Die Rache ist Dein
im Auge behalten. Ich mußte Zeit totschlagen. Ich dachte mir, wenn ich dir ... Unannehmlichkeiten ersparen kann, warum nicht? Als du anfingst, die Spur zu wechseln, wußte ich, daß du deinen Beschatter entdeckt hattest. Was mich beeindruckt hat, schließlich bist du noch Anfängerin. Als der Camry umgedreht hat und dich abzuschütteln versuchte, war ich mir ganz sicher: Einer von den Kerlen, der es dir zeigen wollte. Du hättest ihn melden sollen, Decker, und die Sache auf sich beruhen lassen.«
»Ich konnte ihn nicht melden, weil ich zu schnell fuhr.«
»Das sag ich ja. Du hättest ihn fahren lassen sollen. Statt dessen hast du dich drangehängt und versucht, es allein durchzuziehen. Der Kerl hätte auch eine 44er Magnum dabei haben können. Er hätte dich umpusten können, bevor du weißt, was los ist. So, wie du gerast bist, hast du beinahe mehrere Unfälle verursacht.«
Cindy verdaute die Geschichte. Ein Teil davon war bestimmt erfunden, aber einiges stimmte. Marx und sie hatten das Revier zur selben Zeit verlassen. Und sie waren in dieselbe Richtung gefahren. Und Marx konnte Cindys Wohnung nicht verwüstet haben, weil sie mit Oliver zusammen gewesen war. Was ging hier wirklich vor?
»Egal« — Hayley betrachtete ihre Fingernägel, ließ die Hände in den Schoß fallen - »als du in die Berge raufgefahren bist, hab ich gewartet, weil ich wußte, daß du irgendwann wieder runterkommen würdest. Aber als du nicht kamst, hab ich mir Sorgen gemacht und bin dir nachgefahren. Und dann sah ich dein qualmendes Auto und dachte, ich hätte recht gehabt. Jemand hatte an deinem Wagen rumgepfuscht. Darum hab ich dich bergab begleitet. Sobald ich sah, daß dein Auto funktioniert, hab ich mich aus dem Staub gemacht.« Wieder betrachtete sie ihre Hände. »Das ist alles, Decker. Mehr fällt mir nicht ein.«
»Warum hast du mir nicht sofort von deinem Verdacht erzählt?«
»Das hätte ich tun sollen. Aber es ist nicht so einfach, Cin. Zu wissen, wem man vertrauen kann und vor wem man sich in acht nehmen muß. Du denkst momentan bestimmt dasselbe. Kann ich ihr trauen oder nicht?«
»Kann ich?«
»Wie soll ich das beantworten? Ja, du kannst mir trauen. Aber woher sollst du das wissen? Das ist einer der Fälle, bei dem dir nur die Zeit helfen kann.«
Kaum hatte Decker aufgelegt, hätte er Cindy am liebsten gleich wieder angerufen, die Leitung offen gehalten und den Hörer über Nacht wie ein Babyphon unter das Kissen geschoben. Aber Cindy war kein Baby mehr. Er machte die Nachttischlampe aus, wickelte sich in seine Decke, hoffte, daß der Schlaf irgendwann kommen und seine Sorgen überdecken würde. Da spürte er, wie Rina seinen Rücken streichelte. . Er schnurrte. »Das tut gut.«
»Alles in Ordnung?«
»Im Moment ja.«
»Glaubst du, daß sie schlafen kann?«
»Hoffentlich. Sie ist jung ...zäh ... läßt sich nicht so leicht unterkriegen. Eigenschaften, die ihr nützen, aber es schwer machen, ihr Vater zu sein.« Schweigen. Mehr Streicheln.
»Mach weiter. Du machst das prima«, murmelte Decker. »Eine bestimmte Stelle?« fragte Rina. »Fühlt sich alles gut an.« Dann überlegte er kurz. »Tja, wenn du mich schon so fragst, meine Lieblingssrelle liegt nicht unbedingt auf meinem Rücken.«
»Ist dir wirklich danach?« Rina kicherte. »So war das nicht gemeint.«
Decker drehte sich um, sah sie an. »Ich weiß nicht. Wir können es probieren, aber versprechen kann ich nichts.«
»Probieren ist gut. Vielleicht ... lockert dich das auf.«
»Sex als Entspannung.« Er seufzte. »Wie hältst du es nur mit mir aus?«
»Erst die Liebe. Dann können wir reden.«
»Kann sein, daß ich hinterher zu müde bin.«
»Dann schlafen wir eben. Das ist auch okay.«
Decket dachte darüber nach. Sex, danach Schlaf. Das klang gut.
Im Halbschlaf hörte Cindy das Klopfen, erkannte aber erst nach einigen Sekunden, was es bedeutete. Jemand war an der Tür. Wieder vergingen Sekunden, bis ihr die Brust eng wurde und ihr Herz zu hämmern begann. Vielleicht war es Dad. (Und wenn es Dad war, wollte sie ihm wirklich aufmachen?) Es konnte aber auch Oliver sein. Das Klopfen hörte auf.
Sie dachte: Wenn du Oliver bist, geh nicht weg. Warte.
Langsam schwang sie die Beine aus dem Bett und hüllte sich in den rosa Bademantel. Ein Auge war offen, das andere verklebt. (Hatte sie im Schlaf geweint?) Auf dem Weg zur Tür rieb sie mit dem Bademantelärmel daran herum, bis es aufging. »Wer ist da?«
»Oliver.«
Cindy schaute durch den Spion,
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