Die Rache ist Dein
angerufen. Da ist er nicht. Graham ist ein netter Kerl. Ich frag ... «
»Du findest Graham nett. Kannst du ihn dir als möglichen Täter vorstellen?«
»Eigentlich nicht, aber wenn er was damit zu tun hat, sollte ich auf jeden Fall zu ihm fahren. Also, was soll ich zuerst machen? Mit Graham reden oder Bedermans Autos überprüfen?« Beide schwiegen.
Hayley wechselte das Thema, um Oliver Zeit zum Nachdenken zu geben. »Wie läuft's bei euch?«
»Wir haben Kleidungsfetzen gefunden.«
»Von ihr?«
»Ich weiß es nicht, Hayley.«
Er klang bedrückt. Sie fragte: »Aber ihr ... also ... sie habt ihr nicht gefunden?«
»Dann würden wir dieses Gespräch nicht führen.«
»Entschuldige die dumme Frage.«
»Nein, laß nur.« Olivers Stimme wurde weicher. »Die Frage war ganz normal. Ich bin bloß gereizt.«
»Verständlich. Wie geht's dem Lieutenant?«
»Der geht durch die Hölle.«
Das Gespräch verstärkte Hayleys Panik. »Was soll ich zuerst machen?« fragte sie erneut.
»Wie weit ist es bis zu Beaudry?«
»Fünf Minuten.«
»Fahr erst zu ihm. Ruf an, wenn du was erfährst.«
»Du auch.«
Graham wohnte am Fuße eines Hügels, in einem weißen Holzhaus mit Blumenbeeten neben der Einfahrt. Hayley parkte auf der anderen Straßenseite und wollte aussteigen, als ein Auto in Beau-drys Einfahrt gestartet wurde und die Rücklichter angingen. Gerade genug Licht, um das Kennzeichen zu entziffern. Bederman.
Sie ließ ihm einen halben Block Vorsprung, folgte ihm dann mit ausgeschalteten Scheinwerfern bis zum Venice Boulevard. Dann ließ sie sich mehrere Autolängen zurückfallen und schaltete die Scheinwerfer an. Als er in das Wohngebiet von Culver City einbog, hängte sie sich mit erneut ausgeschaltetem Licht wieder an ihn ran. Sein Wohnblock befand sich in einer Straße mit Eigentumswohnungen auf der einen und gleichförmigen, zweistöckigen Häusern auf der anderen Seite. Bederman bog in die Auffahrt der Eigentumswohnungen.
Hayley fuhr einen halben Block weiter, parkte und überlegte, was sie tun sollte. Wenn Bederman die letzten zwei Stunden bei Graham verbracht hatte, konnte er nicht mit Cindy zusammengewesen sein, außer Bederman und Beaudry steckten unter einer Decke. Nichts konnte Hayley noch überraschen. Trotzdem konnte sie sich einfach nicht vorstellen, daß Bederman und Beaudry sonntags beim Grillen zusammensaßen und Cindys Ableben planten. Sie rief Scott an und erzählte ihm, was passiert war.
»Er war mit dem Camero unterwegs. Das fand ich irgendwie beruhigend. Vor allem, weil es schwierig ist, eine Leiche in einem so kleinen Auto zu verstecken. Selbst der Kofferraum ist klein.«
»Ja.« Aber Oliver war entmutigt. Er wäre viel froher gewesen, wenn Hayley bei Bederman auch Cindy gefunden hätte - geknebelt und gefesselt, aber lebendig. Die schreckliche Ungewißheit vernebelte sein Denken. »Bist du noch da, Scott?«
»Ja, bin ich.« Körperlich. Aber im Geist ganz woanders.
Hayley sagte: »Ich glaube nicht, daß Bederman noch mal wegfährt. Vielleicht sollte ich mich auf Graham konzentrieren.«
Oliver dachte darüber nach. »Kann sein, daß Bederman nur die Autos tauscht.«
»Soll ich hier warten?«
»Statt was?«
»Zu Beaudry zu fahren. Könnte doch sein, daß Bederman bei Graham war, um ihm zu beichten, was er getan hat.«
»Oder er hat sich bei Graham ein Alibi verschafft«, meinte Oliver. »Was erhoffst du dir davon, mit Graham zu reden?«
»Mit ihm versteh ich mich besser als mit Bederman. Und er ist Cindys Partner. Nach außen hin scheinen sie miteinander auszukommen. Ich denk einfach, ich kann mehr aus Beaudry rauskriegen als aus Bederman.«
»Was denn?«
»Irgendwas stimmt nicht mit Bederman.« Sie seufzte. »Ich weiß nicht. Ich bin kein Detective. Kannst du mir nicht ein paar Ratschläge geben?«
Das war typisch Hayley — immer geradeheraus. »Hier tut sich nicht viel«, meinte Oliver. »Hör zu, Hayley, ich übernehme Bederman und du Beaudry. Ich kann in etwa ... zwanzig Minuten da sein.«
»Soll ich auf dich warten?«
»Ja ... mach das.« Kurzes Schweigen. »Irgendwas von Tropper?«
»Nein. Hab ihn vor drei Minuten noch mal angerufen. Willst du eine Fahndung nach ihm rausgeben?«
»Auch gegen ihn haben wir nichts in der Hand, Hayley. Den Pager nichr zu beantworten, ist kein Verbrechen. Und wenn er in einem Streifenwagen sitzt, nützt uns die Fahndung nach seinem Privatwagen nichts. Könnte sogar schaden, weil Tropper es über Funk mitbekäme. Wenn er Cindy hat und
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