Die Rache ist Dein
hört, daß wir nach ihm suchen, gerät er vielleicht in Panik.«
Hayley stimmte zu. »Wir können ja seine Wohnung durchsuchen. Was hältst du davon?«
»Klar, wer braucht denn schon einen Durchsuchungsbefehl. Warte mal. Was?«
Hayley hörte gedämpftes Stimmengemurmel im Hintergrund. Sie meinte, Erregung in den Stimmen wahrzunehmen. Während sie wartete, rieb sie die Hände aneinander. Im Auto wurde es kalt, und der Kaffee, den sie sich vor einer Stunde besorgt hatte, war nur noch ein übles Gebräu mit geronnener Milch. Gleich darauf war Oliver wieder am Apparat. »Hayley, weißt du, ob Tropper was mit der Highway Patrol zu tun hat?«
»Wie kommst du denn darauf?«
»Wir glauben, daß Cindy in einem Streifenwagen entführt wurde — möglicherweise einem von der Highway Patrol. Kennst du jemanden vom Hollywood-Revier, der einen Freund bei der Patrol hat?«
»Nein. Aber da gibt es bestimmt jemanden.«
»Was weißt du über Tropper?« fragte Oliver. »Nicht viel. Er ist seit mindestens zehn Jahren in Hollywood. Ein abgebrühter Typ. Hat beruflich einen guten Ruf.«
»Keine Beschwerden wegen übermäßiger Gewaltanwendung?«
»Nicht, daß ich wüßte.«
»Verheiratet?«
»Geschieden.«
»Kinder?«
»Weiß ich nicht. Wir sind nicht gerade Kumpel.«
»Ich fahr zu Tropper«, sagte Oliver. »Red du mit Graham.«
»Komisch«, meinte Hayley. »All diese Kerle wohnen nur etwa zwanzig Minuten voneinander entfernt. Hast du Troppers Zivilkennzeichen? Nur für den Fall?«
»Ja. Aber wenn du ihm begegnen solltest, denk gar nicht erst daran, ihn allein zu verfolgen.«
»Niemals«, log Hayley. »Doch wer weiß? Vielleicht hab ich ja totales Glück und treff ihn unterwegs. Wenn ich ihn sehe, ruf ich dich an.«
»Das halte ich für unwahrscheinlich.«
»Sind schon seltsamere Dinge passiert.« Aber Hayley hatte kein Glück, obwohl sie sich alle Mühe gab. Eine halbe Stunde lang fuhr sie herum, versuchte zu erraten, wo Tropper sein könnte, fand ihn aber nirgends. Sie war voller Angst — um Cindy und auch um sich. Hayley wurde das Gefühl nicht los, daß sie das nächste Opfer auf der Liste eines Psychopathen sein könnte.
Kurz vor eins kam sie schließlich bei Beaudrys Haus an. Die Fenster waren dunkel, aber das Verandalicht brannte. Beklommenheit erfüllte sie. Einerseits wollte sie, daß Graham zu den Guten gehörte. Andererseits mußte sie ihn als potentiellen Psychopathen betrachten.
Sie klingelte. Mehrere Minuten verstrichen, bis drinnen das Licht anging und jemand durch den Spion linste. Beaudry öffnete die Tür, das Haar völlig verwühlt, die Augen zusammengekniffen gegen das grelle Verandalicht. Er trug Bademantel und Pantoffeln. »Was zum Teufel machst du denn hier?«
»Cindy wird vermißt.«
»Was!« Sein Mund klappte auf. »Was soll das heißen?«
»Kann ich reinkommen?«
Er trat beiseite. Sein Mund stand immer noch auf. »Was ist los?« Hayley musterte ihn. Er zeigte das richtige Maß an Schock und Entsetzen. »Wußtest du, daß sie Probleme hat, Graham?«
»Was für Probleme?«
»Mit Chauvischweinen.«
Beaudry blinzelte mehrmals. »Wen meinst du?«
»Da gibt's eine ganze Reihe. Zum Beispiel deinen Freund Bederman. Und Clark Tropper ...«
»Tropper ist fies zu allen.« Er starrte sie an. »Glaubst du, Tropper hat ihr was getan?«
»Keine Ahnung.« Hayley war erstaunt, wie ruhig und beiläufig sie klang. »Sie wird vermißt, und er antwortet nicht auf seinen Pager. Weißt du vielleicht, wo er sein könnte?«
Aber Beaudry wich der Frage aus. »Seit wann wird sie vermißt?«
»Seit drei Stunden.«
»Das ist nicht allzulange.«
»In drei Stunden kann viel geschehen, Graham.«
»Das weiß ich.« Er begann, auf und ab zu laufen. »Was ist passiert?«
»Sie war auf dem Weg zu ihrem Vatet, wo sie nicht angekommen ist. Ihr Auto wurde verlassen auf dem Seitenstreifen des Freeway gefunden.«
»O Gott!«
Auf diese Reaktion konnte sich Hayley den anklagenden Ton nicht verkneifen. »Weißt du was davon?«
Beaudry versteifte sich. »Mir gefällt dein Ton nicht, Marx.«
»Was daran liegt, daß ich verdammten Schiß habe, Beaudry!« Eine Frauenstimme rief: »Graham? Wer ist da?«
Seine Frau. Hayley hatte sie geweckt. Sie ruckte mit dem Kopf in Richtung der Stimme. »Kümmer dich um sie.«
»O Gott! Was für ein furchtbarer Schlamassel!« Graham rieb sich das Gesicht. »Ich bin auf deiner Seite, Hayley ... «
Hayley unterbrach ihn, konnte ihre Wut kaum zügeln. »Wenn du auf meiner Seite bist,
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