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Die Rache. Thriller.

Die Rache. Thriller.

Titel: Die Rache. Thriller. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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frei.
    »Wird er wieder okay?« fragte Bill Lewis. »Christus! Das war was …«
    »Er wird okay sein, wenn er hier rauskommt.«
    Richter Pearson sah Olivia an, zeigte mit dem Finger auf sie. »Holen Sie jetzt Betadin und ein paar Pflaster für seine Hände, sie sind völlig aufgeschürft. Sie wußten das doch! Sie haben das alles geplant, und Sie wußten doch, daß er diese Anfälle hat, nicht wahr?«
    »Ich wußte, daß er die Sonderschule besucht, aber ich habe nicht -«, fing sie an. Dann starrte sie den Richter an.
    »Bedauerlich. Tut mir leid, aber das ist eben Pech. Es ist Ihr Job, ihn unter Kontrolle zu halten.«
    »Ich tue, was ich kann!« schnauzte der Richter sie an.
    »Braucht er irgendeine Medizin oder so was? Ich meine, wir können alles besorgen, was er braucht …« sagte Bill Lewis. Er stand am Bett und starrte auf den Jungen hinab.
    »Wollen Sie ihn nicht mit ’ner Decke zudecken?« fragte er.
    »Ja«, sagte der Richter, während er Olivia immer noch fixierte.
    »Ich werd’ was besorgen«, sagte Bill Lewis. »Noch nie so was gesehen.«
    Olivia warf Lewis einen Blick zu: »Du holst den Erste-Hilfe-Kasten«, sagte sie. »Versorge das Kind.«
    Dann drehte sie sich um und ging hinaus und ließ den Richter auf dem Bett sitzend zurück, wo er auf Lewis’ Rückkehr wartete.
     
    Ramon Gutierrez parkte ungefähr drei Blocks von Duncans und Megans Haus entfernt und stieg in der Dunkelheit und Kälte aus. Er zog den Parka enger um den Körper, als er die erste Morgenluft auf der Haut spürte. Er dachte an Winternächte in der South Bronx, als er jung gewesen war, als die Kälte und das Elend zusammengekommen waren, und er dachte, damals waren die Zeiten viel schlimmer, weil er keine Hoffnung hatte. Er versuchte sich an Puerto Rico zu erinnern und sich die tropische Wärme vorzustellen, die auf der Insel herrschte, aber es gelang ihm nicht. Er war als Kind in die Vereinigten Staaten gekommen und nur einmal auf die Insel zurückgekehrt, als Teenager, um seinen Onkel zu besuchen. Die Bewegung, die Insel unabhängig zu machen, war in den Gettos von New York entstanden; er war zuerst aus einer Art Neugier eingetreten und dann, weil er merkte, daß die Gruppe ihn aufnehmen würde, wenn er eine bestimmte politische Rolle übernahm. Da er sich einen großen Teil seiner Teenagerzeit lang mißachtet und ausgestoßen gefühlt hatte - erst durch seine Familienangehörigen, dann durch die Nachbarschaft -, war es eine angenehme Überraschung für ihn gewesen. Er hatte sich die politische Rhetorik von ganzem Herzen zu eigen gemacht, ohne das geringste bißchen echte Überzeugung.
    Als er rasch an den dunklen Bäumen und gut beleuchteten Häusern vorbeiging, auf Megans und Duncans Haus zu, dachte er an die Gegend, in der er aufgewachsen war: Immer entweder zu heiß oder zu kalt. Er dachte an einen jungen Fixer, der das Abrißhaus am Ende seiner Straße bewohnte. Der Mann war eines Nachts erfroren, als die Temperatur jäh gefallen und der Sturm durch die Löcher und Risse des Hauses geblasen hatte. Ramon und ein paar andere Jungen hatten ihn im Tode erstarrt um ein altes Waschbecken herumgekrümmt gefunden. Die braune Haut des Mannes war heller geworden und sah wie Dreck aus, der auf einem Feld gefroren war. Sein Gesicht sah wie eine Halloween-Maske aus.
    Er schüttelte den Kopf.
    Ich gehe nie wieder dahin zurück, dachte er.
    Ich brauche nie wieder dahin zurück, wenn das alles hier vorbei ist.
    Er blieb stehen, um einen Cadillac in einer Einfahrt zu bewundern, und schritt dann weiter. Er dachte an Olivias Ermahnung, die Familie nur im Auge zu behalten, nachzusehen, ob sie alle im Haus waren und, wie zuvor, ob keine Polizei da war. Ein sechs Blocks weiter Weg, hatte sie gesagt: Parke, steig aus, zögere nicht, geh einfach daran vorbei, geh weiter, geh rund um den Block, zurück zum Wagen, steig ein, fahr noch einmal daran vorbei, und komm zum Farmhaus zurück.
    Er zwang sich, seine Gedanken auf das Geld zu konzentrieren, das sie bekommen würden, als könnte ihn das warm halten. Er wünschte sich, sie hätte ihn eine der Waffen mitnehmen lassen, aber er verstand die Gründe, die dagegen sprachen. Trotzdem, dachte er, ich wollte, ich hätte meine Kanone.
    Er fragte sich einen Augenblick lang, ob irgend jemand von den Leuten, deren Gestalten und Schatten er hinter den Fenstern der Häuser sah, an denen er vorbeikam, schon einmal in einem Gefängnis gewesen war. Das Leben ist immer ein Gefängnis, dachte er. Als ich in

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