Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die rätselhaften Worte

Die rätselhaften Worte

Titel: Die rätselhaften Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
alles. Erinnerst du dich nicht mehr an die Geschichte vor ein paar Jahren am Lehrerseminar?«
    »Vage. Der Rektor wurde ermordet, oder?«
    »Ja, und noch ein paar andere. Nun, unser Roote hier war der Missetäter.«
    »Im Ernst?«
    Penn lachte.
    »Was ist los?«
    »Ich habe ihm eben den Tip gegeben, der beste Weg zum schriftstellerischen Erfolg bestünde nicht darin, gute Bücher zu schreiben, sondern erst mit etwas anderem Schlagzeilen zu machen.«
    »Im Ernst? Immer noch der alte Diplomat, was, Charley? Er hat also literarische Ambitionen?«
    »Das weiß ich nicht. Wir sprachen gerade über den Literaturwettbewerb, für den man mich, Sam Johnson und Ellie Pascoe als Juroren zwangsrekrutiert hat. Und es sieht so aus, als hätte der junge Mr. Roote auch etwas abgeliefert.«
    Bowler kehrte gerade mit einem zweiten Krug zurück. Wie schon viele andere vor ihm hatte er feststellen müssen, daß es zwar eine recht kostspielige Angelegenheit war, Dalziels Wasserträger zu spielen, einem aber wenig einbrachte. Er schnappte gerade noch das Ende dieses Dialogs auf und öffnete schon aufgeregt den Mund, doch da traf ihn der Blick des Dicken wie ein Faustschlag. Also besann er sich lieber eines Besseren und setzte seine Flasche Lager an den Mund.
    »Was war denn das für eine Geschichte mit der Whiskyflasche?« wollte Penn wissen.
    »Der Kerl hat mir eine auf dem Kopf zerdeppert, die mir gehörte«, sagte Dalziel.
    »Und er läuft noch lebendig herum? Was ist los, Andy? Bist du fromm geworden?«
    »Du kennst mich doch, Charley. Bin strikt gegen Gewalt, außer zur Selbstverteidigung. Was uns wieder zu Jax Ripley zurückbringt. Es war doch Selbstverteidigung, als du ihr in Leeds eins übergebraten hast, oder?«
    »Ach,
diese Geschichte
«, stöhnte Penn auf. »Du wirkst nicht gerade überrascht, Charley.«
    »Du hast wohl gedacht, ich springe jetzt mit irrem Blick auf und renne auf die Straße hinaus, deinen Scharfschützen direkt vor die Flinte? Nein, ich bin nicht überrascht. Enttäuscht vielleicht. Als deine Kommandotrupps am Tag nach der Ermordung des armen Mädchens mir nicht die Tür eingetreten haben, dachte ich schon, ihr hättet die Sache vergessen oder der Fall würde von jemandem bearbeitet, der kein Gramm Grips im Schädel hat.«
    »Das mußt du mir mal erklären, Charley.«
    »Damit will ich sagen, was um alles in der Welt kann es miteinander zu tun haben, daß ich ihr vor fünf Jahren ein Stück Kuchen auf dem Kopf zermatscht habe und ihr letzte Woche irgendein Irrer ein Messer zwischen die Rippen gestoßen hat? Wenn du noch ein paar Jahre zurückgehst, dann findest du bestimmt einen Knaben, der mal nachsitzen mußte, weil er sie an den Haaren gezogen hatte. Willst du den etwa auch ins Gebet nehmen?«
    »Du willst damit sagen, dein Verhalten sei kindisch gewesen? Ja, das scheint mir allerdings auch so. Aber infantiles Verhalten bei Männern reiferen Alters kann auch einen anderen Namen haben, Charley.«
    »Und welchen?«
    »Du bist doch hier der Wortmensch, sprich es ruhig selbst aus.« Penn leerte sein Glas und sagte: »Na gut, es war eine Dummheit, ich hätte ihr Geschreibsel einfach ignorieren sollen, aber ich saß gerade in Leeds mit einem Lektor beim Essen und war nicht mehr ganz nüchtern, und als der Dessertwagen vorbeikam und ich diese Torte sah, nun, in dem Moment schien es mir ein guter Einfall.«
    »Und hinterher? Ich kann mir nicht vorstellen, daß das der Beginn einer wunderbaren Freundschaft war.«
    Ein verschlagenes Lächeln spielte um Penns Mundwinkel.
    »Lustig, daß du das sagst. Hinterher kam ich mir wie ein Trottel vor, also habe ich ihr nach dem Prozeß eine große Flasche Champagner mit einer Karte geschickt, auf der stand:
Tut mir leid, ich hoffe, wir können die Sache wieder einrenken. Kuß, Charley Penn.
Am nächsten Tag stand sie mit der Flasche vor meiner Tür. Zuerst dachte ich, sie will mir sagen, ich kann sie mir sonstwohin stecken, aber sie lächelte mich zukkersüß an und meinte: ›Hallo, Mr. Penn. Ich bin gekommen, um mir meinen Kuß abzuholen.‹«
    »Und?«
    »Ich hab’ ihn ihr gegeben, dann haben wir die Flasche aufgemacht und getrunken, und danach, na ja, dann haben wir die Sache eingerenkt.«
    Dalziel sah ihn ungläubig an.
    »Jax Ripley und du …?«
    »Nur das eine Mal«, meinte Penn nicht ohne Bedauern. »Aber es ist doch eine gute Basis für eine Freundschaft, und danach kamen wir prima miteinander aus. Was, wie mir später klarwurde, wahrscheinlich der Zweck der

Weitere Kostenlose Bücher