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Die Räder des Lebens

Die Räder des Lebens

Titel: Die Räder des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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diejenige, die er sich selbst in seinen wildesten Träumen nicht hätte vorstellen können. »Noch nie, Sir.«
    »Das war wohl zu erwarten.« Der Premierminister wirkte enttäuscht. »Alle anderen hier auch nicht. Ich nehme aber an, Sie kennen die Bucht von Benin und die Mauer?«
    Al-Wazir merkte, wie sich ein Lächeln auf sein Gesicht stahl. »Ziemlich großes Stück Stein, Sir, ziemlich weit im Süden. Habe ein bisschen was von ihr gesehen, und bin dann von der Bucht über Dahomé und Mauretanien nach Hause gekommen.«
    »Das hat man uns mitgeteilt.« Er umkreiste al-Wazir; ein Appell, auch wenn er nicht so genannt wurde. »Ich werde mich für Ihre Entlassungsanhörung in Bristol nicht entschuldigen, Bootsmann. Vorschriften sind Vorschriften.« Lloyd George tauchte wieder in al-Wazirs Blickfeld auf. »Aber wären Sie daran interessiert, im Dienste Ihrer Kaiserlichen Majestät an die Mauer zurückzukehren?«
    »Mit meinem bisherigen Dienstgrad und den üblichen Bezügen, Sir?« Die Frage rutschte ihm raus.
    »Wenn das das ist, was dafür notwendig ist. Oder als Zivilist … Nein, nicht als Zivilist.« Lloyd George nickte einem der schweigsamen Männer am Rand des Raums zu. »Ich gehe davon aus, dass Sie schon am nächsten Montag als Bootsmann tätig sein werden, wenn nicht früher.«
    »Sir, ja, Sir.« Al-Wazir spürte, wie ihm der Schweiß den Rücken hinunterlief. Er fühlte sich jetzt so, wie der Marineinfanterist, den er im Vorzimmer insgeheim verspottet hatte.
    »Kitchens«, sagte der Premierminister mit seiner kräftigen Stimme. »Die andere Karte, bitte.«
    Einer der schweigsamen Männer verwendete eine lange Stange, an deren Spitze ein Metallhaken angebracht war, um die Inselkarte aufzurollen. Einen Augenblick später ersetzte er sie durch eine Karte der Bucht von Benin. Die massige Mauer war als dunkle Linie an ihrem südlichen Ende auszumachen.
    »Ihr Schiff wurde hierhin abgetrieben, richtig?«
    »Sir, ja, Sir. Sturm und Feindeinwirkung.«
    »Ich habe den Bericht Ihres Kriegsgerichts gelesen. Eine Schande, Smallwood und so viele seiner Männer zu verlieren. Allesamt erfahrene Leute.«
    Al-Wazir schauderte es bei dem Gedanken. Sie waren nun schon lange tot, seine alten Kameraden und Untergebenen, und aus dieser Entfernung konnte er nichts mehr für sie oder die Erinnerung an sie tun. »Ich war ziemlich überrascht, überlebt zu haben, Sir.«
    Lloyd George musterte ihn eingehend. »Ich bin mir sicher, Bootsmann, dass es sich um eine faszinierende Geschichte handelt, aber ich werde vermutlich nie die Zeit haben, sie in ihrer Gänze zu hören. Ihre Erfahrungen haben Sie allerdings zu dem führenden Experten der Krone gemacht, was das Überleben an der Mauer betrifft. Wir haben mit Gordons Feldzug von 1900 schon zu viele Männer verloren.«
    »Die Bassett scheiterte bei dem Versuch, diesen Feldzug zu unterstützen, Sir.«
    »Natürlich.« Der Premierminister wirkte leicht überrascht. »Und dennoch hat dieses Inferno Sie hervorgebracht; ausgebildet und erfahren, gestählt unter der glühenden Sonne der Tropen.«
    »Verbrannt ist vermutlich eine bessere Umschreibung, Sir.« Er war sich mit dem ›gestählt‹ nicht so ganz sicher.
    »Es gibt eine Stadt namens Acalayong am Fuß der Mauer, am östlichsten Rand der Bucht. Ich möchte, dass Sie sich einschiffen und dorthin fliegen.«
    »Sir, wenn ich wieder eine Uniform trage, dann habe ich die Order, das zu tun.« Al-Wazir konnte fühlen, wie sich die Schweißtropfen in Ströme verwandelten. Nervös, er war nicht nervös. Ein Bootsmann war das nie. »Die Marine Ihrer Kaiserlichen Majestät fragt ihre Matrosen nicht, was sie tun wollen.«
    Lloyd George sah ihn prüfend und nachdenklich an. »In diesem Fall, Bootsmann al-Wazir, hätte ich gerne Ihr persönliches Einverständnis. Eine wissenschaftliche Expedition wird gerade vorbereitet, die unter kompetenter Beaufsichtigung steht. Ich habe eine Menge Männer, die meinen Befehlen folgen. Ich hätte aber gerne einen erfahrenen Mann dabei, bei dem ich auf ein gewisses Maß an persönlichem Vertrauen hoffen kann.«
    »Sir …« Al-Wazir schluckte schwer. »Sie kennen mich kein bisschen. Ich bin ein Seemann, ein Schotte und zu einem Viertel Araber. Jeder Engländer wird Ihnen sagen, dass mich das mindestens zu einem dreifachen Lügner macht. Sie haben weder Anlass noch Grund, mir zu vertrauen. Nicht außerhalb der Befehlskette.«
    »Ich sagte, ich würde auf ein gewisses Maß an Vertrauen hoffen«, erinnerte ihn der

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