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Die Rache. Thriller.

Die Rache. Thriller.

Titel: Die Rache. Thriller. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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mehr Angst einjagen kann.«
    Tommy lächelte, Tränen in den Augen.
    »Ob die Polizei hierherkommt?«
    »Ich glaube, ja.«
    »Tun die ihr was?«
    »Nur wenn sie sich wehrt.«
    »Ich hoffe, sie tun ihr was. Sie hat dir weh getan.«
    »Hat mir gar nichts ausgemacht.«
    Richter Pearson hob die Hand an die Schläfe und berührte eine Beule. Etwas angeschwollen, dachte er, aber nichts Ernstes. Das würde wieder weggehen.
    »Es sind drei Leute. Zwei Männer.«
    »Das stimmt, Tommy. Aber vielleicht sind es noch mehr. Drei Stimmen haben wir gehört, aber es können noch andere dasein. Darum laß uns vorsichtig sein. Wir halten die Ohren steif und passen auf, wie viele es sind.«
    »Wenn sie dich noch mal schlägt, schlage ich sie.«
    »Nein, Tommy, das laß bitte!« Er drückte den Jungen wieder fest an sich. »Du kannst jetzt noch nichts gegen sie ausrichten. Warte, bis wir mehr wissen über das, was hier los ist. Für uns ist es ganz wichtig, nur zu tun, was uns hier wieder rausbringt.«
    »Großvater, was ist hier denn eigentlich los?«
    »Meistens geht es um Geld, das die Entführer verlangen.
    Wahrscheinlich ruft sie jetzt gerade Mammi und Daddy an und sagt ihnen, uns geht es gut, und wenn sie ihr etwas Geld zahlen, läßt sie uns wieder frei.«
    »Wieviel Geld?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Können wir ihr denn nicht das Geld geben und dann nach Haus fahren?«
    »Nein, mein lieber Junge, so einfach geht das leider nicht.«
    »Warum hat sie nicht Karen und Lauren entführt?«
    »Ich glaube, sie hat sich ausgerechnet, wie lieb dich deine Mammi und dein Pappi haben, und da hat sie gedacht, die würden ihr eine Menge zahlen, damit sie dich wiederbekommen.«
    »Wenn sie aber nicht genug Geld haben?«
    »Mach dir darüber keine Sorgen. Dein Dad kann in seiner Bank immer etwas bekommen.«
    Der Junge schien darüber nachzudenken, und Richter Pearson wartete auf seine nächste Frage.
    »Großvater, ich habe immer noch Angst, aber ich habe auch Hunger. In der Schule gab’s heute gebackenen Käsetoast, und den mochte ich nicht so gern.«
    »Sie bringen uns etwas zu essen. Du mußt nur etwas warten.«
    »Ja, gut, aber ich warte nicht so gern. Mammi hat bestimmt Schmorfleisch und Gemüse gemacht, und das mag ich sehr.«
    Richter Pearson hätte am liebsten auch losgeweint. Er sah seinen Enkel an und strich ihm mit der Hand durch das zerzauste Haar, dann nahm er sein Gesicht in beide Hände.
    Auf ihnen zeichneten sich blau und geschwollen die Adern ab, und Altersflecken bedeckten die Handrücken; darunter lag die blasse, zarte Haut des Kindes. Er holte tief Luft, zog das Gesicht seines Enkels näher zu sich heran und dachte: Mach dir bitte keine Sorgen, Tommy. Ich lasse nicht zu, daß sie dir etwas antun. Er lächelte dann, und der Junge lächelte zurück. Sie wissen nicht, daß du noch dein ganzes Leben vor dir hast, und ich werde nicht zulassen, daß sie es dir nehmen.
    »Einverstanden, Tommy, wir sind jetzt wieder zwei Soldaten.«
    Sein Enkel nickte.
    Der alte Mann sah sich um in dem Dachraum, in den sie eingesperrt waren. Fenster gab es nicht, nur eine niedrige, staubige Zimmerdecke und zwei primitive eiserne Bettstellen. Der Raum war kaum größer als eine Gefängniszelle, genau wie die Frau gesagt hatte, und ebenso beängstigend. Hoffnungslos. Die Decke fiel schräg nach einer Seite hin ab und gab der Dachkammer eine dreieckige Form. Auf dem einen Bett lagen ein paar Wolldecken, aber der Raum war warm. Er ging zur Treppe und sah hinunter auf die einzige Tür, durch die man hinein- und hinausgelangte. Er sah das nagelneue Schloß, das sich nur von außen mit einem Schlüssel öffnen ließ.
    Dann schritt er den Raum ab, warf einen Blick in alle Ecken und fand nichts Bemerkenswertes. Aber irgendwo muß etwas sein, dachte er. Jeder Raum hat seine Geheimnisse. Man braucht nur Zeit, um sie zu entdecken.
    Er sah sich die Eisenbetten und den Stapel olivfarbener Wolldecken an und erinnerte sich, wo er das alles schon einmal gesehen hatte. In einem anderen Leben, dachte er.
    Er erinnerte sich, wie er durch das warme Wasser gewatet war, das sich wie Blut angefühlt hatte, und den Sand geschmeckt hatte, in den er sich warf, als der Strand erreicht war. An den Tod zu denken war keine Zeit gewesen, so sehr hatte die Angst ihn in Atem gehalten.
    Damals war ich jung, dachte er, fast noch ein Kind, und trotzdem bin ich elfmal unter Beschuß gelandet. Er wußte noch, wie der Feldwebel sie angeschrien hatte: »Wenn Marinesoldaten hier fallen,

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