Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück
mehr als fairen Preis.«
»Das hast du schon gesagt.« Und zwar ungefähr tausend Mal.
»Ich meine bloß, so eine Gelegenheit bietet sich nur ein Mal im Leben.« Max ließ Andy nicht aus den Augen.
Sie wickelte ein Halsbonbon aus und steckte es in den Mund. »Hmmm, wo habe ich das bloß schon mal gehört?«
Ihr Ton machte offenbar deutlich, dass das Gespräch damit beendet war. Max gab Clementine einen Kuss, versicherte Andy, er habe sie lieb, und machte sich auf den Weg. Ein neuer Fieberanfall packte sie, und da sie die Kleine nicht unbeaufsichtigt auf dem Hochstuhl sitzen lassen wollte, sich aber zu schwindlig fühlte, um sie herauszuheben, hockte sie sich einfach neben ihrer Tochter auf den Boden. Als Isla ein paar Minuten später eintraf, verzog Andy sich rasch wieder ins Schlafzimmer und sank in einen fiebrigen, aber tiefen und traumlosen Schlaf. Erst als Stanley an der Wohnungstür stand und bellte, wurde sie wach.
Andy tappte zurück in die Küche und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Das Nickerchen hatte ihr gutgetan, sie fühlte sich schon besser. »Wer war das?«, fragte sie Isla, die gerade ein Fläschchen aufwärmte.
»Ein Kurier, denke ich mal. Er hat das hier abgegeben.« Isla reichte ihr einen braunen Umschlag mit der beidseitigen Aufschrift: Fotomaterial: Nicht knicken!
»Stimmt, das hatte ich ganz vergessen, die sollten ja heute fertig sein.« Sie zog einen Stapel großformatiger Hochglanzbilder von Olives Hochzeit heraus sowie einen Zettel von Daniel, auf dem stand: Hoffentlich gefallen sie dir genauso gut wie uns. Wollte sie E auch schicken, aber sie ist heute in Chicago. Gibst du sie bitte an sie weiter? Ich wüsste gern deine Meinung dazu.
Andy machte es sich mit einer Tasse Kamillentee am Küchentisch gemütlich und breitete das Dutzend Fotos vor sich auf. Bei der Durchsicht wurde ihr Lächeln immer breiter: Die Bilder waren kurz gesagt absolut spektakulär.
Sie schrieb Emily eine SMS : Hab grad Olives Bilder gekriegt. Sind fantastisch. Wird der Knüller. Alles Liebe.
Die Antwort erfolgte umgehend: Super! Bin jetzt bei den Rolex-Typen. Schickst du die Fotos per Kurier zu mir nach Hause? Brauche sie morgen für einen Frühstückstermin. Xo
Andy schrieb alles klar zurück, klappte ihren Laptop auf und machte sich an den Artikel über die Verehelichung von Olive. Die Aufgabe hätte sich leichter gestaltet, wenn sie bei der Hochzeit selbst mit dabei gewesen wäre, aber Emilys Notizen waren Gott sei Dank ziemlich umfangreich. Andy hatte ihr eine drei Seiten lange Liste geschickt mit allem, was sie sich notieren oder – falls ein glücklicher Zufall es so fügte – wozu sie jemanden befragen sollte, und Emily hatte den Auftrag brav ausgeführt.
Isla brachte ihr Clem für ein Abschiedsküsschen: Die beiden wollten zum Gymboree, dem Spiel- und Lerncenter für Kleinkinder. Nach ihrem Aufbruch herrschte in der Wohnung himmlische Ruhe – ideal für drei Stunden Arbeiten am Stück, zum ersten Mal wieder, seit Andy krank geworden war. Als Isla mit der Kleinen zurückkam, fühlte Andy sich so gut wie genesen und hatte obendrein den Artikel schon zu drei Vierteln fertig. Sie hob Clem aus dem Buggy und überhäufte sie mit Küssen.
»Es geht mir schon viel besser«, sagte sie zu Isla, die ihr einen zweifelnden Blick zuwarf.
»Sind Sie sicher? Ich kann heute gern länger bleiben, wenn Sie wollen.«
»Nein, wirklich, ich bin fast schon wieder auf dem Damm. Ich lege sie jetzt ein bisschen hin, und dann ist es ja schon bald Zeit fürs Abendessen. Danke für alles.«
Clementine schlief eineinhalb Stunden und erwachte um halb vier mit ihren niedlichen roten Bäckchen und ihrem zahnlosen Riesengrinsen. Gott sei Dank war sie wieder gesund; jedes Mal, wenn das arme Kind gespuckt oder geweint hatte, drehte es Andy selbst fast die Eingeweide um. Sie wollte schon Agatha beauftragen, ihr einen Kurier zu schicken, doch nach einem Blick hinaus in das herrlich sonnige Oktoberwetter beschloss sie, einen kleinen Ausflug zu machen und zu Fuß zu Emilys Wohnung zu spazieren.
»Kommst du mit, wenn Mami nach vier Tagen zum ersten Mal wieder aus der Wohnung rauskann? Aber klar kommst du mit.«
Andy schlüpfte in Jeans und Pulli und schnallte ihre Tochter auf der Babyschale im Buggy fest. Die Luft war frisch und belebend, und Andy machte sich einen Spaß daraus, unterwegs Clem mit komischen Fratzen zum Kichern zu bringen. Beim Anblick ihrer lachenden Tochter kam ihr die Erkenntnis, klarer als in den vielen
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