley.
»Und?«
Sie sah in ihren Schoß. »Man hört so einiges. >Decker ist smart, sie geht mir auf die Nerven, mit ihrem Vater kann sie nicht mithalten, sie hat einen hübschen Arsch.< Hat das was zu bedeuten?« Hayley zuckte die Schultern. »Am meisten zerreißen sie sich das Maul über diesen Fall häuslicher Gewalt, wo du Tropper bloßgestellt hast. Dein Partner hat die Geschichte immer wieder erzählt.«
»Graham?« Hayley nickte. »Was hat er erzählt?«
»Daß du das prima hingekriegt hast. Und daß du
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