Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück
hat zu verbergen, wie sehr sie das Magazin kontrollieren will. Ihre Dreistigkeit hat mich schon ziemlich verblüfft.«
Irgendetwas an Max’ Miene irritierte sie. »Was ist?«, fragte sie.
Max schien den Blickkontakt tunlichst vermeiden zu wollen. Er musterte eingehend seine Wangenstoppeln im Spiegel und zuckte leicht mit den Achseln. »Nichts. Ich habe nichts gesagt.«
»Schon, aber dieser Gesichtsausdruck hatte etwas zu besagen, und ich wüsste gern, was«, sagte Andy.
Max legte den Rasierer weg und drehte sich zu ihr um. »Andy, ich weiß, was du denkst: dass ich nicht voll und ganz begreife, wie übel es war, für Miranda zu arbeiten, und ehrlich gesagt, begreife ich es wahrscheinlich tatsächlich nicht. Weder ich noch sonst wer. Aber meinst du nicht, du könntest das nun hinter dir lassen und hier und jetzt die richtige Entscheidung treffen?«
Andy wurde sich plötzlich ihrer Nacktheit peinlich bewusst und griff nach einem Morgenmantel.
»Ich will damit nur sagen: Ich kann mir nicht vorstellen, dass Miranda darauf aus ist, euer Leben zu ruinieren. Verstehst du?«
Andy starrte ihn an. »Das weiß ich. So geht Miranda nicht vor, ganz und gar nicht. Es wäre eher eine unvermeidbare Folge, wobei das für meinen Geschmack die Sache nicht besser macht.«
»Gegen Leute, die andere gern schikanieren, weißt du dich doch zu wehren, Andy. Und letztlich ist Miranda ja nichts anderes als eine hundsgewöhnliche Zicke, die gern andere schikaniert.«
»Das kann auch nur jemand sagen, der noch nie für sie gearbeitet hat«, warf sie so leicht hin, wie es ihr in ihrem Ärger möglich war.
Einerseits hätte sie eine Fortsetzung der Unterhaltung gern vermieden, doch dann ging Andy auf, dass sie aus reinem Selbstschutz Max nie eine zutreffende Beschreibung von der Frau geliefert hatte. Er wusste, dass sie schroff war, kratzbürstig, eine »schwierige Persönlichkeit«. Ihr Ruf als raue, fordernde Chefin war ihm ebenfalls bekannt. Im Lauf der Jahre war er ihr oft genug begegnet, um aus erster Hand zu wissen, dass sie brüsk und reserviert sein konnte. Oder auch mehr als nur reserviert – »pampig«, so hatte er Miranda beschrieben, als Barbara sie ihm erstmals vorgestellt hatte. Aber aus irgendeinem Grund – oder vielmehr, weil Andy einfach nicht darüber reden wollte – schien Max nicht zu erkennen, wer Miranda in Wahrheit war: ein böses, ekelhaftes, sadistisches Weib, das seine Frau bis heute verfolgte.
Andy holte tief Luft und setzte sich auf den Badewannenrand. »Sie ist nicht bloß jemand, der gern Leute schikaniert, Max. Du hast recht, damit würde ich mittlerweile vermutlich fertig. Es ist schlimmer. Und schwerer in den Griff zu kriegen. Sie ist ausschließlich auf das fixiert, was für sie das Beste ist, und daneben zählt nichts und niemand für sie. Ihre Assistenten, ihre Redakteure, ihre sogenannten Freunde – denn für mein Gefühl hat sie keine echten Freunde, nur Bekannte, die ihr nützlich sind oder von denen sie etwas braucht – das sind alles bloß kleine Figuren in Mirandas Echtzeit-Videospiel, in dem es ausschließlich darum geht, Miranda unter allen Umständen gewinnen zu lassen. Koste es, was es wolle. Es spielt keine Rolle, ob du ein berühmter Designer bist oder Irv Ravitz oder die Herausgeberin der italienischen Runway , wenn du zu spät zu einem Mittagessen mit Miranda Priestly kommst. Sie wird kein großes Geschrei machen oder dir einen Vortrag über Höflichkeit und Rücksicht halten. Nein, sie bestellt ganz einfach, egal, ob du schon da bist oder nicht, isst und geht. Hat sie Verständnis dafür, dass dein Kind krank ist oder dein Taxi einen Unfall hatte? Nicht die Bohne. Macht es ihr was aus, dass du gerade erst deine Suppe serviert bekommst, während sie ihren Fahrer anruft und sich von ihm abholen lässt? Keine Sekunde. Denn du bist ihr schnurzegal. Für sie gelten andere gesellschaftliche Regeln als für dich und mich. Sie hat vor langer Zeit herausgefunden, dass sie am schnellsten zum Ziel kommt, indem sie andere so lange demütigt, kritisiert, runtermacht oder einschüchtert, bis sie tun, was sie will. Wenn das, selten genug, einmal nicht funktioniert – beispielsweise bei uns und unserer Weigerung, das Magazin zu verkaufen –, geht sie sofort zu einer allumfassenden Charmeoffensive über: extravagante Geschenke, reizende Anrufe, heiß begehrte Einladungen. Was natürlich nur eine andere Form von Manipulation der kleinen Figuren in ihrem gigantischen Spiel ist.«
Max legte den
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