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Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück

Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück

Titel: Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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Dutzend Pinnwänden prangten noch die Erinnerungen an ihre Schulzeit: die Tennistermine vom Herbst 1997, ausgeschnittene Zeitungsartikel über Matt Damon und Marky Mark, ein Poster zum Titanic -Film, eine Telefonliste der Mitarbeiter am Highschool-Jahrbuch, ein vertrockneter Stängel ohne Blüte aus einem Anstecksträußchen von irgendeinem Ball, eine Ansichtskarte von der Kambodschareise, die Jill unternommen hatte, als sie mit der Uni fertig war, eine Quittung aus dem Frozen-Yoghurt-Shop, in dem Andy in den Sommerferien gejobbt hatte, und Fotos, so viele Fotos. Auf fast allen war Lily zu sehen. Und immer stand sie lachend neben Andy, ob sie in großer Robe für den Abschlussball posierten, in Jeans im Tierheim aushalfen oder in identischen Trainingsanzügen joggen gingen. Andy zog eine Heftzwecke heraus und nahm eine Aufnahme herunter: sie und Lily auf dem Jahrmarkt, als sie mit käsigen Gesichtern und weichen Knien aus dem Rotor geschwankt kamen. Wenige Sekunden später war sie reihernd in den Büschen verschwunden. Drei Tage lang hatte sie vergeblich versucht, ihre Eltern davon zu überzeugen, dass sie nur deswegen gekotzt hatte, weil sie zu viel Karussell gefahren war, und nicht etwa, weil sie sich im Geiste jugendlicher Aufsässigkeit die Kante gegeben hatte (obwohl das natürlich keine ganz unwesentliche Rolle gespielt hatte).
    Sie warf sich aufs Bett, dessen Matratze in der Mitte leicht durchhing, und rief Lily an. In Colorado war es jetzt zehn vor neun, wahrscheinlich hatte Lily gerade Bear ins Bettchen gebracht. Nach dem zweiten Klingeln nahm sie ab.
    »Na, du Braut, was macht das junge Glück?«
    »Ich bin schwanger«, sagte Andy blitzschnell, damit sie es sich ja nicht mehr anders überlegen konnte.
    Drei, vier Sekunden herrschte Stille in der Leitung, dann fragte Lily zweifelnd: »Andy? Bist du das?«
    »Ich bin’s. Und ich bin schwanger.«
    »Ist ja super! Herzlichen Glückwunsch. Mann, hattet ihr es aber eilig. Äh, Augenblick mal, das kann doch gar nicht stimmen …«
    Andy hielt den Atem an, während ihre Freundin zurückrechnete. Sie war nur die Erste von vielen, die diese Rechnung anstellen und Andy damit in den Wahnsinn treiben würden. Aber bei Lily war es etwas anderes; es tat so gut, sich ihr anzuvertrauen. »Nein, das passt auch hinten und vorne nicht zusammen. Offenbar ist die Schwangerschaft schon ›etwas fortgeschritten‹, was auch immer man sich darunter vorzustellen hat, und wir sind ja noch nicht mal zwei Wochen verheiratet. Nächste Woche muss ich zum Ultraschall. Ich hab solche Angst, Lily.«
    »Denk dir nichts dabei. Was meinst du, was ich für Schiss hatte? Ich freue mich ja so für dich, Andy. Wollt ihr euch sagen lassen, ob es ein Junge oder Mädchen wird?«
    Da war sie: die normalste Frage der Welt, die man einer schwangeren Freundin stellte. Und Andy? Hatte einen Kloß im Hals. Wie gern hätte sie sich gemeinsam mit Lily gefreut, gespannt mit ihr gerätselt, ob es ein Junge oder Mädchen werden würde, sich einen Namen für das Kind ausgedacht oder sich mit ihr über die Vor- und Nachteile eines sündteuren Kinderwagenmodells die Köpfe heißgeredet. Vorher mussten jedoch andere Dinge auf den Tisch.
    »Und Max? Freut er sich? Ich wette, er ist total aus dem Häuschen. Der redet doch schon vom Kinderkriegen, seit ihr euch kennt.«
    »Ich hab es ihm noch nicht gesagt«, antwortete Andy kaum hörbar.
    »Du hast es ihm noch nicht gesagt ?«
    »Bei uns kriselt es ein bisschen. Am Tag unserer Hochzeit hab ich einen Brief von Barbara gefunden, der mir seitdem einfach nicht mehr aus dem Kopf will«, sagte Andy.
    »Es kriselt? Na gut, aber deshalb kannst du ihm doch nicht verschweigen, dass du ein Kind von ihm erwartest!«
    Nachdem Andy einmal angefangen hatte, gab es für sie kein Halten mehr. Sie erzählte Lily alles, sogar Sachen, die nicht einmal Emily wusste. Dass sie Max gerade eine Beziehungspause vorschlagen wollte, als der Anruf von Mr Kevin kam. Dass sie ihn nicht mehr berühren konnte. Und zum allerersten Mal sprach sie auch aus, dass sie sich nicht sicher war, ob Max, was Katherine anging, tatsächlich ganz ehrlich zu ihr gewesen war.
    »So, jetzt weißt du’s. Schöner Mist, was?« Andy löste ihren Pferdeschwanz, schüttelte die Haare aus und schmiegte sich mit der Wange ins Kopfkissen, das frisch nach Waschmittel roch – genau wie in ihrer Kindheit. Wenn sie diesen Duft doch nur bis in alle Ewigkeit festhalten könnte …
    »Mir fehlen die Worte. Soll ich zu dir

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