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Die rätselhaften Worte

Die rätselhaften Worte

Titel: Die rätselhaften Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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seinen Platz zurückgekehrt und schüttelte traurig den Kopf.
    »So viel Glück hatte ich nicht. Wußten Sie, daß es da drin einen Automaten gibt, an dem man Kondome ziehen kann, die nach Ochsenschwanzsuppe schmecken?«
    »Ein Pub, der mit der Zeit gehen will, muß sich auf alle Geschmäcker einstellen«, erwiderte Johnson.
    »Ja, der hier scheint sich auf Rindviecher zu spezialisieren. Bullen zum Beispiel. Haben Sie ein reines Gewissen? Sieht so aus, als wollte man gleich einen von uns verhaften.«
    Gerade hatten Dalziel und Bowler das Lokal betreten und blickten zu ihrem Tisch herüber. Der Dicke sagte etwas zu dem jungen Polizisten und steuerte dann durch den überfüllten Raum auf sie zu. Man hätte denken können, ein Mann von seiner Statur müsse sich zwischen den Tischen, Stühlen und Zechern regelrecht hindurchzwängen, aber irgendwie teilte sich das Gedränge vor ihm wie von selbst, und zwischen den Möbeln glitt er so leichtfüßig hindurch wie ein Ski-As, das eine Slalomstrecke für Anfänger nimmt.
    »Hallo, wen haben wir denn da?« rief er jovial. »Mr. Penn, Dr. Johnson und Mr. Roote. Kein Wunder, daß die Priester vor leeren Reihen predigen, wenn die Leuchten von Literatur und Wissenschaft den Sonntag morgen lieber auf Kneipenstühlen als auf Kirchenbänken verbringen.«
    »Morgen, Andy«, sagte Penn. »Ich würde Ihnen ja einen ausgeben, aber wie ich sehe, haben Sie Ihren Laufburschen schon gut abgerichtet.«
    Bowler kam mit einem Krug Bitter und einer Flasche Lager vom Tresen.
    »Und dabei ist er gar nicht von hier. Aber man kann doch noch einiges aus ihnen machen, wenn man sie jung genug in die Fänge bekommt«, meinte Dalziel.
    »Und, Superintendent«, sagte Johnson. »Sind Sie dienstlich hier?«
    »Warum sollte ich?«
    »Ich dachte, vielleicht wegen dieser traurigen Geschichte von gestern …«
    »Sie meinen den armen Cyril? Bin ganz Ihrer Meinung, eine traurige Geschichte. Die Raubüberfälle werden immer brutaler, vor allem, wenn die Kerle auf Drogen sind.«
    »Das ist Ihre Einschätzung?« fragte Johnson. »Ein Raubüberfall, der schiefgegangen ist?«
    »Was denn sonst?« erwiderte Dalziel und bedachte ihn mit einem Blick, der wie ein Sonnenstrahl aus einem stürmischen Himmel brach. »Danke, mein Junge.«
    Er nahm Bowler den Krug ab und leerte ihn mit einem Zug um ein Drittel.
    »Kann dich leider nicht bitten, an unseren Tisch zu kommen, Andy. Ist ein bißchen voll heute«, sagte Penn.
    »Das sehe ich. Schade, ich hätte gern ein Wörtchen mit dir geredet, Charley.«
    Johnson ergriff die Gelegenheit und sagte: »Bitte, setzen Sie sich, Superintendent. Wir wollten gerade gehen.«
    »Nicht doch, ich wollte Sie nicht vertreiben.«
    »Wir müssen noch eine Übung besprechen, und die Atmosphäre hier ist einem rationalen Dialog nicht gerade förderlich.«
    »Übung besprechen? Verstehe. Sie sind Mr. Rootes Lehrmeister, habe ich gehört.«
    Zum ersten Mal sah er Franny Roote an, der seinen Blick mit Gleichmut erwiderte.
    »Ein altmodisches Wort«, lachte Johnson.
    »Und paßt deshalb auch zu altmodischen Dingen«, erwiderte Dalziel.
    »Wie Studium, Bildung oder Literatur, meinen Sie?« sagte Johnson.
    »Ja, dazu auch. Aber ich dachte mehr an Mord, Körperverletzung, Verrat an Freunden und dergleichen.«
    Roote stand so ruckartig auf, daß der Tisch wackelte und Penn sein Glas festhalten mußte.
    »Vorsicht, Fran«, sagte er. »Sie hätten beinahe alles verschüttet.«
    »Oh, Mr. Roote geht immer sehr freimütig mit den Getränken anderer Leute um«, meinte Dalziel. »Er mag seine Schuld gegenüber der Gesellschaft abgetragen haben, aber mir schuldet er immer noch eine Flasche Scotch.«
    »Ich freue mich schon auf den Tag, an dem ich diese Schuld begleichen kann, Superintendent«, erwiderte Roote, der sich wieder gefangen hatte. »Gehen wir, Sam?«
    Damit strebte er zum Ausgang.
    »Polizeiwillkür gehört auch zu diesen altmodischen Dingen, Superintendent. Ich schlage Ihnen vor, sich einmal die einschlägigen Gesetze auf diesem Gebiet in Erinnerung zu rufen. Bis bald, Charley.«
    Johnson folgte Roote aus dem Pub.
    Dalziel leerte seinen Krug, reichte ihn Bowler und setzte sich.
    »Dasselbe noch mal, Sir?« fragte Hat.
    »Nein, einen Piccolo mit ’ner Kirsche drin«, antwortete Dalziel.
    Bowler ging wieder zum Tresen, und Charley Penn sagte: »Das war ja wie in einem japanischen Porno, sehr unterhaltsam, auch wenn ich kein Wort kapierte.«
    »Nein? Ich dachte, ihr Schreiberlinge notiert euch

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