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Die Rache ist Dein

Die Rache ist Dein

Titel: Die Rache ist Dein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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nicht. An Farin gewandt, sagte er: »Sind Sie bereit, die Sache Schritt für Schritt mit mir durchzugehen?«
    »Ja.«
    »Bist du sicher?« fragte Jason. »Ja.«
    Decker schaute Jason an. »Wollen Sie dabei sein?«
    »Klar.«
    »Sie regen sich nur noch mehr auf.«
    »Tu ich sowieso!« blaffte Jason. »Ich bin außer mir! Ich bin ... ich bin ... « Er verstummte, rieb sich die Stirn. »Haben Sie ein Aspirin dabei? Ich habe die Schwester gefragt, aber die verlangen hier fünf Dollar pro Tablette.«
    Decker zog das Fläschchen Advil aus der Manteltasche, das er stets bei sich trug, und warf es ihm zu. »Gehen die auch?«
    Jason nahm zwei Tabletten und warf das Fläschchen zurück. »Danke.«
    »Keine Ursache.« Den Notizblock in der Hand, sagte Decker zu Farin: »Nehmen Sie sich Zeit.« Farin nickte.
    »Schießen Sie los, wenn Sie soweit sind.« Er verzog das Gesicht. »Tut mir leid. Keine gute Wortwahl.« Farin lächelte. »Schon gut.«
    Dieselben Worte hatte Decker bei den anderen fünf Opfern der Carjacker gebraucht. Alle hatten darüber gelächelt, genau wie Farin. Volltreffer, was das Lächeln anging. Zu dumm, daß seine Aufklärungsrate nicht annähernd so beeindruckend war.

2
    Cindy war nicht der erste Polizist am Tatort, aber sie war der erste weibliche Officer. Als sie und ihr Partner Graham Beaudry eintrafen, hatte sich bereits eine beachtliche Menge vor dem Haus versammelt. Die Leute drängten sich auf dem Bürgersteig; der Rasen war mit gelbem Polizeiband abgesperrt. Gegenstände, hauptsächlich Frauenkleidung, lagen auf dem vertrockneten Gras verstreut wie bei einem improvisierten Flohmarkt. Gleich darauf kam ein Toaster aus dem offenen Fenster geflogen, platzte beim Aufprall auseinander und ließ die Heizspiralen nach allen Seiten fliegen.
    Die Menge johlte.
    Toll, dachte Cindy. Ermutigt die Dummköpfe ruhig auch noch.
    Sofort begann das Paar zu schreien, größtenteils waren es schrille Frauenschreie. Sie zerschnitten die stille Vormittagsluft wie Sirenen.
    Die ursprüngliche Anzeige war als häusliche Streitigkeit über den Funk gekommen, die unbeliebtesten Fälle auf dem Revier, weil sie oft in Gewalt ausarteten. Drei weitere Streifenwagen waren bereits eingetroffen, unter ihnen der von Sergeant Tropper. Also würde Sarge die Befehle geben.
    Das Viertel bestand überwiegend aus Nachkriegsbauten für Veteranen. Hier wohnten vor allem Hispanos, wie in vielen Teilen Hollywoods. Und andere ethnische Gruppen, allesamt aus dem unteren Drittel des Einkommensniveaus. Ein paar reichere Weiße lebten ebenfalls in dem Bezirk, wohnten auf den Hügeln oder in abgelegenen Canyons.
    Als Cindy aus dem Wagen stiegt, fing ihre Lunge an zu brennen. Smog breitete sich über den Talkessel aus, hing über den Bergen wie rostrote Tünche. Graham und Cindy gingen zu den anderen, Graham wie immer in seinem berühmten Watschelgang. Er hatte eine tiefe Taille und dazu überentwickelte Oberschenkel. Was ihn nicht gerade zu einem Sprinter machte, wie Cindy aus schlechter Erfahrung wußte. Als sie einmal einem Straßenräuber nachjagen mußten, hatte Cindy Graham weit hinter sich gelassen.
    Aber Beaudry hatte auch seine guten Seiten. Er behandelte sie mit Respekt, wahrscheinlich aus Achtung vor ihrem hochgestellten Vater, Lieutenant Decker.
    Das Megaphon in der Hand, nickte Sergeant Tropper den beiden zu. Sarge war etwa so alt wie ihr Vater, vielleicht sogar älter. Mitte fünfzig, über einsachtzig, kräftig. Er hatte graue, dünne Haare, die er in Strähnen über den Kopf kämmte, um den kahlen Schädel zu kaschieren. Sein Blick war starr und kalt. Heute hatte Tropper zusammen mit Rob Brown Schicht; der nahm sie beiseite und schilderte ihnen die Lage.
    »Zwei wirkliche Schätzchen. Sie sagt, sie zielt mit einer Waffe auf die Eier ihres Mannes. Er hat nicht widersprochen.«
    Cindy sah sich um. »Sollten wir nicht zuerst das Gebiet räumen?«
    »Das ist noch nicht alles, Officer Decker. Im Haus sind Kinder. Wenn Mamacita zu schießen anfängt, haben wir ein echtes Problem.«
    »Wie alt sind die Kinder?« fragte Cindy.
    »Sieben und neun.« Brown schob sich einen Kaugummi in den Mund. »Sarge überlegt, was wir jetzt tun sollen.«
    »Kann man ihr das nicht ausreden?« fragte Beaudry.
    »Bisher nicht«, erwiderte Brown. »Sie ist stocksauer!« Er sah auf die Uhr. »Drei Uhr zweiundfünfzig, verdammt. Hätten die nicht auf die Nachmittagsschicht warten können, die um vier beginnt?«
    »Decker!«
    Cindy sah sich um. Tropper winkte sie

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