Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück
dankten Mrs Sachs für den Kuchen und sagten Gute Nacht. Wenige Minuten später war von oben das Rauschen des Badewassers zu hören.
Andys Mutter verschwand kurz in der Küche und kam mit zwei großen Bechern entkoffeiniertem English Breakfast Tee wieder zurück, stilecht mit Milch, weniger stilecht mit Süßstoff. Nachdem sie Andy einen Becher hingeschoben hatte, sagte sie: »Ich hab das vorhin mitbekommen, dass Kyle dich gefragt hat, ob dir etwas fehlt …« Sie wickelte ihren Teebeutel um den Löffel und presste ihn aus.
Andy biss sich in letzter Sekunde auf die Zunge. Auch wenn es noch nie ihre Art gewesen war, dreimal am Tag zu Hause anzurufen oder ihre Eltern an ihrem Liebesleben teilhaben zu lassen, fiel es ihr überraschend schwer, ihrer Mutter zu verschweigen, dass sie schwanger war. Sie musste es ihr sagen, und sie wollte es ja auch. Es war doch geradezu aberwitzig, dass, abgesehen von Dr. Palmer und seinen Laborantinnen, nur zwei Menschen von ihrer Schwangerschaft wussten: Mr Kevin und sie selbst. Trotzdem brachte sie es nicht über die Lippen. Noch kam es ihr überhaupt nicht real vor, und so, wie die Dinge mit Max momentan lagen, wäre es auch nicht richtig gewesen, dass es irgendjemand vor ihm erfuhr.
»Mir geht es gut«, sagte sie, ohne ihrer Mutter in die Augen zu sehen. »Ich bin einfach müde.«
Mrs Sachs nickte nur, doch Andy fühlte sich trotzdem durchschaut. »Wann geht dein Flug morgen?«
»Um elf, vom JFK. Ich werde um sieben hier abgeholt.«
»Wenigstens kommst du für ein paar Tage in die Sonne. Wenn du über eine Hochzeit berichtest, ist es ja immer sehr stressig, aber vielleicht kannst du dich doch mal für ein, zwei Stündchen nach draußen setzen.«
»Ja, das hoffe ich auch.« Sie spielte noch kurz mit dem Gedanken, ihrer Mutter von dem Elias-Clark Anruf zu erzählen, aber sie hatte keine Lust, sich die Nacht mit Miranda-Alpträumen um die Ohren zu schlagen.
»Was sagt Max zu deinem Trip? Stört es ihn nicht, dass du so kurz nach der Hochzeit schon wieder in der Weltgeschichte unterwegs bist?«
Andy zuckte mit den Schultern. »Es macht ihm nichts aus. Am Sonntag geht er mit seinen Kumpeln zum Spiel der Jets, da merkt er sicher gar nicht, dass ich weg bin.«
Mrs Sachs schwieg, und Andy fragte sich, ob sie es mit ihrer Beiläufigkeit nicht vielleicht doch ein bisschen übertrieben hatte. Ihre Mutter hatte Max von Anfang an gemocht, und sie freute sich, dass Andy glücklich mit ihm war, aber mit dem Reichtum der Harrisons und ihrem ständigen Drang, im Rampenlicht zu stehen, konnte sie nichts anfangen.
»Hab ich dir eigentlich schon erzählt, dass ich bei dem Lunch letzte Woche Roberta Fineman getroffen habe?«
Andy ließ sich nichts anmerken. »Nein, das wusste ich noch nicht. Wie geht es ihr?«
»Ganz hervorragend. Sie hat einen Freund, offenbar schon seit einigen Jahren. Er ist Zahnarzt, verwitwet. Sie werden wohl heiraten.«
»Ach. Hat sie Alex erwähnt?«
Sie konnte sich die Frage nicht verkneifen. Seit der Trennung vor acht Jahren war sie ihm nur ein einziges Mal über den Weg gelaufen und wusste so gut wie gar nichts mehr über sein derzeitiges Leben. Google lieferte lediglich die nackten biographischen Fakten und einen einzigen, drei Jahre alten Artikel, in dem er über die Musikszene in Burlington schwärmte. Er hatte in Vermont seinen Master gemacht und wohnte immer noch dort. Vor einigen Jahren waren sie sich zufällig bei Whole Foods über den Weg gelaufen, und da hatte er ihr erzählt, dass er eine Freundin habe, Skifahrerin wie er, sich aber ansonsten ziemlich bedeckt gehalten. Dass er nicht auf Facebook war, wunderte Andy nicht. Lily wusste entweder auch nicht mehr als sie, oder sie rückte nicht damit heraus – vermutlich Ersteres, da die beiden sich auch nur einmal im Jahr eine Geburtstagskarte schickten und er sie darüber hinaus lediglich ein einziges Mal angemailt hatte. Damals hatte er mit dem Gedanken gespielt, sich an der Universität in Boulder einzuschreiben, und Lily nach ihren Erfahrungen gefragt.
»Ja, hat sie. Er hat jetzt seinen Master in der Tasche und will mit seiner Freundin wieder nach New York ziehen. Kann auch sein, sie sind schon umgezogen. Beruflich macht sie irgendetwas Kreatives, was genau, weiß ich nicht mehr, aber anscheinend hat sie dort bessere Chancen. Alex will sich wohl in der Stadt einen Job suchen.«
Interessant. Alex war also noch immer mit seiner kreativen, attraktiven Skifahrerin zusammen. Und was noch interessanter war:
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