Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück
weg.
»Nigel, also wirklich«, sagte Miranda, doch ihre Empörung klang gespielt; sie nahm ebenfalls eins der Gläser entgegen.
»Auf die brillante Zusammenarbeit von brillanten Frauen!«, tönte Nigel und hob sein Glas hoch empor. » The Plunge kann sich glücklich preisen bei so vielen glühenden Verfechterinnen.«
»Schön gesagt, Nigel«, bemerkte Emily und beugte sich vor, um mit ihm anzustoßen. Gemeinsam stießen sie noch mit Andy und Miranda an und kippten sich den Inhalt des Schnapsglases sodann formvollendet hinter die Binde.
»Ihr auch!«, krähte Nigel. Emily lachte.
Andy sah ungläubig zu, wie Miranda tatsächlich geziert ein Schlückchen und noch eins nahm. Da sie nicht als Einzige mit einem vollen Glas dasitzen wollte, beschwor sie die guten alten Collegezeiten herauf, holte tief Luft und stürzte das garantiert Hochprozentige auf einen Schluck hinunter. Es brannte in der Kehle und trieb ihr die Tränen in die Augen, und sie hätte nicht einmal sagen können, ob es Wodka, Whiskey, Gin oder ganz etwas anderes war.
»Was für ein Teufelszeug ist das denn?«, verkündete Miranda nach einem bleistiftspitzen Blick auf ihr Glas. »Es kann unmöglich sein, dass du so was hier bei mir in der Küche aufgetrieben hast.«
Nigels Antwort bestand in einem teuflischen Grinsen und einem Griff unter sein Hemd. Zutage kam ein lederummantelter Flachmann mit einem großen und geschwungen eingravierten »N«. »Hab ich ja auch gar nicht«, sagte er und grinste.
Ab da verlief alles störungsfrei, doch Andy kochte immer noch innerlich. Als Miranda ihre Gäste zur Tür brachte, musste Andy sich schwer zusammenreißen, um sich nicht ihre Jacke zu schnappen und diesen Ort des Grauens so schnell wie möglich zu verlassen.
»Vielen, vielen Dank für den tollen Abend«, sülzte Emily und gab Miranda Wangenküsschen links und rechts, als hätten sie einander nach Jahren bei einem Ehemaligentreffen wiedergefunden.
»Ja wirklich, Schätzchen, du hast dich wieder einmal selbst übertroffen«, sagte Nigel. Obwohl draußen äußerst milde Temperaturen herrschten, streifte er fingerlose Handschuhe über und hüllte sich vom Scheitel bis zum Hals in einen überdimensionalen Kaschmirschal.
Nur Andy schien aufzufallen, dass Miranda plötzlich bolzengerade dastand und die Lippen zusammenkniff.
»Danke für die Einladung, Miranda. Es war wirklich ganz reizend«, sagte Andy leise, während sie mit den Knöpfen ihrer Jacke kämpfte.
»Aan-dreh-ah.« Mirandas Stimme war ebenfalls gedämpft, klang zugleich aber stählern. Und sehr bestimmt.
Andy sah zu ihr hin und wäre beinahe aus den Latschen gekippt. Mirandas Blick war so unverhohlen hasserfüllt, dass ihr die Luft wegblieb.
Nigel und Emily bequatschten gerade ausführlich, ob sie sich ein Taxi teilen oder getrennt nach Hause fahren sollten, darum entging ihnen der Moment, in dem Miranda ihre ranken, schlanken Finger um Andys Schulter legte und sie nah zu sich heranzog – näher, als Andy ihr je gewesen war. Alle Härchen auf Armen und Nacken sträubten sich.
»Sie werden die Papiere diese Woche noch unterzeichnen«, sagte sie. Ihr Atem legte sich eisig auf Andys Wangen. »Und uns allen keine weiteren Schwierigkeiten machen.« Und so schnell, wie sie Andy mit Beschlag belegt hatte, gab Miranda sie wieder frei mit einem kaum merklichen Puff in den Arm. Ich bin fertig mit Ihnen. Ziehen Sie Leine.
Ehe Andy über eine passende Antwort auch nur nachdenken konnte, stand schon der Aufzugpage in der Tür, und die große Abschiedszeremonie begann. Niemandem fiel auf, dass Andy still und stumm in den Aufzug schlurfte.
Draußen trennten sich ihre Wege.
»Tschüss, ihr Süßen«, rief Nigel und schob sich in ein Taxi, ohne den beiden anzubieten, sie mitzunehmen, oder ihnen den Vortritt zu lassen. »Kann’s gar nicht erwarten, wieder mit euch zusammenzuarbeiten!«
Emily hob den Arm, um ein weiteres Taxi anzuhalten – da kam neben ihr eine Mietlimousine zum Stehen. Ein freundlich blickender graumelierter Mann um die fünfzig sagte: »Sie sind die Gäste von Ms Priestly, ja? Sie hat mich gebeten, Sie nach Hause zu fahren oder wohin Sie jetzt sonst noch wollen.«
Emily sah triumphierend zu Andy hin und ließ sich vergnügt auf die Rückbank plumpsen. »Wie nett ist das denn, dass Miranda uns nach Hause kutschieren lässt?«, sagte sie und streckte die Beine von sich.
Andy war immer noch wie vom Donner gerührt. Hatte Miranda sie gerade eben tatsächlich bedroht? Sie fand nicht einmal
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