Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück
kommen? Wenn ich Bear bei Bodhi lasse, könnte ich morgen ins Flugzeug steigen …«
»Danke, Lily, aber ich muss morgen früh nach Anguilla. Und du warst doch auch eben erst hier. Trotzdem, danke für das liebe Angebot.«
»Du Ärmste! Scheiß auf Barbara, die alte Hexe. Ich kann mir vorstellen, wie hilflos du dich fühlst. Als ich mit Bear schwanger war, hatte ich auch wahnsinnige Angst, um nicht zu sagen Panik, dass Bodhi mich sitzen lassen würde. Ich glaube, wenn man ein Baby erwartet, kommen diese Ängste automatisch in einem hoch. Frag mich nicht warum, ich kann es auch nicht erklären.«
»Ich weiß genau, was du meinst. Vor einer Woche wollte ich eine Auszeit, um unsere Beziehung zu überdenken. Und obwohl mir klar war, dass es nicht leicht sein würde, wollte ich es durchziehen. Und jetzt? Kriege ich ein Kind ! Von Max! Ich hab ihm immer noch nicht verziehen, aber sein Kind liebe ich jetzt schon.«
»Ach, Andy. Das wird schon wieder.«
Andy schniefte. Seit wann weinte sie denn?
»Du glaubst, du liebst das Kind jetzt schon? Wenn du wüsstest! Das ist erst der Anfang.«
»Ich … ich hatte es mir nur so ganz anders vorgestellt.«
Lily schwieg. Sie schien mit sich zu ringen, ob sie über ihre eigenen Erfahrungen sprechen sollte, obwohl es doch gerade um Andys Probleme ging. Aber schließlich sagte sie doch: »Ich weiß, wie das ist. Du träumst davon, dass du eines schönen Morgens neben deinem wunderbaren Ehemann aufwachst, mit dem du seit zwei Jahren glücklich verheiratet bist. Du verschwindest mal rasch ins Klo und machst einen Schwangerschaftstest, und dann sitzt ihr mit angehaltenem Atem da und wartet, bis sich der Streifen verfärbt hat, worauf ihr euch vor Freude nicht lassen könnt und euch lachend und beglückt wieder ins Bett kuschelt. Er begleitet dich zu jeder Vorsorgeuntersuchung, massiert dir die Füße und kauft dir saure Gurken und Eis. Soll ich dir mal verraten, wie oft dieser Traum wahr wird? So gut wie nie. Aber deswegen ist die Schwangerschaft kein bisschen weniger wunderbar.«
Andy konnte sich noch gut daran erinnern, wie Lily sie vor knapp vier Jahren angerufen hatte, um ihr zu sagen, dass sie schwanger sei. Damals wohnte sie schon seit zwei Jahren in Boulder. Sie hatte die Arbeit an ihrer Dissertation etwas zurückgefahren, um mehr unterrichten zu können. Wenn die beiden Freundinnen miteinander telefonierten, war Andy jedes Mal neidisch, wie glücklich und zufrieden Lily sich anhörte. Anfangs hatte sie noch geglaubt, deren neue Begeisterung für Yoga sei nur eines der üblichen Strohfeuer – ein Hobby, in das sie sich voll hineinkniete, um es schon bald wieder aufzugeben: Tennis, Töpfern, Spinnen, Kochen. Als Lily ihr erzählte, dass sie für ein paar Dollar im Monat und ermäßigte Mitgliedsgebühren im Yogastudio jobbte, schüttelte sie nur den Kopf: Ja, ja, typisch Lily. Und als sie sich auch noch zu einer halbjährigen Yogalehrerausbildung anmeldete, konnte Andy sich darüber nur amüsieren. Erst nachdem sie den Lehrgang in Rekordzeit beendet hatte und sich für vier Monate in einen indischen Ashram zurückzog, um bei weltberühmten Lehrern mit unaussprechlichen Namen Kurse wie »Yoga für die Wiederherstellung des emotionalen Gleichgewichts« oder »Yoga für ein starkes Herz« zu belegen, schwante Andy, dass es Lily diesmal ernst war. Sie war kaum wieder in Boulder gelandet, als sie sich in den Besitzer des Yogastudios verliebte, einen konvertierten Buddhisten namens Bodhi, der ursprünglich Brian hieß und aus Nordkalifornien stammte. Nur ein Jahr später hatte sie Andy mit der Nachricht überrascht, dass Bodhi und sie in sechs Monaten ein Kind bekommen würden. Andy konnte es kaum glauben. Ein Kind? Von Bodhi? Sie kannte ihn von einem Kurzbesuch, auf den Lily ihn einmal mit nach Connecticut geschleppt hatte, und fand seine dichten Rastalocken und die dicken Muskelpakete, gelinde gesagt, etwas gewöhnungsbedürftig – genau wie seine Marotte, ununterbrochen grünen Tee aus der Thermoskanne in sich hineinzuschütten, je nach Jahreszeit warm oder kalt. Obwohl er ein netter Kerl zu sein schien und ganz offensichtlich sehr in Lily verliebt war, hatte Andy auf die Neuigkeit ihrer Freundin ein wenig verständnislos reagiert, was Lily, die sie in- und auswendig kannte, nicht entging: »Die Schwangerschaft war kein Unfall, Andy. Bodhi und ich sind eine lebenslange Partnerschaft eingegangen. Dafür brauchen wir keine Urkunde. Ich liebe ihn, und wir wünschen uns
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