Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück
geschnitten und bestand, bis hin zu den Seitenwänden des viertürigen Spiegelschranks, fast vollständig aus weißem Marmor. Die gläserne Regenwalddusche war nicht viel kleiner als ihr Gästezimmer in New York. Die Handtücher, die an beheizbaren Halterungen hingen, waren so weiß und weich wie Zuckerwatte. Im Ankleidebereich leuchteten frische Frangipaniblüten; zierliche Tonfläschchen mit dezent duftenden Shampoos und Lotionen standen bereit. Das hintere Ende des Badezimmers öffnete sich zu einem nach oben offenen und an den Seiten von einer zweieinhalb Meter hohen Mauer geschützten Freibereich mit prächtigen Palmen und anderen exotischen Pflanzen, in dem die laue Brise ungehindert zirkulieren konnte. Genau in der Mitte stand eine große Wanne, die wie durch ein Wunder bereits gefüllt war und nur auf sie zu warten schien. Von irgendwoher wehte leise Musik heran. Es roch grün und warm, nach Pflanzen und Erde.
Noch halb im Schlaf schälte Andy sich die Leggings von den Beinen, zog ihr T-Shirt aus und ließ sich in das perfekt temperierte duftende Wasser gleiten. Sie schloss die Augen. Instinktiv streichelte sie ihren Bauch. Sie konnte immer noch nicht richtig glauben, dass in ihr ein kleines Leben heranwuchs. Obwohl sie sich bis jetzt jeden Gedanken daran verboten hatte, wurde ihr mit einem Mal klar, dass sie sich einen Sohn wünschte. Warum, wusste sie selbst nicht. Vielleicht, weil ihre Schwester und auch Lily mit ihren Söhnen so glücklich waren, den einzigen Kindern, die sie kannte. Seltsamerweise war Max felsenfest davon überzeugt, dass sie ausschließlich Mädchen bekommen würden. Er konnte es kaum erwarten, seinen Töchtern Tennis, Fußball und Golf beizubringen. Obwohl sie beide nicht blond waren, sah er kleine blonde Mädchen vor sich, für die ihr Daddy der wichtigste Mann auf der Welt war. Das war eine der Seiten, die Andy an Max so liebte – dass der berüchtigte Playboy in Wahrheit ein Softie war, der sich eine Familie wünschte und auch offen dazu bekannte. Er würde vor Glück platzen, wenn sie ihm von der Schwangerschaft erzählte.
Im Zimmer klingelte das Telefon. Andy blickte sich hektisch um, bis ihr Blick auf den diskret neben der Wanne angebrachten Zweitapparat fiel.
»Hallo?«
»Mrs Harrison? Hier Roland vom Empfang. Ms Hallow hat mich gebeten, Ihnen auszurichten, dass das Probedinner in einer Stunde beginnt. Wenn es Ihnen recht ist, würde ich Sie dann von einem Mitarbeiter an den Strand begleiten lassen.«
»Ja, danke. Ich werde rechtzeitig fertig sein.«
Sie drehte das heiße Wasser auf und hielt die Füße voll in den Strahl. Obwohl sie sich körperlich wie zerschlagen fühlte, war sie im Kopf hellwach, und ihre Gedanken rasten. In einer Stunde würde sie am Probedinner eines der einflussreichsten Paare der Musikbranche teilnehmen. Harper Hallow hatte im Laufe ihrer Karriere sage und schreibe zweiundzwanzig Grammys abgeräumt – genauso viele wie U2 und Stevie Wonder – und war noch für knapp ein Dutzend weitere nominiert gewesen. Ihr Zukünftiger, ein Rapper, der früher Clarence Dexter hieß, inzwischen aber unter dem Namen Mack auftrat, hatte seinen Promistatus genutzt, um mit einer eigenen Schuh- und Bekleidungskollektion ein mehrere hundert Millionen Dollar schweres Vermögen anzuhäufen. Nach der Hochzeit würden sie eines der reichsten und berühmtesten Ehepaare der Welt sein.
Andy gönnte sich noch ein paar Minuten in ihrem Luxusbad, dann sprang sie schnell unter die Regenwalddusche, um sich abzubrausen. Sie zog eine weiße Leinenhose, eine Seidentunika in Türkis und Orange und flache, silberfarbene Sandaletten an. Emily wäre stolz auf sie gewesen. Während sie Notebook und Handy in die hoteleigene Strohtasche packte, klingelte es an der Tür. Ein junger Einheimischer im blütenweißen Kurzarmhemd bedeutete ihr scheu, ihm zu folgen.
Drei Minuten später erreichten sie den Pavillon mit der Strandbar. Die Sonne senkte sich langsam ins Meer, es war kühler geworden, und die Mondsichel stand bereits am Himmel. Hunderte von Menschen schlenderten umher, in den Händen Cocktails in Kokosnussschalen und karibisches Flaschenbier. Vor einer zwölf Mann starken Reggae-Band, die karibische Musik spielte, tanzte kichernd ein gutes Dutzend Kinder herum, vom Scheitel bis zur Sohle in Designerklamotten gewandet. Andy ließ den Blick über die Menge schweifen, konnte aber auf Anhieb weder Harper noch Mack irgendwo entdecken.
Als sie sich von einem livrierten Kellner ein Glas
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