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Die rätselhaften Worte

Die rätselhaften Worte

Titel: Die rätselhaften Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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»Aber wie kommst du eigentlich darauf, daß ich etwas eingesendet haben könnte?«
    »Weil bei dir zu Hause die Seite aus der
Gazette
mit der Ankündigung des Wettbewerbs herumlag, als ich vor ein paar Wochen zum Kaffee da war«, sagte Johnson. »Das ist nun mal eine Berufskrankheit von Leuten, die mit Literatur zu tun haben. Charley und ich können ein Lied davon singen, und du wirst es auch noch lernen: Buchstaben ziehen automatisch die Aufmerksamkeit an.«
    »Ja, so, wie der Zapfhahn dort, wo
Best Bitter
drübersteht«, meinte Penn und stellte sein leeres Glas geräuschvoll auf dem Tisch ab.
    Johnson kippte den Rest seines Scotchs hinunter, nahm den Bierkrug und ging zum Tresen.
    »Sie haben also auch literarische Ambitionen, Franny?« fragte Penn.
    »Vielleicht. Wenn ich welche hätte, welchen Rat könnten Sie mir dann geben?«
    »Nur den Rat, den ich allen jungen Talenten gebe«, antwortete Penn. »Wenn Sie nicht als unter sechzehnjährig und als Wunderkind durchgehen, vergessen Sie es. Werden Sie Politiker, scheitern Sie kläglich oder machen Sie sich wenigstens lächerlich, und schreiben Sie
dann
Ihr Buch. Die Verleger und die Rezensenten werden sich um Sie reißen, und die Leute vom Fernsehen werden Ihnen die Tür einrennen. Die Alternative ist ein langer, steiler Weg zu einem Gipfel, auf dem Sie keine besondere Aussicht erwartet. Es sei denn, Sie haben unverschämtes Glück.«
    »Worüber redet ihr? Philosophie?« fragte Johnson, der mit den Getränken zurückkam.
    »Ich habe nur unserem jungen Fran den Rat gegeben, daß man am schnellsten zu literarischem Ruhm kommt, wenn man sich zuvor auf einem anderen Gebiet einen Namen macht«, antwortete Penn. »Ich muß mal.«
    Er stand auf und verschwand Richtung Toilette.
    »Tut mir leid«, sagte Johnson.
    »Was tut dir leid? Daß mich glücklicherweise keiner mehr kennt?« fragte Roote lächelnd. »Das habe ich mir immer erhofft. Stell dir vor, ich war drauf und dran, mich in die Brust zu werfen und auszurufen:
Mich nicht zu kennen, bedeutet, unbekannt zu sein.
Aber das hätte er vielleicht in den falschen Hals gekriegt.«
    »Nicht unbekannt. Halbbekannt, was wahrscheinlich schlimmer ist. Weder etwas noch nichts, wie Charley sagen würde. Die anbiedernde Vertraulichkeit von Fremden, die schon mal seinen Namen gehört haben, macht ihm genauso zu schaffen wie ihr leerer Blick, wenn sie ihn nicht kennen. Damit kommt man am besten zu Rande, wenn man so tut, als hätte das alles keinerlei Bedeutung.«
    Roote nahm einen Schluck aus seiner Flasche und sagte: »Wir sprechen immer noch über Charley Penn, oder? Nicht über irgendeinen Dichterling, dessen Namen ich vergessen habe?«
    »Was für ein fieses kleines Kerlchen ist er doch«, meinte Johnson grinsend. »Wie der Dichter sagt:
Voll Freude sieht das Elend sein Ebenbild in anderen Gesichtern

    »Du willst sagen, auf den stillen Wassern des akademischen Lebens geht es rauher zu als im wirklichen Leben?« fragte Roote.
    »Meine Güte, ja. Die Unannehmlichkeiten, mit denen Charley zu kämpfen hat, sind im großen und ganzen Kinkerlitzchen im Vergleich zu den Verhältnissen im Elfenbeinturm. Dort sitzen auf sämtlichen Stockwerken Bastarde, die bei jeder Gelegenheit siedendes Öl auf die unter ihnen gießen. Oft ist es nur ein kleiner Spritzer. Etwa, wenn jemand beim Dinner vor Kollegen die Frage stellt, ob ich je daran gedacht habe, selbst etwas Kreatives zu schreiben. Aber manchmal ist es auch ein ganzes Faß. Dieses Arschloch Albacore in Cambridge zum Beispiel, das mir zum Dank für meine Hilfe bei seinem Buch über die Romantik die Idee für meine Biographie zum zweihundertsten Geburtstag von Beddoes geklaut hat. Von dem habe ich am Freitag gehört, daß er seinen Publikationstermin um sechs Monate vorgezogen hat, um mich auszustechen.«
    »Das Leben ist hart«, sagte Roote. »Versuch’s mal mit Gartenarbeit.«
    »Wie? Ach so, Entschuldigung. Ich mit meinen Sorgen, wo du damit beschäftigt bist, alles für den Winter zu beschneiden. Aber mal im Ernst, läuft’s gut?«
    »Bestens. Ist gesund, immer an der frischen Luft. Da hat man viel Zeit zum Nachdenken. Dabei fällt mir ein, ich hatte ein paar Ideen, über die ich gerne einmal mit dir reden würde. Können wir einen Termin machen?«
    »Klar. Am besten gleich. Wir könnten ja nachher zu mir fahren? Unterwegs holen wir uns ein paar belegte Sandwiches. Was ist los, Charley? Hat Ihnen in der Toilette jemand einen unsittlichen Antrag gemacht?«
    Penn war wieder an

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