Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück
irgend konnte.
15
Seelengefährten
Als sie aus einem totenähnlichen Schlaf erwachte, registrierte Andy als Erstes den unverwechselbaren Geruch von Lavendel und das Schwappen von Meereswellen, das aus einem Lautsprecher drang.
»Schön, dass Sie sich ein bisschen entspannen konnten«, sagte die Masseurin mit sanfter Stimme und räumte die verschiedenen Ölfläschchen und vorgewärmten Handtücher wieder an ihren Platz. »Soll ich Ihnen herunterhelfen?«
Andy versuchte klar zu sehen, aber ihre Kontaktlinsen fühlten sich an, als hätte sie Scherben im Auge.
»Nein, es geht schon, danke«, sagte sie und dankte im Stillen Olive Chase, dass sie ihre Junggesellinnenparty im Wellnessbereich des Surrey feierte und darauf bestanden hatte, Andy dabeizuhaben. Als Andy einwandte, sie bräuchte für das Interview mit Olive doch nur etwa eine Stunde, zeigte ihr die Schauspielerin ihr strahlendstes Lächeln und erklärte, Andy bekäme die Schwangeren-Luxusbehandlung mit Meersalz-Peeling, Milchbad und einer Ganzkörpermassage. Dank einer Spezialunterlage, die Ähnlichkeit mit einem dicken Rettungsring hatte, konnte sie sogar auf dem Bauch liegen. Dieser Job hatte doch definitiv seine Sonnenseiten. Sollten sie sich beim New Yorker ruhig auf integren Journalismus versteifen. Sie, Andy, genoss einen rundum himmlischen Nachmittag.
Sie stemmte sich zur Sitzposition hoch, wobei ihr das Handtuch bis zur Taille herunterrutschte. Ihr Bauch war nicht mehr anders als gewaltig zu beschreiben, straff gespannt wie eine Trommel und so ausladend, dass Liegen, Sitzen und Stehen gleichermaßen unbequem waren. Erleichterung (buchstäblich) empfand sie nur, wenn sie bis zum Hals im Wasser steckte, weshalb sie mittlerweile so viel Zeit wie möglich in der Badewanne verbrachte. Zwei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin ging sie nun nicht mehr jeden Tag ins Büro. Aber als Olive angefragt hatte, ob jemand vom Magazin bei ihrem Junggesellinnenabschied dabei sein wolle, hatte Andy die Gelegenheit beim Schopf gepackt: Bis zur eigentlichen Hochzeit würde das Baby vermutlich schon da sein, und sie wollte sich nicht den ganzen Spaß entgehen lassen.
Vorsichtig ließ sie die Füße zu Boden gleiten, suchte ihre Sachen zusammen und machte sich an das mühsame Werk, alles wieder anzuziehen: Umstandsleggings, eine potthässliche Kombination aus Still- und Sport- BH , gekrönt von einer Rüschentunika in einem grauenvollen Aubergineton. In diesem Stadium gab es einfach nichts Nettes oder Schickes mehr. Sie schob ihre geschwollenen Füße in Birkenstock-Latschen (mittlerweile kam sie nicht mehr nah genug an ihre Füße heran, um richtige Schuhe zuzubinden oder Schnallen zu schließen) und sprach ein weiteres stilles Dankgebet, dass Emily sie nicht in diesem Aufzug sah.
Andy dachte an das gestrige Bürodrama. Aus vollkommen heiterem Himmel hatten sie einen Anruf von Elias-Clark bekommen – den ersten, seit Emily den Deal im Januar auf Halde gelegt hatte. Andy war bei ihrer Gynäkologin zur normalen Kontrolle, als Emily sich völlig aufgelöst bei ihr meldete.
»Stanley hat mir auf die Mailbox gesprochen«, japste sie. »Er hat gesagt, es ist wichtig, und wir sollen unverzüglich zurückrufen. Wann kommst du heute ins Büro?«
»Keine Ahnung«, sagte Andy, was stimmte. »Ich hätte eigentlich schon fertig sein sollen, aber die Ärztin meint, das Baby bewegt sich nicht genug. Da muss ich wohl noch ein paar Tests machen lassen.«
»Also dann so gegen elf? Oder zwölf? Du kommst aber schon noch, oder?«
Andy versuchte, über Emilys völliges Desinteresse am Wohlbefinden ihres ungeborenen Kindes hinwegzusehen.
»Ja klar«, sagte sie mit zusammengebissenen Zähnen. »Sobald ich kann.«
Dr. Kramer fand Klein-Harrison zu »schläfrig«. Die Untersuchung, der nachfolgende Ultraschall und schließlich noch ein Belastungstest hatten allesamt keine eindeutigen Resultate hervorgebracht. Nun sollten Andy und Max sich ein frühes Mittagessen genehmigen mit einem zuckerhaltigen Erfrischungsgetränk oder einem Dessert, damit das Baby ein bisschen wacher würde, und eine Stunde später zu einem zweiten Belastungstest antreten. Dr. Kramer hatte beiläufig geäußert: »Es schrillen keine Alarmglocken, also machen Sie sich keine großen Sorgen. Die Schwangerschaft ist so weit fortgeschritten, dass alles bestens laufen wird, selbst wenn wir die Geburt heute einleiten müssten.« Max und Andy sahen einander an: Einleiten? Heute? Zum Glück war beim zweiten Test alles
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