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Die Rache. Thriller.

Die Rache. Thriller.

Titel: Die Rache. Thriller. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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erstarrte und dachte: Nicht jetzt!
    Aber Bill Lewis lächelte nur.
    »Hast’s satt hier oben, was?«
    Tommy nickte.
    »Ich mach’ dir deshalb keine Vorwürfe. Ich mußte auch mal einen Monat lang in einem Zimmer in einem Haus bleiben, das ist lange her. Ich wagte nicht hinauszugehen, ich hab’ mich nichts getraut. Es war schlimm.«
    »Warum?«
    Lewis zögerte und überlegte: Ach, zum Teufel, dachte er. »Na ja, die Bullen waren hinter mir her, und ich wartete auf ein paar Leute, die mir helfen sollten. Ich war im Untergrund. Weißt du, was das bedeutet?«
    »Wie ein Murmeltier?«
    Lewis lachte.
    »Nicht genau. Das heißt, sich verstecken.«
    »Oh«, sagte Tommy. »Jetzt sind wir im Untergrund.«
    »So ’ne Art.«
    »Haben sie dich je geschnappt?« fragte Tommy.
    Lewis grinste. »Nee, Kid, ich war ihnen immer einen Schritt voraus. Und nach einer Weile haben sie einfach aufgehört zu suchen, glaube ich. Wenigstens hatte ich so ein Gefühl. Nach ein paar Jahren geriet’s dann einfach in Vergessenheit.«
    »Wann war das?« fragte der Richter.
    »In den sechziger Jahren damals«, sagte Lewis, ohne zu überlegen.
    »Warum erzählst du ihm denn nicht gleich alles?« fragte Olivia Barrow hart.
    Ihre Stimme schien die Luft im Raum zum Erzittern zu bringen und den friedlichen Augenblick zu zerschlagen, alles war wieder aufs äußerste gespannt. Sie stand in der Türöffnung und starrte Bill Lewis an, den Finger am Abzug des Revolvers.
    Lewis sprang auf.
    »Ich habe nichts gesagt. Nichts, das sie sich nicht auch selbst denken können.«
    »Bist du sicher?« fragte sie.
    Lewis sah hinunter auf Tommy. »Tut mir leid, Kid.«
    »Es ist okay«, sagte Tommy. »Danke für das Essen.«
    »Hey, behalte die Kekse. Du kannst sie nachher essen.«
    »Danke.«
    Lewis stellte die Teller aufs Tablett und schritt an Olivia vorbei, die ihn keinen Augenblick aus den Augen ließ. Sie blieb im Hintergrund und starrte den Richter an.
    »Er ist ein emotionaler Mann«, sagte sie, nachdem ein paar Augenblicke vergangen waren. »Sehr quecksilbrig. Fähig zu äußerster Zärtlichkeit im einen Augenblick« sie machte eine Pause - »und extremer Gewalt im nächsten. Bitte vergessen Sie nicht seine Instabilität, wenn Sie mit ihm umgehen; es wäre scheußlich, wenn etwas Unangenehmes passieren würde.«
    Richter Pearson nickte.
    »Vielleicht sollte ich nächstes Mal Ramon mit dem Essen hereinschicken. Er mag kleine Kinder, Richter. Aber nicht auf die Art, mit der Sie sehr einverstanden sein würden.«
    Der Richter antwortete nicht.
    Olivia ging auf Tommy zu und sah auf ihn hinab.
    »Jungs in diesem Alter sind immer entwaffnend«, sagte sie. »Sie machen einen verrückt vor Liebe oder verrückt vor Verzweiflung.«
    »Haben Sie Kinder?« fragte der Richter leise. Wenn du welche hättest, dachte er, würdest du so etwas niemals tun.
    Olivia lachte.
    »Nee, keine Chance. Ein Gefängnis ist nicht der richtige Ort, um Kinder zu zeugen. Nein, im Gefängnis macht man Pläne und baut seinen Haß und die Notwendigkeit der Rache auf. Das sind meine Babys.«
    »Sie sind sehr verbittert«, sagte er.
    Sie lachte wieder. »Natürlich bin ich verbittert. Ich habe einen völlig ausreichenden Grund, verbittert zu sein.«
    »Warum?«
    Sie lächelte. »Nun paß mal auf, wer sich jetzt das Maul abschießt.«
    Der Richter antwortete nicht.
    Olivia zuckte die Schultern. »Warum nicht?« fragte sie.
    »Richter, haben Sie schon mal drüber nachgedacht, warum wir keine Masken tragen?«
    »Ja, das hat mich von Anfang an gewundert.«
    »Sie dürften eine ganze Menge Entführungen und Er-pressungsversuche behandelt haben, als Sie noch auf der Richterbank saßen.«
    »Stimmt. Aber nichts von dieser Art.«
    »Richtig. Ich habe das schon früher gesagt. In dieser ganzen Sache gibt es ein geniales Element, Herr Richter, ein kleines Ding, das die Sache ticken macht.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Es sind Ihre Tochter und Ihr Schwiegersohn, Richter.«
    Sie zögerte.
    »Was wissen Sie über die beiden?«
    »Was meinen Sie? Es sind meine -«
    »Was haben sie vor achtzehn Jahren getan?« Richter Pearson überlegte: 1968. Ich war jünger damals, stärker.
    Meine Frau lebte noch, und wir machten uns Sorgen. Wir hatten keine Ahnung, was die beiden taten. Sie erzählten uns nichts. Ich war zu wenig flexibel und zu anspruchsvoll, und sie ließen uns einfach stehen und warten.
    Worauf? Da war der Krieg, den wir alle haßten. Da waren Unruhen und lange Haare und Demonstrationen, und sie waren

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