Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück: Roman (German Edition)
Fleecejacke, eine Bitte an ihre Schwester oder die Tickets für das David-Gray-Konzert im Herbst, die sie verkaufen wollten. Auch der endgültige Abschied kam Andy fast unwirklich vor, und zum ersten Mal fühlte sie sich in Alex’ Gegenwart gehemmt. Sie wünschte ihm alles Gute. Er nahm sie brüderlich in den Arm. Aber ganz wollte sie es immer noch nicht wahrhaben: Früher oder später würde Alex es nicht mehr in Mississippi aushalten. Sie mussten die Zeit und die Entfernung nutzen, um alles zu überdenken, mit sich selbst ins Reine zu kommen und wieder zu sich zu finden. Und wenn ihm dann irgendwann aufgegangen war, was für einen Riesenfehler er gemacht hatte (sowohl mit Mississippi als auch mit ihr), würde er wie ein geölter Blitz nach New York zurückkommen. Sie waren schließlich füreinander bestimmt. Das wusste jeder. Es war alles nur eine Frage der Zeit.
Doch dann hatte Alex sich einfach nicht mehr gemeldet. Nicht während seiner zweitägigen Fahrt in den Süden und auch nicht, nachdem er ein Häuschen gemietet hatte. Andy legte sich ihre eigenen Gründe für sein Schweigen zurecht. Sie sprach sie sich vor wie ein Mantra – Er ist müde nach der langen Fahrt; er muss sich erst noch eingewöhnen . Und ihren Lieblingsspruch: Mississippi liegt in einem Funkloch. Es vergingen drei Tage, es verging eine ganze Woche – nicht das kleinste Lebenszeichen. Und erst dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen: Es war endgültig aus. Sie hatte Alex verloren. Sie weinte jeden Morgen in der Dusche und jeden Abend vor dem Fernseher, und manchmal weinte sie auch mittags, weil ihr überhaupt dauernd die Tränen kamen. Dass sie als feste freie Mitarbeiterin für den Hochzeitsblog Happily Ever After schrieb, machte die Sache nur noch schlimmer. Wie kam sie dazu, die perfekte Hochzeitsliste zusammenzustellen oder exotische Reiseziele für die Flitterwochen zu empfehlen, wenn ihr Freund sich noch nicht mal bequemen konnte, sie anzurufen?
» Ex freund«, korrigierte Lily sie, als sie ihr diese Frage stellte. Sie saßen in Lilys altem Kinderzimmer im Haus ihrer Großeltern in Connecticut auf dem Fußboden und tranken einen sirupartigen Zitrustee, den sie ihrer koreanischen Maniküre abgekauft hatte, weil er ihr bei ihrem letzten Nagelpflegetermin so gut geschmeckt hatte.
Andy klappte die Kinnlade herunter. »Hab ich dich gerade richtig verstanden?«
»Ich will dir nicht auf die Zehen treten, Andy, aber ich finde, du musst langsam der Realität ins Auge sehen.«
»Wieso? Was denn für einer Realität? Er ist doch erst einen Monat weg.«
»Einen Monat, in dem du kein Wort von ihm gehört hast. Klar wird er sich irgendwann mal wieder bei dir melden, aber ich finde, viel unmissverständlicher kann er sich gar nicht mehr ausdrücken. Was nicht heißen soll, dass ich ihm Recht gebe. Ich möchte nur nicht, dass du dir …«
Andy hob die Hand. »Schon kapiert. Danke.«
»Jetzt sei doch nicht so. Natürlich ist es schwer. Wie auch nicht? Ihr habt euch schließlich geliebt. Aber allmählich wird es Zeit, dass du nach vorn blickst.«
Andy schnaubte. »Ist das etwa eine von den klugen Weisheiten aus deinem Zwölf-Punkte-Programm?«
Lily zuckte zurück, als hätte sie eine Ohrfeige bekommen. »Ich rate dir das nur, weil ich mich um dich sorge«, sagte sie leise.
»Entschuldige, Lily. Es war nicht so gemeint. Du hast recht, das weiß ich doch. Ich kann nur immer noch nicht glauben, dass …« Sie konnte die Tränen nicht zurückhalten.
»Komm zu Lily.« Sie rückte mit ihrem Sitzkissen zu ihr und zog sie an sich. Es war seit vielen Wochen das erste Mal, dass jemand Andy in den Arm nahm. Es tat einfach nur gut.
»Ein Mann muss eben tun, was ein Mann tun muss. Er will jetzt erst mal seine Freiheit genießen. Er fängt sich schon wieder.«
Andy wischte sich die Tränen ab und lächelte schwach. »Ich weiß.« Sie nickte. Aber Alex war kein Macho, und es gab auch kein einziges Anzeichen dafür, dass er irgendwann wieder zurückkommen würde.
»Vielleicht solltest du dir eine kleine Affäre gönnen.«
»Eine Affäre?«
»Es kann auch ein Quickie sein oder ein One-Night-Stand. Egal. Oder muss ich dich erst daran erinnern, wie lange du mit keinem anderen Mann mehr geschlafen hast? Zuzutrauen wär’s mir nämlich.«
»Ich glaube nicht, dass das …«
»Zweites Studienjahr, Scott Sowieso, der arme Kerl mit dem Unterbiss, mit dem du dich auf der Unisex-Toilette angefreundet hast, während ich kotzend über der Kloschüssel hing?
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