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Die Rache. Thriller.

Die Rache. Thriller.

Titel: Die Rache. Thriller. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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sein konnte, weil sie ihn sowieso zurückließen. Das zweite Fahrzeug war korrekt gemietet und mit den notwendigen Papieren versehen. Erst in drei Tagen mußte es die Firma in Sacramento zurückerhalten.
    Damit können wir hier wegkommen, dachte Megan. Sie zwang sich, wieder in das Fahrzeug einzusteigen. Sie dachte an die anderen, die alle tot waren.
    Sie ließ den Motor an und wischte sich mit dem Ärmel ihres Pullovers die Tränen weg. Sie schaltete den ersten Gang ein und fuhr langsam an. An der Kreuzung hielt sie, sah sich nach beiden Seiten um und bog nach rechts in den fließenden Verkehr ein. Aus der Ferne hörte sie noch Sirenengeheul, aber die Situation auf der Straße erschien ihr normal. Ich bin hier so gut wie unsichtbar, dachte sie.
    Ich könnte genausogut eine alte Dame sein wie die dort nebenan in dem Sedan. Oder der Mann in dem Cadillac vor mir. In einem fluoreszierend angemalten VW-Bus fuhr eine Gruppe langhaariger Teenager vorbei. Ich könnte sein wie sie, sie könnten sein wie ich. Ihr war, als hätte sich eine Art Schutzschild um sie gebildet, hinter dem sie sich sicher fühlte.
    »Wir schaffen das«, sagte sie laut.
    Vor einer roten Ampel hielt sie. Als sie zur Seite blickte, sah sie Duncan halb laufend, halb gehend zwischen zwei Häusern auftauchen.
    »Duncan!« flüsterte sie. Ohne an die Gefahr zu denken, stieg sie aus und winkte ihm zu. Da war er, der Mann, den sie liebte, der Vater ihres Kindes. Sie vergaß vollkommen, daß er vielleicht verfolgt wurde. Als die Ampel auf Grün schaltete, sprang sie wieder hinter das Lenkrad. Sie überquerte die Kreuzung, fuhr in eine Bushaltespur.
    Duncan schöpfte Hoffnung, als er Megan sah. Er lief auf den Wagen zu und sprang auf den Beifahrersitz.
    »Wo sind sie, wo sind die anderen?« fragte Megan.
    »Fahr los, bitte, schnell! Sie sind wahrscheinlich tot. Oder die Bullen haben sie geschnappt. Fahr los!«
    Megan fädelte sich in den Verkehr ein und war bald auf der Ausfallstraße.
    »Was ist passiert?« fragte sie, als sie einen vierspurigen Highway erreicht hatten. Sie achtete nicht auf den Weg, es war ihr gleichgültig, wohin sie fuhren.
    »Alles ist schiefgegangen, von Anfang an. Sie sagte, die Wachmänner würden die Waffen gleich weglegen und gar nicht mehr beachten. Dabei haben sie sofort geschossen, und dann gingen auch gleich die Sirenen los. Es war die Hölle. Alles ging so schnell, daß ich nicht wußte, was ich tun sollte.« Er zog sein Hemd hoch und zeigte auf die Pistole. »Ich hätte ihnen helfen können, ich hätte es gekonnt.«
    Megan beruhigte ihn. »Es war schon gut so. Du hättest gar nichts ausgerichtet. Wir hätten das wissen können, wir hätten das wirklich vorher wissen können.«
    Sie brauchte ihn nicht weiter zu ermahnen oder an das Leben in ihrem Bauch zu erinnern. Er wußte vermutlich genau, was sie empfand, obwohl er es noch nicht in Worte fassen konnte. Er lehnte sich im Sitz zurück und schloß die Augen. »Wahrscheinlich werden sie uns sofort verhaften. Du wehrst dich am besten erst gar nicht. Tu alles, was sie sagen. Wir werden uns einfach und ganz selbstverständlich ergeben. Ich werde aussagen, daß du mit der Sache nichts zu tun hast. Dein Vater wird dir einen guten Anwalt besorgen. Du wirst es gut haben mit dem Baby. Ich möchte nicht, daß man dir etwas antut …« Er lachte bitter. »Ich möchte auch nicht gerne sterben.«
    Nach einer Weile fuhr er fort: »Ich hätte sie retten können. Ich habe nicht getan, was ich hätte tun können. Ich habe sie einfach im Stich gelassen. Ich war ein Feigling.«
    Megan erwiderte ärgerlich: »Sie waren von Anfang an verloren. Wir sind auf eine Verrückte hereingefallen. Diese Hexe von Tanya hat uns verführt. Du hast das Richtige für mich und das Baby getan. Du bist abgehauen, das war gut.«
    »Habe ich das wirklich? Ich glaube, ich habe für keinen das Richtige getan.«
    Verzweifelt lehnte er sich wieder zurück und schloß die Augen. Nach einer Weile sah er auf die Straße und fragte:
    »Wohin fahren wir?«
    »Nach Hause«, antwortete Megan.
    Sie sah ihn beruhigt nicken.
    Ihre Antwort verlieh ihr Kräfte, die sie bei sich nie vermutet hatte. Sie sagte zu dem Baby in ihrem Leib: »Sei ruhig, mein Liebling, es wird alles gut werden, wir fahren nach Hause.«
    Schweigend fuhren sie Richtung Osten, in den dämmernden Abend.

KAPITEL 3
Dienstag abend
    Warum haben sie mich nicht verprügelt? fragte sich Tommy. Das letzte, was er wahrgenommen hatte, bevor sie die schwarze Haube

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