Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück: Roman (German Edition)
und kein Freudenfeuer entfachen.«
Emily regulierte die Flamme und verdrehte die Augen. Ihr entnervter Blick reichte, um Andy mit einem Schlag ins Vorzimmer der Runway zurückzukatapultieren: Miranda äußerte einen Wunsch – nach einem Milchshake oder einem Geländewagen, einer Handtasche aus Pythonleder, einem Kinderarzt oder einem Flug in die Dominikanische Republik –, Andy versuchte verzweifelt, ihren Befehl zu entschlüsseln, und Emily verdrehte ob ihrer Nutzlosigkeit laut seufzend die Augen. Und dann ging das Theater wieder von vorn los.
»Hör mal, Em. Ich …« Emily starrte sie so böse an, dass sie mitten im Satz abbrach.
»Ich heiße Emily!«
»Emily, natürlich. Entschuldige. Wie konnte ich das bloß vergessen? Schließlich hat Miranda mich ein ganzes Jahr lang so gerufen.«
Emily schnaubte, und Andy hatte fast den Eindruck, bei ihr so etwas Ähnliches wie ein Lächeln erkennen zu können. »Ja, ich erinnere mich.«
»Emily, ich …« Weil Andy nicht so recht wusste, wo sie anfangen sollte, rührte sie erst mal die Zucchini, entgegen der ausdrücklichen Anweisung, sie im Topf »möglichst nicht weiter zu behelligen«.
»Ich weiß, das ist alles ewig lange her, aber es tut mir immer noch leid, dass es so enden musste«, sagte sie schließlich.
»Und wie? Damit, dass du mir die Reise nach Paris weggeschnappt hast, den Traum meines Lebens? Obwohl ich viel länger und härter dafür geschuftet hatte als du? Dass du mir einfach die Brocken vor die Füße geknallt hast? Dass es dir piepegal war, in was für eine Stinkwut du Miranda damit versetzt? Dass ich wieder mal eine Neue anlernen musste? Was im Klartext bedeutet, dass ich geschlagene drei Wochen lang ganz allein rund um die Uhr den Sklaven spielen musste?« Emily starrte auf die Zucchinistreifen. »Du hast mir noch nicht mal eine E-Mail geschickt, um dich zu verabschieden oder mir zu danken oder mich meinetwegen auch zum Teufel zu wünschen. So hat es nämlich geendet.«
Andy warf einen Blick auf ihre Küchenpartnerin. Konnte es sein, dass Emily eingeschnappt war? Sie hätte es niemals für möglich gehalten, aber alles deutete darauf hin. Sie war tatsächlich gekränkt, weil sie so sang- und klanglos von der Bildfläche verschwunden war.
»Es tut mir leid, Emily. Ich dachte, es wäre dir lieber, wenn du nie mehr etwas von mir hörst. Es ist ja kein Geheimnis, dass ich nicht gerade gerne für Miranda gearbeitet habe. Aber inzwischen sehe ich ein, dass es für dich auch nicht einfach gewesen sein kann. Ich hätte nicht ganz so viel rumzicken müssen.«
Ein erneutes Schnauben von Emily. »Rumzicken? Rumzicken ist gar kein Ausdruck.«
Andy atmete ganz tief durch. Am liebsten hätte sie die Entschuldigung wieder zurückgenommen, Emily den Titel »heuchelnde Schleimerin« an den Kopf geknallt, den sie verdiente, und die Runway mit allem, was dazugehörte, ein für alle Mal auf den Mond geschossen. Sie brauchte nur eine Minute über die alten Zeiten zu reden, und schon kam alles wieder hoch: die schlaflosen Nächte, die endlosen Botengänge, das ständig klingelnde Telefon, die ewigen Beleidigungen. Sich jeden Morgen aufs Neue zu dick, zu dumm und wie eine Versagerin zu fühlen, jeden Abend ausgelaugt, erniedrigt und depressiv ins Bett zu kriechen.
Aber wozu sollte es jetzt noch gut sein, diese alten Rechnungen zu begleichen? Andy musste noch anderthalb Stunden durchhalten, dann war der Kurs zu Ende. Sie würde sich auf dem Heimweg mit einem großen Smoothie trösten und ihre fiese Exkollegin vermutlich nie mehr wiedersehen.
»Hier, die Zucchini sind fertig. Wie geht’s weiter?«, fragte sie, während sie den Topf vom Feuer nahm und Olivenöl in einen zweiten tat.
Emily gab zwei Handvoll halbierte Rosenkohlröschen dazu und goss eine Mischung aus Dijon-Senf, Wein und Essig darüber. »Dann wusstest du nicht, dass sie mich gefeuert hat?«
Andy fiel mit lautem Klappern der Kochlöffel aus der Hand. »Wie bitte?«
»Sie hat mich rausgeschmissen. Ungefähr vier Monate nachdem du gekündigt hattest. Ich hatte gerade die vierte Neue angelernt. Es war ein ganz normaler Tag. Ungefähr um acht Uhr morgens kommt sie reingerauscht, ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen, und verkündet, dass ich am nächsten Tag nicht zu erscheinen brauche. Und auch sonst nie mehr.«
»Im Ernst? Und du hast überhaupt keine Erklärung dafür?«
Mit zitternder Hand rührte Emily den Rosenkohl um. »Keine. Nach fast drei Jahren – nachdem ich für sie sogar
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