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Die Rache. Thriller.

Die Rache. Thriller.

Titel: Die Rache. Thriller. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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beugte sich über sie und stieß plötzlich den Richter auf das Bett zurück. Sie griff ihm in die Tasche und zog seine Autoschlüssel heraus. Dann stand sie wieder aufgerichtet, lachend da und sah auf ihn herab.
    »Du Schwein mußt besonders viel lernen. Dir werden wir hier schon die richtigen Flötentöne beibringen.«
    Sie lächelte. Tommy hatte Angst vor ihrem Lächeln.
    »Sehen Sie sich ruhig einmal um, Richter. Gehen Sie auf und ab, von einer Wand bis zur anderen und wieder zurück. Waren Sie schon mal in einer von diesen Zellen, in die Sie die Leute schicken? Schon mal eingelocht gewesen wie ein Krimineller? An der Wand da können Sie Ihre Striche machen. So ist das üblich im Knast. Nun stellen Sie sich bitte sechstausendfünfhundertsiebzig Striche vor. Alles klar?«
    Sie machte eine Pause, und ihr Haß lag erstickend über dem engen Gefängnis.
    Ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. »Ich bringe euch bald euer Abendessen.« Dann wandte sie sich um und fügte im Gehen hinzu: »Es wäre am besten, wenn Sie sich hier nicht mucken würden.«
    »Wir tun, was Sie uns sagen«, antwortete der Richter.
    »Genau, ganz genau«, sagte die Frau. »Denn sonst werdet ihr krepieren.«
    Sie sah Tommy an und sagte: »Ihr beide. Du auch.«
    Dann ging sie. Sie hörten den Riegel, der ins Schloß krachte, als sie die Tür hinter sich zuzog.
    Richter Pearson nahm seinen Enkel in die Arme und drückte ihn an sich.
    »Nun, da stecken wir ja ganz schön in der Patsche«, sagte er. »Aber mach dir keine Sorgen. Wir kommen hier schon wieder raus.«
    »Wie denn, Großvater?« Tommys Stimme zitterte.
    »Ich weiß noch nicht genau, aber wir schaffen es bestimmt.«
    »Ich will nach Haus«, sagte Tommy und kämpfte gegen die Tränen an. »Ich will nach Haus zu Mom und Dad.«
    Die Tränen fingen an, ihm über das Gesicht zu laufen.
    Der Großvater wischte sie ihm zärtlich von den Wangen.
    »Wird schon wieder gut«, sagte er leise. »Mach dir keine Sorgen. Ich bin doch bei dir.«
    Tommy schluchzte los und preßte das Gesicht gegen das Hemd des Großvaters, während sein Oberkörper zuckte.
    Der alte Mann wiegte ihn in den Armen, hielt ihn fest und flüsterte immer wieder dieselben Worte: »Ich bin doch hier, ich bin doch hier.« Nach einigen Minuten ließ das Schluchzen des Jungen nach.
    »Es tut mir leid, Großvater.«
    »Schon gut, Tommy. Wenn man so ein bißchen weint, fühlt man sich hinterher besser.«
    »Ich fühle mich auch besser.« Er rückte ganz nahe an seinen Großvater heran. »Paß mal auf, ich bin ganz stark. Ich werde später sicher ein Soldat, genau wie du.«
    »Bestimmt.«
    »Großvater, es ist aber schwer, tapfer zu sein, wenn man Angst hat. Sie hat gesagt, daß sie uns umbringen will.«
    »Sie will uns nur Angst einjagen. Das ist alles.«
    »Sie jagt mir Angst ein.«
    »Mir auch, Junge. Ich weiß nicht so richtig, was sie mit uns vorhat, aber ich glaube, vor allem will sie uns Angst einjagen, damit wir das tun, was sie will. Je mehr Angst wir vor ihr haben, um so mehr hat sie uns in der Gewalt. Darum müssen wir aufpassen, daß unsere Angst nicht zu groß wird. Wenn wir gut aufpassen, fällt uns irgendwas ein, um hier rauszukommen.«
    »Großvater, haben die uns entführt?«
    Der alte Mann lächelte und wiegte den Enkel hin und her.
    »Es sieht ganz so aus.« Er versuchte, es leicht dahinzusagen. »Wo hast du denn das Wort schon wieder aufgeschnappt?«
    »Dad hat mir letztes Jahr so ein Buch vorgelesen. Ist sie eine Piratin?«
    Richter Pearson versuchte sich an das Buch zu erinnern, aber es fiel ihm nur die Schatzinsel ein, und er mußte an Billy Bones und Long John Silver denken.
    »Könnte man, glaube ich, sagen. So ein moderner Typ.«
    Tommy nickte. »Sie benimmt sich genauso.«
    Richter Pearson preßte den Jungen an sich. »Wirklich, ja«, sagte er. »Ganz genau.«
    »Meinst du, daß sie uns umbringt?« fragte er.
    »Nein, nein, nein, wie kommst du denn darauf?« widersprach ihm der Richter. Wahrscheinlich klang es nicht sehr überzeugend.
    Tommy antwortete nicht, er schien angestrengt nachzudenken.
    »Ich glaube, sie möchte das. Ich weiß nicht, warum, aber ich glaube, sie haßt uns.«
    »Nein, Tommy, da irrst du dich. Das kommt dir nur so vor, weil sie auch Angst hat. Was weißt du denn über Entführungen?«
    »Nicht viel.«
    »Es ist verboten, darum ist sie so nervös.«
    »Könntest du sie ins Gefängnis bringen, Großvater?«
    »Und ob, Tommy. Sie aus dem Verkehr ziehen, damit sie keinen kleinen Jungen

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