Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück
war von mir.«
»Und ich dachte, der Artikel wäre von einer anderen Andrea Sachs, weil ich davon ausgegangen bin, dass du bestimmt irgendwo als Kriegsberichterstatterin im Einsatz bist oder so. Ich hab nämlich einen Google Alert für Posh Spice, und ich lese alles über sie, was mir in die Finger kommt. Sag bloß, du hast sie kennengelernt?«
Stellte Emily ihr tatsächlich eine persönliche Frage? Doch nicht etwa aus Interesse? Oder gar, weil Andy ihr imponierte? Es war fast zu verrückt, um wahr zu sein. »Das Interview hat zwar nur fünfzehn Minuten gedauert, aber ich habe wirklich in ihrem Hotelzimmer mit ihr gesprochen, als sie vor ein paar Monaten hier in New York war. Und ihn hab ich sogar auch kurz zu sehen gekriegt!«
»Nein!«
Andy nickte.
»Nichts für ungut, aber wie hast du jemanden wie sie rumgekriegt, einem Hochzeitsblog ein Interview zu geben?«
Andy überlegte. Wie viel wollte sie Emily anvertrauen? Schließlich gab sie sich einen Ruck. »Ich hab ihre PR -Frau angerufen und gesagt, ich hätte bis vor Kurzem bei Runway gearbeitet, direkt für Miranda Priestly. Da Miranda ein großer Fan von Victoria Beckham wäre, wollte ich sie bitten, mir ein kleines Interview über ihre Hochzeit zu geben.«
»Und das war’s? Sie hat den Köder geschluckt?«
»Ja, damit hatte ich sie an der Angel.«
»Aber Miranda hat für Victoria Beckham doch überhaupt nichts übrig.«
Emily löffelte den Rosenkohl und die Zucchinistreifchen auf einen Teller und pflanzte sich auf einen Barhocker. Andy besorgte einen Vorrat an Kräckern und Käse und setzte sich neben sie an die Küchentheke.
»Spielt keine Rolle. Es kommt darauf an, dass Victoria – beziehungsweise ihre PR -Tante – Miranda mag. Bis jetzt hat mir dieser Trick eine hundertprozentige Erfolgsquote beschert.«
»Wie bitte? Das war nicht das erste Mal? Du hast schon öfter mit deiner Arbeit bei Runway hochgestapelt?«
»Es war kein Wort gelogen«, sagte Andy und warf einen Cheddarwürfel ein. »Wie das jemand interpretiert, ist seine Sache.«
»Genial. Einfach genial. Und warum auch nicht, bitte schön? Für irgendwas muss die Sklavenarbeit bei ihr doch schließlich gut gewesen sein. Jetzt erzähl, wen hast du sonst noch kennengelernt?«
»Hm, mal sehen. Britney Spears hat mir eine Top-Ten-Playliste für den Hochzeitstanz zusammengestellt. Kate Hudson hat mir verraten, dass sie eines Tages ganz still und heimlich irgendwo heiraten möchte, und Jennifer Aniston hat mir das Brautkleid ihrer Träume beschrieben. Von Heidi Klum gab es Make-up- und Frisurentipps, und mit Reese Witherspoon habe ich mich darüber unterhalten, welche Vor- und Nachteile es hat, jung zu heiraten. Nächste Woche interviewe ich J. Lo zu dem Thema, wie man seine zweite oder dritte Eheschließung angemessen begeht.«
Emily baute sich aus zwei Kräckern und zwei Käsewürfeln ein kleines Sandwich und biss hinein. Andy wären um ein Haar die Gesichtszüge entgleist: Emily Charlton aß ? »Das klingt sagenhaft, Andy«, knusperte sie.
Auf Andys ungläubiges Staunen reagierte sie mit einem Schmunzeln. »Doch, doch. Ich esse wieder. Das war das Erste, was sich wieder normalisiert hat, nachdem sie mich rausgekegelt hatte: mein Appetit.«
»Man sieht es dir überhaupt nicht an«, sagte Andy, und es war nicht gelogen. »Verrätst du mir jetzt, was du beruflich so machst?«
Wie aus dem Boden gewachsen stand plötzlich der Kurslei-ter neben ihnen. »Meine Damen? Was denken Sie sich eigentlich? Ich glaube kaum, dass herumsitzen und Häppchen essen zum Unterrichtsprogramm gehören.« Er klatschte entrüstet in die Hände und zog die Augenbrauen hoch.
»Und ich glaube kaum, dass es zum Kursleitersein gehört, sich wie ein Vollpfosten aufzuführen. Wir wollten sowieso gerade gehen«, konterte Emily mit einem Seitenblick auf Andy.
»Stimmt, wir sind schon so gut wie weg. Vielen Dank für den tollen Kurs«, sagte Andy so überschwänglich, dass Emily einen kleinen Freudenquietscher losließ und sich die anderen Teilnehmer nach ihnen umdrehten. Die beiden rafften ihre Siebensachen zusammen und schafften es gerade noch bis in den Flur, bevor sie einen Lachanfall bekamen.
Theoretisch hätte ihnen ihr Verhalten im nächsten Augenblick peinlich sein müssen, aber dafür kannten sie sich viel zu gut. Falsche Scham kam bei ihnen nicht mehr auf. Als Andy zaghaft vorschlug, noch etwas trinken zu gehen, war Emily sofort Feuer und Flamme für die Idee. Aus einer Margarita wurden drei, aus drei
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