Die Radsport-Mafia und ihre schmutzigen Geschäfte (German Edition)
durch den Körper pumpen
konnten. Aus jener Zeit gibt es Geschichten von Radrennfahrern, die ihren
Wecker mitten in der Nacht klingeln ließen, um Kreislauf und Puls mit Gymnastik
in Schwung zu bringen.
2 Die
Durchschnittsgeschwindigkeit bei der Tour de France betrug von 1980 bis 1990 37,5
km/h. In den Jahren von 1995 bis 2005 stieg sie auf ein Mittel von 41,6 km/h.
Unter Berücksichtigung des Luftwiderstandes bedeutet das eine Steigerung der
Antriebsenergie von 22 Prozent.
3 Dieser
Vorfall wurde einigermaßen berühmt, weil Steffen im Lauf der Jahre in den
Medien oft davon erzählte. Steffen behauptet, Jemison habe Andeutungen in Bezug
auf Doping gemacht. Jemison wiederum hält dagegen, er sei frustriert gewesen,
weil Steffen darauf bestanden habe, er werde Postal-Fahrern nur Aspirin und
Vitamintabletten geben. »Ich wusste, dass es legale, intravenös zu
verabreichende Vitamine und Aminosäuren gab, und ich drängte Steffen, mir zu
sagen, warum wir die nicht bekamen«, erklärt Jemison. »Ich kann guten Gewissens
sagen, dass ich in jenem Augenblick nicht an Doping dachte. Den Begriff ›EPO‹
hatte ich noch nie gehört. Das änderte sich allerdings schnell.«
4 Armstrong
hatte im Herbst 1995 begonnen, mit dem italienischen Arzt Michele Ferrari zu
arbeiten. Zum Saisonstart 1996 staunten seine Mannschaftskameraden, wie kräftig
er geworden war. Armstrongs Arme waren so muskulös, dass er die Ärmel seines
Trikots aufschneiden musste, um es überstreifen zu können. Scott Mercier fragte
ihn im Spaß, ob er nicht für die Dallas Cowboys spielen wolle.
EURODOGS
1 In
einem Brief an den Postal-Team-Manager Mark Gorski protestierte Steffen gegen
seine Entlassung und fragte: »Was hätte denn ein spanischer Arzt, den bei uns
keiner kennt, zu bieten, das nicht auch ich bieten könnte oder wollte? Die nahe
liegende Antwort ist doch: Doping.« Postal antwortete über seine Anwälte. Die
drohten Steffen mit einer Klage, falls er dem Team durch öffentlich gemachte
Behauptungen finanziellen Schaden zufüge. Auf Anraten seines Rechtsbeistands
ließ Steffen die Sache daraufhin auf sich beruhen.
2 Verbruggen, ehemals Verkaufsleiter für Mars-Riegel,
verglich diese Neuregelung mit der obligatorischen Blutuntersuchung für
Arbeiter in Lackfabriken; dabei wird der Bleigehalt ermittelt, um
sicherzustellen, dass niemand erkrankt. Als man ihm vorwarf, EPO-Doping auf diese Weise quasi zu legalisieren (ein
italienischer Team-Chef meinte, diese Regel sei nichts anderes, als wolle man
Hinz und Kunz erlauben, in eine Bank zu marschieren und sich dort zu bedienen – so lange man es dabei nur bei unter 1000
Euro belasse), blaffte Verbruggen, bekannt für sein aufbrausendes Temperament,
das sei doch kompletter Unsinn; seine Kritiker sollten gefälligst die Klappe
halten. Damit war die Botschaft für die Mannschaftsleiter und Fahrer klar:
Solange der Hämatokritwert nur unter 50
bliebe, würde es niemanden kümmern.
3 Hamiltons
Entscheidung von 1997, EPO zu nehmen, beruht möglicherweise auf einer
falschen Annahme über seinen Teamkameraden Marty Jemison.
Jemison berichtet: »In diesem Frühling saßen Tyler und ich im
selben Boot und hielten gerade so eben mit. Ich fuhr den ganzen Frühling über
sauber. Im Juni, kurz vor der Dauphiné Libéré, kam Pedro [Celaya] zu mir und
sagte, wenn ich mit ins Tour-Team wolle, müsse ich gesund sein. Er zeigte es
mir, er lieferte das Nötige. Also ja, ich tat, was alle anderen auch taten, ab
Juni und dann während der Tour. Aber mein Ergebnis in Lüttich war sauber. Da
hatte ich einfach einen guten Tag.«
Jemison, der 1999 den Titel bei den US-Meisterschaften
errang, nahm nur zweimal für US Postal an der Tour teil, was
vielleicht die veränderte Bewertung von Fahrern durch ihre Teams in der EPO-Ära
widerspiegelt. »Ich hatte einen natürlichen Hämatokritwert von 48, also konnte EPO
mir nicht viel zusätzliches Drehmoment verleihen«, erklärt er. »Je länger ich
bei [Postal] war, desto klarer wurde mir, dass sie mich nicht mehr fürs A-Team
in Betracht ziehen würden. Offenbar wollten sie Fahrer, die Resultate auf einer
ganz neuen Ebene bringen konnten.« Jemison verließ das Team nach der Saison 2000.
4 Ausnahmeleistungen
wie die von Festina traten oft auf, wenn ein neues Dopingmittel aufkam.
Auffällig war zum Beispiel die Vorstellung 1994 beim Flèche Wallonne, als drei
Gewiss-Fahrer dem Feld mit unerhörter Geschwindigkeit davonfuhren. Im Radsport
hatte es
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