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Die rätselhaften Worte

Die rätselhaften Worte

Titel: Die rätselhaften Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Schultern und sagte: »Da müßte ich mehr über den Kontext wissen, um überhaupt nur eine Vermutung zu wagen.«
    »Stadtrat Steel hat eine Wunde am Kopf«, erklärte Pascoe. »Es könnte sich dabei um das
erforderliche Zeichen
handeln, von dem im Dialog die Rede ist – jedenfalls haben wir nichts anderes, was in Frage käme. Nachdem man das Blut abgewaschen hatte, fand man diese Linien, die mit dem Grabstichel eingeritzt waren. Natürlich könnte es bloß ein Zufall sein, aber sie sehen aus wie Buchstaben – offenbar ein P und ein etwas undeutliches M . Der Schnörkel dazwischen könnte eine unbeabsichtigte Hautverletzung darstellen, vielleicht aber auch ein undeutlicheres, aber trotzdem bewußt gesetztes Zeichen.«
    Dalziel machte ein skeptisches Gesicht, aber seine Linke kratzte, wie von unwiderstehlicher Anziehungskraft getrieben, seinen Stoppelkopf.
    Urquhart fing plötzlich an zu kichern.
    »Dürfen wir auch mitlachen, Sonnenschein?«
    »Hieß der Stadtrat mit Vornamen nicht Cyril?« meinte der Linguist. »Im russischen kyrillischen Alphabet ist das, was bei uns das P ist, ein R, wohingegen das undeutliche M ein kyrillisches P sein könnte. Und wenn wir den Kratzer dazwischen als ein flüchtig ausgeführtes I durchgehen lassen, im Russischen ein sehr komplizierter Buchstabe, den man in der Eile auf einem Kopf und mit einem Kupferstecherwerkzeug kaum hinbekommt, dann könnte das einfach RIP im kyrillischen Alphabet bedeuten. Capito?«
    Dalziel schüttelte den Kopf, als versuche er, nach zu langem Schlaf einen klaren Kopf zu bekommen, und erhob sich langsam.
    »Capito«, sagte er leise und leidend. »Echter Witzbold, dieser Wordman, was? Wie sagt man noch? Lache, und die Welt lacht mit dir. Danke, Leute. Das war’s für heute. Sergeant Wield wird Sie hinausbegleiten.«
    Pascoe, der fand, daß diese Würdigung nicht besonders herzlich ausgefallen war, fügte hinzu: »Sie haben uns sehr geholfen. Vielen Dank, daß Sie heute morgen Zeit für uns hatten. Wir freuen uns schon darauf, wieder von Ihnen zu hören, sobald Sie Ihre Überlegungen abgeschlossen haben, nicht wahr, Chef?«
    »So lange kann ich nicht warten«, sagte Dalziel. »Und, Sergeant Wield, verhaften Sie Dr. Urquhart, falls er dieses Kraut zu rauchen beginnt, bevor er das Gebäude verlassen hat.«
    Der Linguist, der gerade wieder seinen ledernen Tabaksbeutel hervorgezogen hatte, blieb in der Tür stehen, lächelte Dalziel zu und erwiderte nur: »Fick dich ins Knie, Hamish.«
    Es war Dalziels Untergebenen nicht oft vergönnt, den Großen Meister perplex zu erleben, aber als sich die Tür hinter Pottle, Urquhart und Wield geschlossen hatte, kamen Pascoe und Bowler in den Genuß dieser Erfahrung.
    Dann wandte er ihnen den Blick zu, und sogleich drückten ihre Gesichter nur noch gespannte Aufmerksamkeit aus.
    »Na, Peter, zufrieden?« fragte Dalziel.
    »Meiner Meinung nach war es eine sehr nützliche Besprechung, Chef, und wenn wir Glück haben, werden die beiden uns auch in Zukunft eine große Hilfe sein.«
    »Meinst du? Vielleicht trete ich ja auch noch dem Landfrauenverband bei. Meine Güte, da denkt man, am heiligen Sonntag wäre ein klein wenig tätige Nächstenliebe zu erwarten, die uns ein Stück weiterbringt. Man verlangt ja nicht viel. Nur ein Name und ausreichend Gründe, aus seinem Träger ein Geständnis herauszuprügeln.«
    »Du kannst dir jederzeit Roote vorknöpfen.«
    »Immer noch die alte Leier, Pete? Ich dachte, dein Spürhund hier hat ihm nachgeschnüffelt und nichts gefunden?«
    Erst Wield, jetzt der Dicke. Nicht zu vergessen natürlich Roote selbst. War denn die ganze Welt über seine vermeintlich so unauffällige Beschattung im Bilde? fragte sich Hat.
    »Und weder in seiner noch in einer anderen Aussage fand sich irgend etwas, das ihn mit dem Stadtrat in Verbindung gebracht hätte, stimmt’s?«
    »Er ist ein schlauer Bursche«, antwortete Pascoe.
    »Ah, ich verstehe. Das heißt, je sauberer seine Weste aussieht, desto mehr Dreck hat er am Stecken, was? Wenn du ihn demnächst übers Wasser wandeln siehst und ein Engelschor ›Jerusalem‹ singt, dann schmeißt du dich wahrscheinlich in deine Gummistiefel und verhaftest ihn. Bowler, wie steht’s mit dir? Hast du noch was anderes drauf, als fremde Männer in öffentlichen Toiletten zu küssen?«
    Eine nicht gerade einladende Einladung zu einer Einschätzung der Lage, aber auf eine bessere durfte Hat wohl nicht hoffen.
    »Ich hab’ ein paar Leute überprüft und dabei auch was

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