Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück: Roman (German Edition)
hoffentlich nicht verboten, oder?« Emily klang besorgt.
»Oder sie wissen, dass du damals ihr Adressbuch mit den zweitausend Namen geklaut hast, und wollen dich jetzt auf Rückgabe verklagen«, sagte Andy.
»Nach neun Jahren? Im Leben nicht.«
Andy knetete ihre Wadenmuskeln. »Vielleicht will sie dich wiederhaben. Sie musste sich eingestehen, dass niemand so grandios die Wäsche in die Reinigung bringen und den Lunch herbeizaubern kann wie du und dass sie ohne dich einfach nicht weiterleben kann.«
»Das wird’s sein. Pass auf, ich springe jetzt schnell unter die Dusche. Wir sehen uns in einer halben Stunde in der Redaktion, ja?«
Andy warf einen Blick auf ihre Uhr, dankbar für einen Vorwand, das Training abzukürzen. »Okay. Dann bis gleich.«
»Ach, noch was, Andy. Ich koche heute. Wenn du ein bisschen früher kommst, kannst du mir helfen. Ich übernehme das Rind, du die Zucchini. Miles trudelt frühestens um acht ein.«
»Klingt gut. Ich sage Max, er soll sich mit ihm absprechen. Bis gleich also.«
Seit die Freundinnen das Rezept vor fünf Jahren in einem Kochkurs gelernt hatten, waren »Gebratene Rinderfiletstreifen an Zucchinijulienne« das einzige Gericht, das sie abwechselnd füreinander kochten. Darin erschöpfte sich ihr Repertoire. Ganz gleich, wie oft sie es auch zubereiteten – an bis zu zwei, drei Abenden im Monat –, es versetzte Andy jedes Mal ins Jahr 2004 zurück, als sie Miranda Priestly den Rücken gekehrt und sich ihr ganzes Leben verändert hatte.
Andy gehörte wahrlich nicht zu den Menschen, die zum Beispiel noch wussten, was sie am ersten Schultag oder zum dritten Date getragen hatten. Meist hätte sie nicht einmal genau sagen können, wann sie bestimmte Freunde kennengelernt hatte. Aber die Zeit nach ihrem Abschied bei Runway hatte sich ihr für immer ins Gedächtnis gegraben. Es kam schließlich nicht jedes Jahr vor, dass man seine Stelle kündigte, dass sich die Eltern scheiden ließen, dass man nach sechs Jahren von seinem Freund abserviert wurde und dass die beste Freundin (okay, die einzige Freundin) ans andere Ende des Landes zog.
Angefangen hatten die Katastrophen mit Alex nur einen Monat nach der Parisreise, die in einem »Leck-mich-am-Arsch« gipfelte. Wenn sie an den letzten entscheidenden Wortwechsel mit Miranda zurückdachte, wäre sie am liebsten noch immer vor Scham im Boden versunken. Sie konnte selbst nicht begreifen, wie unmöglich sie sich aufgeführt hatte. Vollkommen egal, wie furchtbar der betreffende Job auch sein mochte: Plumper und unprofessioneller konnte man seinem Boss die Brocken überhaupt nicht vor die Füße schmeißen. Trotzdem – wenn sie die Zeit zurückdrehen könnte, würde sie es vermutlich noch einmal ganz genauso machen. Sie hatte sich wie erlöst gefühlt. Es war die richtige Entscheidung gewesen, nach Hause zu fliegen – zu Lily, zu ihrer Familie, zu Alex –, und wenn sie überhaupt etwas daran bedauerte, dann höchstens, es nicht schon viel früher getan zu haben. Doch leider hatte sie dabei übersehen, dass es nicht damit getan sein würde, einmal kurz mit den Fingern zu schnippen, um an ihr altes Leben wieder anzuknüpfen. Das Jahr bei Runway im gefährlichen Haifischbecken der Modebranche hatte sie so nah an den Rand der körperlichen und seelischen Erschöpfung gebracht, dass sie kaum mitbekommen hatte, was um sie herum geschah.
Wann hatte sie sich so weit von Alex entfernt, dass er fand, sie hätten keinerlei Gemeinsamkeiten mehr? Er sagte, zwischen ihnen sei nichts mehr wie zuvor. Er erkenne sie nicht wieder. Es sei toll, dass sie bei Runway aufgehört habe, aber sie müsse doch selbst merken, dass sie in der Zwischenzeit ein ganz anderer Mensch geworden sei. Das Mädchen, in das er sich verliebt habe, hätte sich von niemandem herumkommandieren lassen, während die neue Andy viel zu sehr darauf erpicht sei, es anderen Leuten recht zu machen. Aber was meinst du damit?, hatte Andy ihn immer wieder gefragt, traurig und wütend zugleich. Worauf Alex nur den Kopf schüttelte. Sie stritten ununterbrochen. Er schien zutiefst enttäuscht von ihr. Deshalb war sie zwar geknickt, aber nicht sehr überrascht, als er ihr schließlich eine Beziehungspause vorschlug. Im Übrigen hätte er auch schon eine Lehrerstelle im Mississippi-Delta angenommen. Es war zwar das Ende, aber es fühlte sich nicht so an. In den folgenden Monaten telefonierten sie viel und trafen sich auch öfter. Es gab immer einen Grund, sich zu melden: eine vergessene
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