Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück
das Leben zur Hölle!«, stöhnte Andy.
»Miranda interessiert sich nicht die Bohne für uns, das darfst du mir glauben«, sagte Emily mit der Macht des Wortes der ehemaligen Chefassistentin. »Bitte erinnere dich: Wir existieren für sie überhaupt nicht. Außerdem hat sie Wichtigeres zu tun, als alte Geschichten wieder aufzurühren. Es muss um etwas anderes gehen.«
Emily hatte recht. Es musste um etwas anderes gehen. Aber Andy war noch immer fassungslos, dass ein simpler Anruf von Elias-Clark eine solch abgrundtiefe Panik in ihr auslösen konnte. Und dabei war es vollkommen egal, was der Verlag von ihnen wollte. Wieder einmal beschwor Miranda Priestly, der Satan mit dem Prada-Täschchen, die finstersten Erinnerungen bei ihr herauf und stürzte sie gleichzeitig in ganz neue Ängste. Und schon waren die letzten zehn Jahre wie ausgelöscht.
7
Typisch Mann
Jetzt war die Hochzeit schon eine Woche vorbei, und Andy ging es noch immer nicht besser, im Gegenteil. Sie hatte ständig Kopfschmerzen, fühlte sich wie benebelt, war übermüdet, und ab und zu drehte sich ihr auch noch der Magen um. Das Fieber kam und ging. Allmählich sah es fast so aus, als ob sie dieses Virus nie wieder loswerden würde.
Während sie ihren uralten Bademantel aus dem Schrank wühlte, kam Max’ Kopf zwischen den Kissen hoch. »Morgen«, sagte er und lächelte sie verschlafen an – zum Dahinschmelzen. »Komm kuscheln.«
Andy schlüpfte in den dunkelroten Lumpen und band sich den Gürtel um. »Mir geht’s nicht berauschend. Ich mache schon mal Kaffee. Ich schaff das heute nicht mit dem Training, deshalb dachte ich mir, ich gehe ein bisschen früher zur Arbeit.«
»Andy? Komm doch mal eben her. Ich muss mit dir reden.«
Eine Schrecksekunde lang war sie fest überzeugt, dass er ihr den Seitensprung mit Katherine beichten wollte. Vielleicht hatte er gemerkt, dass der Brief seiner Mutter verloren gegangen war. Vielleicht …
»Was gibt’s?«, fragte sie, während sie sich, so weit wie möglich von ihm entfernt, auf die Bettkante hockte. Stanley sah sie tieftraurig an, weil sie ihn auf sein Frühstück warten ließ.
Max setzte seine Brille auf und stützte den Kopf in die Hand. »Ich möchte, dass du heute zum Arzt gehst. Keine Widerrede.«
Andy schwieg.
»Du bist jetzt seit neun Tagen durch den Wind. Seit unserer Hochzeit.«
Sie wusste genau, worauf er anspielte. In der ganzen Zeit hatten sie nur ein einziges Mal miteinander geschlafen. Danach hatte Andy sich unter dem Vorwand, ihr sei fröstelig, eine ganze Stunde in die Wanne gelegt. Er war mit seiner Geduld am Ende, und ihr gingen allmählich die Entschuldigungen aus. Mittlerweile war sie schon so weit, dass sie nur noch gesund werden wollte.
»Ich hatte mir bei Dr. Palmer vorsichtshalber schon einen Termin für heute Morgen geben lassen. Wenn es mir wieder besser gegangen wäre, hätte ich ihn einfach wieder abgesagt. Aber ich fühle mich immer noch krank.«
»Super«, sagte Max erfreut. »Das ist ja mal eine gute Nachricht. Rufst du mich hinterher an und sagst mir, was dabei rausgekommen ist?«
Andy nickte.
Max wickelte sich fester in die Decken. »Ist sonst alles okay? Mal abgesehen davon, dass es dir nicht gut geht, warst du die ganze Woche … Ich weiß auch nicht. Irgendwie anders. Liegt es an mir?«
Andy hatte nicht vorgehabt, dieses Gespräch hier und heute zu führen. Sie wartete noch immer auf den idealen Moment dafür, wenn weder sie noch er zu gestresst, zu sehr in Eile oder zu krank war, aber jetzt reichte es ihr. Sie musste endlich Gewissheit haben.
»Ich weiß Bescheid über die Bermudas.«
Sie hielt unwillkürlich den Atem an.
Max runzelte verwirrt die Stirn. »Die Bermudas? Meinen Junggesellenabschied?«
»Jawohl«, sagte Andy. Würde er sie anlügen? Das hätte ihr gerade noch gefehlt.
Er sah sie an. »Du willst bestimmt auf Katherine raus.« Andy wurde es flau zumute. Dann stimmte es also doch. Barbaras Brief entsprach der Wahrheit: Max hatte Geheimnisse vor ihr. Jetzt konnte sie sich nichts mehr vormachen.
»Du hast sie tatsächlich getroffen?«, sagte sie mehr zu sich selbst.
»Ja, ich habe sie getroffen. Aber eins musst du mir glauben. Ich hatte keine Ahnung, dass sie dort sein würde. Sicher, ihre Eltern haben ein Haus da unten, allerdings konnte ich wirklich nicht ahnen, dass sie und ihre Schwester sich ausgerechnet dieses Wochenende für einen Wellnesstrip aussuchen würden. An einem Abend haben wir mit ihnen Cocktails getrunken. Das soll keine
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