Die Räder des Lebens
Bellico. »Du diebisches Mädchen! Wir sollten dich auf a Muralha verkaufen.«
»Ich habe nichts gestohlen«, sagte Paolina. »Ich habe euch alles gegeben und mehr als das. Was wollt ihr denn jetzt schon wieder?«
»Was uns zusteht«, sagte Mendes leise und warf den anderen Blicke zu. »Was der Junge dir fälschlicherweise übergeben hat.«
»Was er mir gegeben hat?« Ihre Stimme troff vor Verachtung, auch wenn diese Männer ihr in Wirklichkeit Angst einjagten. Nicht wegen dem, was sie waren, sondern wegen dem, was sie tun konnten. Die versammelten fidalgos , so wie sie hier und jetzt saßen, waren in Praia Nova gleichsam Richter und Henker. Selbst wenn es ihnen an einem Henkerbeil mangelte.
Noch nie hatten sie ein solch weitreichendes Thema zur Sprache gebracht.
»Die Uhr«, sagte Penoyer. Er war randvoll, das war sogar im Kerzenlicht zu erkennen. Er war eine Schande für das Dorf, ohne sich dessen zu schämen.
»Ihr wollt, dass ich euch meine Uhr gebe?« Genau wie bei Clarence wollte sie die Worte aus ihrem Mund hören.
»Ja!«, meldete sich Bellico erneut. »Das Dorf könnte mit diesem metallenen Schatz viel erreichen. Wir könnten damit handeln, oder diesen Reichtum für uns behalten. Auf gar keinen Fall sollte er durch die ungeschickten Hände einer jungen carapau de corrida wie dir verdreckt werden, die zu ehrgeizig für ihren kleinen Kopf ist!«
»Fra«, sagte Paolina langsam und bedächtig. »Wenn du mich noch einmal so nennst, werde ich dafür sorgen, dass dein Destillierapparat nur noch Essig herstellt und dein pilinha für den Rest deiner Tage jeden Morgen wie Feuer brennt.«
»Sie ist eine Hexe«, murmelte Alvaro. »War sie schon immer, die kleine Göre.«
»Genug«, sagte Mendes. Er war nicht der Schläger unter ihnen – das war Fra Bellico –, aber er war der einzige fidalgo mit genügend Verstand, dass Paolina es in Betracht zog, ihn vielleicht zu respektieren. »Das ist ohne Belang. Wichtig ist nur, dass du einen Gegenstand von großem Wert an dich genommen und versteckt hast, der von allen als Bergungsgut verstanden wird und daher auch allen gehört. Wie damit umzugehen ist, wäre die Entscheidung des Dorfs gewesen.«
»Du meinst eure Entscheidung.« Paolina konnte einfach den Mund nicht halten. Die Männer glaubten nicht nur, dass ihnen das zustand – es stand ihnen zu . Das überstieg ihren Verstand.
»Unsere Entscheidung ist die Entscheidung des Dorfs.« Mendes beugte sich vor, und Schweigen hatte sich auf den Raum gesenkt. Das flackernde Kerzenlicht ließ die Finsternis in seinen Augen nur deutlicher hervorstehen. »Deine Entscheidung ist es jedenfalls nicht.«
Und das war es. Das war es auch schon. Sie hätte sich eher mit a Muralha darüber streiten als gegen Generationen bestehender Traditionen standhalten zu können.
»Nein«, sagte Paolina. »Ihr könnt sie erst haben, wenn ich damit fertig bin.«
»Du wirst der Entscheidung der versammelten fidalgos nicht gehorchen?«, fragte Mendes langsam und betont.
Nun befand sie sich am Abgrund, aber sie konnte einfach nicht nachgeben. Wenn sie es jetzt tat, dann war alles verloren. »Nein.« Es war erstaunlich, wie leicht sie dieses Wort wiederholte.
Mendes sah Bellico direkt an. Der Pater atmete tief durch und nickte dann. »Nun gut. Da du mit fünfzehn Jahren alt genug bist, dem Willen des Dorfs zu gehorchen oder mit den Folgen leben zu müssen, bedaure ich lediglich, dass wir uns deiner nicht schon früher angenommen haben.«
Sie schoben quietschend ihre Stühle zurück und standen auf. Die großen, betrunkenen Männer schlurften zu ihr und kreisten sie ein.
Paolina bekam es mit der Angst zu tun. Sie kreischte, als sie sie packten. Obwohl sie sich in den Boden stemmte, schleiften die fidalgos sie in das Hinterzimmer, stießen sie in den Raum mit den Büchern und Flaschen und verschlossen die einzige Tür, die in ganz Praia Nova mit einem Schloss versehen war.
Es dauerte ein wenig, bis ihr die Tränen die Wangen hinunterliefen, und noch ein wenig länger, bis sie zu schreien begann. Aber die Tür war aus massivem Holz gefertigt und verschlossen, so sehr sie auch darauf schlug und lauthals bettelte. Nach einiger Zeit löschten die Männer draußen ihre Kerze und verließen die Halle. Sie wusste nicht, ob der Wein zur Neige gegangen war oder ob sie einfach den Krach oder ihre Angst nicht mehr ertragen konnten.
Al-Wazir
Früher war Threadgill Angus al-Wazir Deckoffizier der Reeperdivision an Bord des Luftschiffs Ihrer
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