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Die rätselhaften Worte

Die rätselhaften Worte

Titel: Die rätselhaften Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Hand die von Rye, sie ergriff sie, und die beiden wanderten Hand in Hand weiter.
    Sie sprachen kein Wort. Hat hatte das Gefühl, daß ein Zauberbann über ihnen lag, den Worte zerstören würden. Wenn er nicht gebrochen wurde, konnten sie vielleicht bis in alle Ewigkeit so weitergehen. War es möglich, ein Ehegelübde abzulegen, ohne zu sprechen? Ihn beschlich der für einen Polizisten untypische Gedanke, daß vielleicht gerade jene Gelübde, die ohne Worte abgelegt werden, auf ewig galten. Eine Welt ohne Worte konnte sogar in vieler Hinsicht eine bessere Welt sein. Menschen benannten Dinge, um sich ihrer zu bemächtigen. Ließ man sie namenlos, konnte man sie nicht mehr beherrschen, aber immer noch lieben.
    Mit Schrecken malte er sich die Reaktion seiner Kollegen beim CID aus, falls er dort jemals solche Gedanken äußern würde. Andererseits hätte er sie allzu gern vor Rye ausgebreitet und gewußt, was sie dazu meinte. Aber das hätte den Einsatz von Worten erfordert. Und in dieser Stille kamen Worte einem Sakrileg gleich.
    Doch dann ertönte ein Geräusch, das unheiliger wirkte als alle Worte. Ein Geräusch, das die Stille zerriß, quietschend und knirschend, bald rauh, bald schrill, bald dumpf, als schabe etwas abwechselnd über Metall und über Stein.
    »Was für ein Vogel ist denn das?« fragte Rye leise und mit ängstlicher Stimme.
    »Keiner, den ich je gehört hätte«, sagte Hat. »Es klingt eher wie …«
    Er zögerte, weil er sich keineswegs sicher war, wie es eigentlich klang.
    Dann, ebenso jäh, wie das Geräusch aufgetaucht war, traten wenige Meter vor ihnen dunkel und gedrungen die Umrisse von Stangcreek Cottage aus dem Nebel.
    Das Geräusch kam von der Rückseite des Hauses. Sie umrundeten das Cottage und erblickten einen schlammbespritzten Fiesta, der vor einem Fachwerkschuppen abgestellt war. Er lehnte an der Rückwand des Hauses wie ein Betrunkener an einem Sozialarbeiter. Das Dach des Schuppens bot dem Mann, der sich über einen fußbetriebenen Wetzstein beugte und die Klinge einer Axt schärfte, nur wenig Schutz. Der Stein drehte sich, Funken stoben, Metall kreischte.
    »Meine Güte«, rief Rye. »Das ist ja Dick. Dick, hallo!
Dick!«
    Als er ihre Stimme hörte, drehte sich Dick Dee um, stand einen Augenblick starr da, die Axt mit beiden Händen umklammernd, und blickte sie verständnislos an.
    Allmählich erhellte das jungenhafte Lächeln sein Gesicht. »Was für eine angenehme Überraschung«, sagte er.
    Mit einer fließenden Bewegung, die man einem Menschen von so gemütlicher Statur kaum zugetraut hätte, schwang er die Axt und ließ sie auf eines der schweren Holzscheite niedersausen, die auf dem Schuppenboden verstreut lagen.
    »Das ist ja ein netter Besuch. Da trifft’s sich doch gut, daß ich Feuer im Kamin angemacht habe. Aber stehen wir doch nicht hier herum. Wie wir hier im ländlichen Yorkshire sagen, wollt ihr nicht reinkommen und Tee trinken?«

[home]
    Fünfunddreißig
    D ie nächste Stunde verlief sehr angenehm. Für Rye sogar ein bißchen zu angenehm, fand Hat.
    Die Vertrautheit zwischen ihr und Dee, die ihm schon zuvor aufgefallen war, wurde hier, in ihrer Freizeit, noch augenfälliger. Wenn sie miteinander redeten und lachten, fühlte sich Hat nicht gerade ausgeschlossen, aber doch immerhin sich selbst überlassen. Die wundersame Nähe, die sich während der Wanderung um den nebelverhangenen See zwischen ihm und Rye eingestellt hatte, rückte immer weiter in die Ferne.
    Dee hatte auf dem höchst willkommenen Holzfeuer, das im Kamin prasselte, Tee und Toast für sie zubereitet. Der Tee war ein bißchen rauchig, aber die Toasts – dicke Weißbrotscheiben, die auf ein langes, schmales Schnitzmesser gespießt und über die Flammen gehalten wurden, bis sie fast schwarz waren, und dann großzügig mit Butter und Aprikosenmarmelade bestrichen wurden – schmeckten köstlich.
    Dee saß auf dem Boden, Hat kauerte auf einem dreibeinigen Hocker, und Rye thronte auf dem einzigen Stuhl, einem wunderschönen Möbelstück aus Eiche mit Löwenköpfen an den Armlehnen und Klauenfüßen. Er wies jene dunkle Patina auf, die nur Alter und häufiger Gebrauch verleihen.
    »Den habe ich in der Scheune gefunden«, hatte Dee erklärt. »Eine Armlehne war kaputt, und irgend jemand hat es einmal für eine gute Idee gehalten, ihm einen weißen Anstrich zu verpassen. Also habe ich meine Malerei eine Weile vernachlässigt, weil ich fand, daß es zweifellos ein größerer Beitrag zur Kunst und

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