Die rätselhaften Worte
herauszuarbeiten, die Ihnen beweist, daß ich nicht der Wordman bin. Sie können mir jede beliebige Frage stellen, und ich werde sie wahrheitsgemäß beantworten.«
»Oder ein Pfand geben.«
»Wie bitte?«
»Wagnis oder Wahrheit. Das habe ich als Kind oft gespielt. Man mußte sich für eins entscheiden. Oder man gab ein Pfand, zum Beispiel die Unterhosen. Sie haben die Wahrheit gewählt.«
»Und ich habe vor, meine Unterhosen anzubehalten«, sagte Dee.
»Gut. Sind Sie schwul, pervers oder kriminell veranlagt?«
»Nein.«
»Und nie gewesen?«
»Ich habe mir gelegentlich durchaus kleinere Vergehen zuschulden kommen lassen, wie etwa Verkehrsdelikte, nicht ganz korrekte Spesenabrechnungen oder die Verwendung von Briefpapier der Bibliothek für Privatzwecke. Auch gibt es ein, zwei Besonderheiten des Liebesspiels, die ich schätze, wenn ich eine willige Partnerin dafür finde. Aber ich glaube, all das liegt im Rahmen des normalen menschlichen Verhaltens, und daher fühle ich mich berechtigt, nein zu antworten, auch wenn ich mich vor einem Nie hüten würde.«
»Also haben Sie und Charley Penn sich nie gegenseitig einen runtergeholt?«
»Als Jugendliche schon hin und wieder. Aber nur, wenn Sie den Ausdruck verzeihen, als Notbehelf in der qualvollen Zeit zwischen dem Beginn der Pubertät und dem ersten Kontakt zum weiblichen Geschlecht. Sobald Mädchen die Bühne betraten, nahm unsere Freundschaft nonnenhaft keusche Züge an.«
»Nonnenhaft? Nicht mönchisch?«
»Nach allem, was über katholische Mönchsorden in den letzten Jahren in der Presse zu lesen war, halte ich mich lieber an Nonnen.«
»Könnte Charley der Wordman sein?«
»Nein.«
»Warum so sicher? Es sei denn, Sie sind selber der Wordman.«
»Weil Sie bestimmt bereits herausgefunden haben, daß ich den ersten der beiden fraglichen Abende in der Gesellschaft von Percy Follows verbracht habe, während Charley mit seinem Literaturzirkel die Kultur befördert hat. Und am zweiten Abend war er mit mir zusammen.«
»Wer sagt, daß der Mord am Abend stattfand? Gut, am zweiten Tag haben Sie sich für den Abend gegenseitig Alibis verschafft, und dank Ihrer Arbeit haben Sie ein Alibi für den Tag. Nicht so Charley. Er hat sich über diesen Tag ziemlich unklar geäußert. Er meint, er sei wahrscheinlich in die Bibliothek gegangen, aber das kann anscheinend niemand bestätigen. Es sei denn, Sie erinnern sich plötzlich, ihn dort gesehen zu haben?«
»Warum sollte ich das?«
»Kleine freundliche Handreichung. So wie beim gemeinsamen Wichsen.«
»Sie meinen, um ihm einen Gefallen zu tun, weil er mir ein Alibi für den Abend verschafft hat? Aber das würde nur einleuchten, wenn wir beide der Wordman wären.«
»Das ist ein interessanter Gedanke.«
»Und er ist wohl kaum in diesem Augenblick Ihrem Gehirn entsprungen, Superintendent. Eine
folie à deux,
sehen Sie die Dinge etwa so? Oje, und ich armer Tor habe gedacht, ich müßte nur mich von Ihrem Haken befreien.«
»Haken. Wie beim Angeln? Angeln Sie auch gelegentlich?«
»Ja, durchaus. Warum?«
»Der Honourable Geoff hatte mehrere Angelruten dabei. So, als wollte er mit einem Kumpel fischen gehen.«
»Ich glaube, Sie deuten unsere Beziehung falsch.«
»Ach ja? Und wie steht’s mit der Beziehung zu dem Mädel? Haben Sie schon mal einen weggesteckt bei ihr?«
»Wie bitte?«
»Die mit der Silbersträhne und dem komischen Namen.«
»Rye. Ich dachte mir schon, daß Sie Rye meinen. Ich hatte nur Schwierigkeiten mit dem Partizip.«
»Da gibt’s diese Tabletten, die könnten Sie mal probieren. Ist da was am laufen, will ich wissen? Bumsen Sie sie? Besorgen Sie’s ihr? Gehen Sie ihr an die Möse?«
Darauf reagierte Dee nur mit einem geringschätzigen Lächeln.
»Ob ich eine Beziehung mit Rye habe, meinen Sie? Nein.«
»Aber Sie hätten gern eine?«
»Sie ist eine attraktive Frau.«
»Ist das ein Ja?«
»Ja.«
»Und läuft sonst was im Moment?«
»Um mich sexuell abzureagieren? Nein.«
»Wie schaffen Sie das dann?«
»Was?«
»Sich nicht jedesmal zu blamieren, wenn Sie aufstehen. Ein Mann in den besten Jahren, alles dran, alles funktioniert bestens, wird geil, sobald er seine Assistentin ansieht. Und Sie und Charley sind aus dem Alter raus, wo man sich gegenseitig die Hand reicht. Also, was machen Sie da? Sex gegen Geld?«
»Ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen, Mr. Dalziel.«
»Worauf ich hinauswill, steht nicht zur Debatte. Sie haben mir angeboten, ich könnte fragen, was ich will, und
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