Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück
Grandma ist das eben eine Selbstverständlichkeit. Sie ist einundneunzig. Sei nicht zu streng mit ihr.«
»Nein, schon klar. Es ist bloß … weil ich meinen Namen nämlich behalten will.«
Max lachte. »Ach was, du wirst natürlich meine Mrs Harrison.«
An seiner Antwort ärgerte sie am meisten die Selbstherrlichkeit, die daraus sprach.
»Ich heiße seit drei Jahrzehnten Andrea Sachs, und so soll es auch bleiben. Wie würde es dir gefallen, in deinem Alter einen anderen Namen annehmen zu müssen?«
»Das ist etwas anderes.«
»Ist es nicht.«
Max sah sie ernst und fragend an. »Was hast du denn gegen Harrison?« Er klang so tief gekränkt, dass sie sich um ein Haar noch einmal umentschieden hätte.
Sie drückte seine Hand. »Das hat nichts mit Feminismus oder so zu tun, und es ist auch wirklich nicht gegen dich gerichtet. Sachs ist nun einmal der Name, mit dem ich groß geworden bin und an dem ich hänge. Ich habe hart gearbeitet, um mir beruflich etwas aufzubauen, und da, wo ich jetzt angekommen bin, kennt man mich nur als Andrea Sachs. Ist das so schwer zu verstehen?«
Max schwieg. Seufzend zuckte er mit den Schultern. Andy begriff, dass die Sache damit wahrscheinlich noch lange nicht ausgestanden war. Aber die Ehe bedeutete letztlich auch Kompromisse. Sie umarmte und küsste ihn, und obwohl das Thema damit fürs Erste vom Tisch zu sein schien, kochte es schnell wieder hoch, stellvertretend für andere, grundlegendere Probleme. Welche Frau nimmt nicht den Namen ihres Mannes an? , lautete immer wieder Max’ ungläubige Frage. Er zog die Elternkarte (»Meine Mutter liebt dich wie ihre eigene Tochter.«) – Andy durfte gar nicht daran denken –, er zog die Großelternkarte (»Der Name ist seit unzähligen Generationen in unserer Familie.«), und er appellierte sogar an ihr schlechtes Gewissen (»Ich dachte, du wärst stolz, mich zum Mann zu nehmen. Ich bin jedenfalls stolz, dass du meine Frau wirst.«). Und als er bei ihr auch damit auf Granit biss, probierte er es sogar mit einer leisen Drohung (»Wenn du meinen Namen nicht tragen willst, muss ich es mir vielleicht noch einmal überlegen, ob ich wirklich den Ring tragen will.«). Doch als Andy daraufhin nur mit den Schultern zuckte und sagte, es sei ihr herzlich schnuppe, ob er einen Ring trüge oder nicht, entschuldigte er sich. So enttäuscht er auch sei, werde er ihre Entscheidung trotzdem respektieren. Postwendend kam es ihr lächerlich vor, dass sie sich wegen einer Sache, die ihm offenbar sehr am Herzen lag, so auf die Hinterbeine gestellt hatte, vor allem, weil sie ihr so ungeheuer wichtig nun wieder auch nicht war. Als sie ihm die Arme um den Hals schlang und ihm sagte, sie würde Sachs im beruflichen Kontext beibehalten, aber im Übrigen gern Harrison heißen, wäre er vor Dankbarkeit und Erleichterung fast zerflossen. Insgeheim war sie sogar froh gewesen. Auch wenn es antifeministisch, altmodisch und sonst was war, sie wollte gern den Namen ihres Mannes tragen. Und jetzt würde auch ihr Kind ein Harrison sein.
»Hey«, sagte er, als Andy aus dem Bad kam, und sah von der GQ auf, in der er im Bett geblättert hatte, nackt bis auf die Boxershorts. Seine samtige Haut schimmerte bronzefarben, als hätte er in der Sonne gelegen, sein Bauch war straff ohne aufdringliche Sixpacks, seine Schultern so breit, dass man sich daran anlehnen wollte. Sie hatte seiner Anziehungskraft nicht viel entgegenzusetzen. »Na, war es schön in der Wanne?«
»Wie immer.« Aus der Karaffe, die auf ihrem Nachtschränkchen stand, goss Andy sich ein Glas Wasser ein und trank einen Schluck. Am liebsten hätte sie sich zu ihm umgedreht und seinen Adoniskörper mit den Augen verschlungen, aber sie zwang sich, nach ihrem Buch zu greifen.
Max robbte an sie heran. Sein Bizeps spannte sich, als er sie von hinten mit den Armen umschlang und ihr einen Kuss in den Nacken hauchte. Ihr wurde ganz anders.
»Du bist so warm. Das Wasser muss ja kochend heiß gewesen sein«, murmelte er, und Andy dachte sofort an das Baby.
Noch einmal kitzelte sie ein Kuss im Nacken, und bevor sie wusste, wie ihr geschah, hatte Max ihr den Bademantel bis zur Taille von den Schultern gestreift. Schon schmiegten sich ihre Brüste in seine Hände. Sie rückte von ihm weg und zog den Bademantel wieder hoch.
»Ich kann nicht«, sagte sie, ohne ihn anzusehen.
»Andy.« Er klang traurig, enttäuscht. Hoffnungslos.
»Es tut mir leid.«
»Andy, komm her, sieh mich an.« Behutsam legte er ihr die Hand unters
Weitere Kostenlose Bücher