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Die Rache. Thriller.

Die Rache. Thriller.

Titel: Die Rache. Thriller. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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der Nase, und den wird er nie wieder los, und eines Tages wird er daran krepieren. Mit mir zusammen wäre er viel glücklicher. Vielleicht in Mexiko, wo ich als Einheimischer durchgehen könnte und wo wir reich wären, weil sie so wenig haben. Wir würden zusammen wie Könige leben, unten am Meer, wo es immer warm und nie so dunkel ist wie heute nacht. Er begreift es nicht, dachte Ramon. Was anderes als das eigene Vergnügen gibt es nicht. Aber bei ihm ist alles mit schlechtem Gewissen verbunden, und deshalb ist er traurig und verletzlich.
    Aber ich nicht, dachte er zufrieden. Ich bin frei.
    Er vergrub die Hände in den Manteltaschen, bis die Fäuste seinen Schwanz berührten. Er schlenderte durch die Nacht, leicht erregt, was ihn im Hinblick auf die Dunkelheit, die ihn umgab, aufwärmte.
     
    Tommy konnte die Hand seines Großvaters fühlen, die ihm über die Stirn strich, aber es war wie eine Erinnerung, als geschähe es nicht in diesem Augenblick. Er starrte zur Dachkammerdecke hinauf und stellte sich vor, daß das Dach weg war und einen riesigen schwarzen Raum freigab mit funkelnden Sternenpunkten und von einem sanften Mondlicht übergossen. Seine Augen standen offen, aber sein Bewußtsein war weit entfernt; er hatte das Gefühl, in den Nachthimmel hochgehoben zu werden und einen freien Flug anzutreten. Er konnte den Wind auf den Wangen spüren, und er war warm und wohltuend, so, als würde man in eine alte, vertraute Decke eingewickelt. Als er in die endlose Dunkelheit hinaustrudelte, konnte er hören, wie seine Mutter und sein Vater etwas hinter ihm herriefen, und er konnte seine Schwestern winken sehen, daß er zu ihnen kommen sollte. Er lächelte, lachte und winkte zurück und fing dann an, durch die Dunkelheit in ihre Richtung zu schwimmen. Aber als er auf sie zuzusteuern versuchte, spürte er, daß der Wind wechselte, und plötzlich kämpfte er gegen einen Wirbelsturm, der ihm ins Gesicht blies, an seinen Kleidern zerrte und ihn von seinen Familienangehörigen wegriß. Er streckte die Arme nach ihnen aus, aber sie verschwammen in der Ferne, wurden immer kleiner, ihre Stimmen verstummten, bis sie verschwanden.
    Dann hörte er die Stimme seines Großvaters:
    »Tommy, Tommy, ich bin ja hier, ich bin ja bei dir. Alles wird okay werden, ich bin hier, ich bin hier.«
    Er zuckte zusammen und drehte sich zu seinem Großvater.
    Er sah Bill Lewis’ Gesicht über der Schulter des Großvaters, aber diesmal hatte er keine Angst.
    »Er kommt wieder zu sich«, sagte Lewis. »Jesus, war das unheimlich.«
    Tommy streckte die Arme aus und packte seines Großvaters Hand. Er sah, wie Lewis’ Gesicht sich zu einem Grinsen verzog.
    »Hey, Kid? Wie fühlst du dich?«
    Tommy nickte.
    »Brauchst du irgendwas? Hungrig? Durstig vielleicht?«
    Tommy nickte wieder.
    »Ich hab’ dir was zu essen raufgebracht. Es ist draußen.«
    Lewis verschwand, und Tommy sah seinen Großvater an. »Ich bin okay«, sagte er. »Tut mir leid, Großvater. Es ist einfach so über mich gekommen.«
    »Mach dir darüber keine Sorgen«, sagte der alte Mann.
    »Meine Hände tun weh«, sagte Tommy.
    »Du hast sie dir aufgeschürft, als du gegen die Tür geschlagen hast.«
    »Tatsächlich?«
    Der Richter nickte.
    Tommy hob die Hände hoch und betrachtete sie.
    »Es ist nicht so schlimm«, sagte er. »Sie sind nur ein bißchen aufgeschrammt.«
    Bill Lewis kam herein, ein Tablett in der Hand.
    »Ich habe etwas zu essen gemacht. Es ist aus der Dose, aber es schmeckt ganz gut. Tut mir leid, mein Junge, ich bin nicht so ein guter Koch. Aber ich habe dir auch eine Flasche Soda mitgebracht. Und ein paar Aspirin, falls deine Hände weh tun.«
    »Danke«, sagte Tommy und setzte sich auf. »Ich habe jetzt Hunger.«
    »Sie, Richter, sollten auch was essen. Ich bleibe und helfe dem Jungen beim Essen, falls es ihm schwerfällt.«
    Bill Lewis setzte sich auf die Bettkante und nahm Richter Pearsons Platz ein. Der Richter sah zu, wie Tommy etwas von dem Eintopf hinunterlöffelte, und fing dann auch an zu essen. Plötzlich merkte er, wie ausgehungert er war, und hieb wie wild ein.
    »Nehmen Sie sich Zeit«, sagte Bill Lewis. »Brot und Butter sind auch da. Ich habe ein paar Kekse als Nachtisch auf den Teller gelegt. Schokoladenchips, okay?«
    »Ja, danke.«
    Tommy zögerte. »Ich weiß Ihren Namen nicht«, sagte er.
    »Nenn mich einfach Bill.«
    »Danke, Bill.«
    »Keine Ursache.«
    »Bill?«
    »Ja?«
    »Weißt du, wann wir nach Hause gehen können?«
    Der Richter

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