Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück
Er kam zurück nach New York.
»Ja, als ich ihn damals im Biomarkt getroffen habe, hat er mir von seiner Freundin erzählt. Das muss jetzt … wie lange her sein? Drei Jahre? Dann scheint es ihm wohl ernst zu sein mit ihr.«
Wenn sie gehofft hatte, ihre Mutter würde ihr widersprechen oder ihr mit einer aberwitzigen Theorie kommen, warum Alex natürlich kein ernsthaftes Interesse an dieser Frau haben konnte, wurde sie enttäuscht. Mrs Sachs nickte nur und sagte: »Ja, und wenn sich Robertas Hoffnungen erfüllen, sind sie spätestens Ende des Jahres verlobt. Andererseits ist das Mädchen erst Mitte zwanzig, sie haben also keine Eile. Roberta kann es einfach kaum erwarten, Enkelkinder zu bekommen. Genau wie ich.«
»Du hast doch schon Enkel. Drei Stück an der Zahl. Drei süße Wonneproppen.«
Andys Mutter lachte. »Richtige Racker, was? Ein Jungentrio würde ich keinem wünschen.« Sie nippte an ihrem Tee. »Ich wusste gar nicht, dass du Alex wiedergesehen hast.«
»Ich war noch bei Happily Ever After und hatte gerade erst Max kennengelernt. Du warst mit deinem Lesekränzchen auf dieser Flusskreuzfahrt. Weißt du nicht mehr? Ich hab’s dir geschrieben, und du hast deine Antwort auf irgendeiner witzigen Tastatur getippt, bei der jedes Y durch ein Z ersetzt wurde.«
»Woran du dich alles erinnerst!«
»Alex war in dem Sommer in New York, weil er irgendwo ein Praktikum gemacht hat. Warum er an dem Tag bei Whole Foods war, weiß ich auch nicht mehr. Max und ich kamen gerade vom Joggen und wollten uns eine Flasche Wasser kaufen. Alex sah todschick aus, weil er zu einem Bewerbungsgespräch wollte, und ich wie ein Zombie. Wir haben dann zu dritt noch einen Kaffee getrunken. Du kannst dir nicht vorstellen, wie peinlich das war. Da hat er uns dann von seiner Freundin erzählt, dass sie gerade ihren Master macht. Aber es wäre nichts Ernstes.«
Dass ihr Herz während des ganzen Gesprächs wie verrückt geklopft hatte, ließ Andy lieber aus. Genau wie die Tatsache, dass sie bei jedem Witz von Alex eine Spur zu laut gelacht und bei jeder ernsthaften Bemerkung ein wenig zu eifrig mit dem Kopf genickt hatte. Auch die vielen Fragen, die ihr damals durch den Kopf gegangen waren, verschwieg sie ihrer Mutter: ob er sich schon darauf freute, seine Freundin am Abend wiederzusehen, ob er sie liebte, ob er glaubte, dass sie die Einzige sei, die ihn wirklich verstand. Sie hatte sich so sehr gewünscht, er würde sich nach dieser zufälligen Begegnung mit einem Telefonanruf oder wenigstens einer E-Mail bei ihr melden, und war gekränkt gewesen, als sie gar nichts mehr von ihm hörte. An jenem Abend hatte sie in der Dusche geweint, überwältigt von der Erinnerung an ihre vielen gemeinsamen Jahre und weil sie einfach nicht begreifen konnte, warum sie sich so auseinandergelebt hatten. Zuletzt aber hatte sie sich am Riemen gerissen: Sie musste sich Alex ein für alle Mal aus dem Kopf schlagen. Jetzt war sie mit Max zusammen, der so gut aussah und so sexy, so witzig und so charmant war, der sie immer und in allem unterstützte. Von alldem sagte sie ihrer Mutter kein Wort. Doch diese verstand alles, auch das, was ungesagt blieb. Das merkte Andy ihr an.
Beim gemeinsamen Aufräumen und Geschirrspülen ließ Mrs Sachs die Hochzeit noch einmal Revue passieren und verbreitete sich in aller Ausführlichkeit über die anderen Gäste – welches Outfit sie getragen, wie viel Alkohol sie getrunken, ob sie sich amüsiert hatten. Zuletzt zog sie noch einen Vergleich zu den Hochzeiten der Kinder ihrer Freundinnen, bei dem natürlich Andys Feier in allen Punkten besser abschnitt. Nur die Harrisons erwähnte sie mit keinem Wort. Als Jill noch einmal kurz in die Küche kam, um zwei Gläser und ein Fläschchen Milch zu holen, fühlte Andy sich wie eine Verräterin, weil sie sich ihrer Mutter und Schwester nicht anvertraute. Stattdessen gratulierte sie Jill noch einmal zum Geburtstag, gab beiden Frauen einen Gutenachtkuss und zog ab in ihr altes Kinderzimmer.
Ihre Mutter plante schon seit Längerem, daraus ein Gästezimmer zu machen. Zusammen hatten sie schon ein größeres Bett mit lederbezogenem Kopfteil ausgesucht plus der dazu passenden Bettwäsche, reinweiß mit espressofarbener Ziernaht. Aber noch war das Zimmer nicht fertig. Der uralte Flokati, nicht ganz so weiß, weil sie nie Lust gehabt hatte, ihre Straßenschuhe auszuziehen, und die Bettdecke mit dem lila-weißen Blümchenmuster kamen ihr vor wie aus einem anderen Leben. Auf einem halben
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