Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück: Roman (German Edition)
Wochen auf Fidschi. Die besten Freunde von Max’ Eltern hatten ihnen die Reise zur Hochzeit geschenkt. Die Einzelheiten des Arrangements sollten eine Überraschung sein, aber Andy hatte inzwischen so oft etwas von einem Hubschrauber , einer Privatinsel und einem Sternekoch munkeln hören, dass sie es kaum noch erwarten konnte. Bei diesen Aussichten war es kein allzu großer Verlust, das verlängerte Hochzeitswochenende im frösteligen Ostküstenspätherbst abzubrechen.
Seit sie vor einem Jahr zusammengezogen waren, hatten Andy und Max ihren Tagesablauf penibel durchorganisiert. Unter der Woche standen sie um sechs Uhr auf. Während er den Kaffee kochte, bereitete sie das Müsli oder einen Frucht-Smoothie zu. Anschließend joggten sie ins Fitnessstudio, wo sie sich genau fünfundvierzig Minuten aufhielten. Max trainierte mit Hanteln und auf dem Stepper, Andy quälte sich auf dem Laufband und sah sich dabei irgendeinen Film an, den sie auf ihr iPad geladen hatte. Dabei hatte sie die ganze Zeit nur einen einzigen Gedanken im Kopf: Hoffentlich ist es bald vorbei. Nach dem Training ging es zum Duschen und Umziehen noch einmal kurz nach Hause. Nachdem Max sie mit dem Firmenwagen vor der Redaktion abgesetzt hatte, düste er nach Midtown West, wo sein Büro lag. Punkt acht saßen beide an ihrem Schreibtisch. An diesem Ablauf hielten sie eisern fest, es sei denn, einer von ihnen war ernsthaft krank, oder das Wetter machte ihnen einen Strich durch die Rechnung. An diesem Morgen allerdings hatte Andy ihr Handy schon für zwanzig vor sechs auf Vibrationsalarm gestellt und war gleich beim ersten Brummen unter der Bettdecke hervorgekrochen. Sie verzichtete auf Dusche und Kaffee, zog ihre bequemste dunkelgraue Hose, die zu allem passende weiße Button-down-Bluse und den langweiligen schwarzen Dufflecoat an und schlüpfte genau in der Sekunde zur Tür hinaus, als Max’ Wecker klingelte. Sie schickte ihm schnell eine SMS , dass sie heute früher in der Redaktion sein müsse, ihn aber am Abend auf der Yacht-Party sehen würde. Dabei war ihr gar nicht nach feiern zumute. Ihr Magen hatte sich noch immer nicht beruhigt, sie fühlte sich wie zerschlagen und hatte am Vorabend etwas erhöhte Temperatur gehabt.
Noch bevor Andy die Jacke ausgezogen hatte, klingelte ihr Handy.
»Emily? Warum bist du denn schon wach?« Andy warf einen Blick auf die zierliche goldene Armbanduhr, die sie von ihrem Vater zur Verlobung bekommen hatte. »Normalerweise müsstest du doch noch mindestens zwei Stunden an der Matratze horchen.«
»Und wieso gehst du ran?«, fragte Emily verwirrt.
»Na, weil du anrufst.«
»Ich wollte dir bloß was auf die Mailbox sprechen. Wer rechnet denn damit, dass du dich meldest?«
Andy lachte. »Danke. Soll ich wieder auflegen? Dann können wir noch mal von vorne anfangen.«
»Müsstest du nicht neue Kräfte tanken? Für ein paar ausgiebige Weinproben oder so?«
»Du meinst wohl für Spaziergänge durch die herbstlichen Wälder und ein paar ausgiebige Massagen.«
»Jetzt aber mal im Ernst. Wieso bist du nicht mehr im Bett? Hat sich’s schon ausgeflittert?«
Andy stellte das Handy auf Lautsprecher, zog die Jacke aus und ließ sich auf ihren Stuhl fallen. Sie hatte das Gefühl, seit Wochen nicht mehr richtig geschlafen zu haben. »Wir sind dann doch lieber wieder nach Hause gefahren. Mir geht’s beschissen. Kopfschmerzen, Kotzeritis, leichtes Fieber. Vielleicht eine Lebensmittelvergiftung oder die Grippe oder irgend so ein Vierundzwanzigstundenvirus. Außerdem wollte Max heute Abend auf keinen Fall die Yacht-Party verpassen, und ich muss mich auch da blicken lassen.« Andy ließ den Blick an ihrem unsäglichen Outfit hinunterwandern. Sie durfte auf keinen Fall vergessen, rechtzeitig Feierabend zu machen, damit sie sich zu Hause noch in aller Ruhe umziehen konnte.
»Die Yacht-Party steigt heute? Wieso bin ich nicht eingeladen?«
»Weil ich ursprünglich doch auch nicht hingehen wollte. Aber ich werde da heute Abend bestimmt nicht alt. Ich bleibe genau eine Stunde, dann gehe ich nach Hause, kleistere mich von oben bis unten mit Wick VapoRub ein und knalle mich vor die Glotze.«
»Auf wessen Yacht findet die Party in diesem Jahr statt?«
»Ich hab seinen Namen vergessen. Der übliche Hedge-Fonds-Milliardär. Mehr Villen, als wir Schuhe besitzen. Und wahrscheinlich auch mehr Ehefrauen. Anscheinend war er mit Max’ Vater befreundet, aber Barbara fand, dass er einen schlechten Einfluss auf ihren Mann hatte, deshalb hat
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