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Die rätselhaften Worte

Die rätselhaften Worte

Titel: Die rätselhaften Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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wirklich schon fast auf dem letzten Loch. Sie sind auch eingeladen.«
    »Ich?«
    Diese Aufforderung löste bei Bowler genausoviel Freude wie Beklemmung aus.
    »Ja, Sie. Also bereiten Sie sich anständig vor. Aber zuerst würd’ ich mal dieses Mädchen von der Bibliothek anrufen und ihr sagen, daß Sie heute bestimmt nicht zum Spielen rauskommen.«
    Als er Ryes Nummer wählte, fragte sich Hat, woher Wield von seiner Verabredung mit Rye wußte. Aber als er die letzte Taste drückte, war ihm klar, daß der Sergeant das ganze Gespräch vor ihrer ersten zaghaften Umarmung mit angehört hatte.
    Dieser Vogelscheuche entgeht aber auch gar nichts, dachte er halb bewundernd, halb verärgert. Aber dafür sehe ich besser aus!
    »Halb« schien ihm ein vernünftiges Maß, und so beschloß er, Wields Rat nur zur Hälfte zu beherzigen. Er würde sich mit dem Dicken wegen der ungerechten Verdächtigungen nicht aussprechen, aber er würde sie auch nicht vergessen. Er wußte, daß er unschuldig war, was bedeutete, daß jemand anderes Dreck am Stecken hatte. Und er sah nicht ein, warum ihn auf seiner weiteren Laufbahn ein solches Fragezeichen in Dalziels Erinnerungsbüchlein begleiten sollte.
    In der Zwischenzeit würde er auf dem guten Eindruck aufbauen, den er am Vortag auf den Superintendenten gemacht hatte. Zum Großen Rat der Heiligen Dreifaltigkeit eingeladen zu werden, war ein riesiger Erfolg. Er erinnerte sich noch daran, wie ihn der Neid gepackt hatte, als Shirley Novello, die auch noch nicht viel länger bei der Truppe war als er, mehr und mehr Zutritt zu diesem inneren Zirkel bekommen hatte. Novello war immer noch krank gemeldet, nachdem sie bei einem Einsatz vor einigen Monaten eine Kugel abbekommen hatte. Bowlers Hoffnungen, die entstandene Lücke auszufüllen, hatten sich als vergeblich erwiesen. Er hatte das mit Unverständnis und Enttäuschung zur Kenntnis genommen, bis Wield für Klarheit gesorgt hatte. Nun sah er eine Chance, sich ins rechte Licht zu rücken, und er war entschlossen, sie zu nutzen.
    Die Stunde, die ihm noch blieb, widmete er den Zeugenaussagen. Da sämtliche Gäste der Vernissage befragt worden waren, reichte die Zeit nicht, sie alle durchzulesen. Glücklicherweise hatte Sergeant Wield sie mit seiner gewohnten Umsicht bereits in verschiedene Kategorien eingeteilt und mit Querverweisen versehen. Die größte Gruppe bildeten jene Personen, die die Vernissage und das Zentrum mehr als zehn Minuten vor dem Stadtrat verlassen hatten und die Schlüsselfragen mit Nein beantwortet hatten –
Haben Sie mit Stadtrat Steel gesprochen oder gehört, was er mit anderen gesprochen hat? Ist Ihnen bei der Vorführung von Jude Illingworth jemand aufgefallen, der sich merkwürdig benommen hat?
    Pascoe hatte dazu in seiner kindlichen Krakelschrift eine Anmerkung gemacht.
Ich glaube nicht, daß der Mörder es riskieren würde, über den Zeitpunkt seines Weggehens falsche Angaben zu machen, allerdings wäre es natürlich möglich, daß er früher gegangen ist und dann auf den Stadtrat gewartet hat Was die beiden Fragen betrifft, so glaube ich nicht, daß der Mörder beide verneinen würde, teils, weil es meiner Ansicht nach wahrscheinlich ist, daß er nicht mit Steel gesprochen hat, aber hauptsächlich, weil ich bezweifle, daß ein so geschwätziger Mensch wie der Wordman es aushalten könnte, nichts zu sagen.
    Kluges Kerlchen, dachte Hat. Obgleich man nicht vergessen durfte, daß auch der Wordman nicht auf den Kopf gefallen war. Aber das half ihm bei der Entscheidung, was er sich jetzt durchsehen und was er sich für später aufheben sollte.
    Er wandte seine Aufmerksamkeit besonders denen zu, die etwas über den Stadtrat zu berichten wußten, die glaubten, etwas bei der Vorführung beobachtet zu haben, oder zu beidem Aussagen gemacht hatten.
    Rasch kam er zu dem Schluß, daß die meisten Berichte über auffälliges Verhalten entweder durch den übereifrigen Wunsch zu helfen oder einfach durch Wichtigtuerei motiviert waren. Keiner der anwesenden Polizisten, also weder er selbst noch Wield, weder Pascoe noch Dalziel hatten etwas beizusteuern. Was auch immer das bedeuten mochte. Fünf Zeugen erinnerten sich, daß während der Vorführung der Kupferstecherin ganz in der Nähe ein Tisch gewackelt hatte und ein paar Gläser zu Boden gefallen waren. Das war vielleicht ein Ablenkungsmanöver gewesen. Unglücklicherweise konnte niemand von ihnen sagen, wer dort zu diesem Zeitpunkt gestanden hatte, ja, nur einer dieser Zeugen

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