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Die Raeuber

Die Raeuber

Titel: Die Raeuber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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Alter! dich will ich fangen, ins Auge will ich dich fassen, so starr, dass dein getroffenes Gewissen durch die Larve erblassen soll! – Er soll sterben! – Der ist ein Stümper, der sein Werk nur auf die Hälfte bringt, und dann weggeht, und müßig zugafft, wie es weiter damit werden wird.
    Daniel mit Wein.
    FRANZ
    Stell ihn hieher! Sieh mir fest ins Auge. Wie deine Knie schlottern. Wie zu zitterst. Gesteh Alter! Was hast du getan?
    DANIEL
    Nichts, gnädiger Herr, so wahr Gott lebt, und meine arme Seele!
    FRANZ
    Trink diesen Wein aus! – Was? Du zauderst? – Heraus, schnell! Was hast du in den Wein geworfen?
    DANIEL
    Hilf Gott! Was? Ich – in den Wein?
    FRANZ
    Gift hast du in den Wein geworfen! Bist du nicht bleich wie Schnee? Gesteh, gesteh! Wer hat’s dir gegeben? Nicht wahr, der Graf, der Graf hat dir’s gegeben?
    DANIEL
    Der Graf? Jesus Maria! Der Graf hat mir nichts gegeben.
    FRANZ
    (greift ihn hart an) Ich will dich würgen, dass du blau wirst, eisgrauer Lügner du! Nichts? Und was staket ihr denn so beisammen? Er und du und Amalia? Und was flüstertet ihr immer zusammen? Heraus damit! Was für Geheimnisse, was für Geheimnisse hat er dir anvertraut?
    DANIEL
    Das weiß der allwissende Gott! Er hat mir keine Geheimnisse anvertraut.
    FRANZ
    Willst du es leugnen? Was für Kabalen habt ihr angezettelt, mich aus dem Weg zu räumen? Nicht wahr? Mich im Schlaf zu erdrosseln? Mir beim Bartscheren die Gurgel abzuschneiden? Mir im Wein oder im Schokolade zu vergeben? Heraus, heraus! – oder mir in der Suppe den ewigen Schlaf zu geben. Heraus damit, ich weiß alles.
    DANIEL
    So helfe mir Gott, wenn ich in Not bin, wie ich Euch itzt nichts anders sage als die reine, lautere Wahrheit.
    FRANZ
    Diesmal will ich dir verzeihen. Aber gelt, er steckte dir gewiss Geld in deinen Beutel? Er drückte dir die Hand stärker, als der Brauch ist? so ungefähr, wie man sie seinen alten Bekannten zu drücken pflegt?
    DANIEL
    Niemals, mein Gebieter.
    FRANZ
    Er sagte dir, zum Exempel, dass er dich etwa schon kenne? – dass du ihn fast kennen solltest? Dass dir einmal die Decke von den Augen fallen würde – dass – was? Davon sollt’ er dir niemals gesagt haben?
    DANIEL
    Nicht das Mindeste.
    FRANZ
    Dass gewisse Umstände ihn abhielten – dass man oft Masken nehmen müsse, um seinen Feinden zuzukönnen – dass er sich rächen wolle, aufs Grimmigste rächen wolle.
    DANIEL
    Nicht einen Laut von diesem allem.
    FRANZ
    Was? Gar nichts? Besinne dich recht – dass er den alten Herrn sehr genau – besonders genau gekannt – dass er ihn liebe – ungemein liebe – wie ein Sohn liebe –
    DANIEL
    Etwas dergleichen erinnere ich mich von ihm gehört zu haben.
    FRANZ
    (blass) Hat er, hat er wirklich? Wie, so lass mich doch hören! Er sagte, er sei mein Bruder?
    DANIEL
    (betroffen) Was, mein Gebieter? – Nein, das sagte er nicht. Aber wie ihn das Fräulein in der Galerie herumführte, ich putzte eben den Staub von den Rahmen der Gemälde ab, stand er bei dem Porträt des seligen Herrn plötzlich still, wie vom Donner gerührt. Das gnädige Fräulein deutete drauf hin, und sagte: Ein vortrefflicher Mann! Ja, ein vortrefflicher Mann, gab er zur Antwort, indem er sich die Augen wischte.
    FRANZ
    Höre Daniel! Du weißt, ich bin immer ein gütiger Herr gegen dich gewesen, ich hab dir Nahrung und Kleider gegeben, und dein schwaches Alter in allen Geschäften geschonet –
    DANIEL
    Dafür lohn’ Euch der liebe Herrgott! und ich hab Euch immer redlich gedienet.
    FRANZ
    Das wollt ich eben sagen. Du hast mir in deinem Leben noch keine Widerrede gegeben, denn du weißt gar zu wohl, dass du mir Gehorsam schuldig bist in allem, was ich dich heiße.
    DANIEL
    In allem von ganzem Herzen, wenn es nicht wider Gott und mein Gewissen geht.
    FRANZ
    Possen, Possen! Schämst du dich nicht? Ein alter Mann, und an das Weihnachtmärchen zu glauben! Geh Daniel! das war ein dummer Gedanke. Ich bin ja Herr. Mich werden Gott und Gewissen strafen, wenn es ja einen Gott und ein Gewissen gibt.
    DANIEL
    (schlägt die Hände zusammen) Barmherziger Himmel!
    FRANZ
    Bei deinem Gehorsam! Verstehst du das Wort auch? Bei deinem Gehorsam befehl ich dir, morgen darf der Graf nimmer unter den Lebendigen wandeln.
    DANIEL
    Hilf, heiliger Gott! Weswegen?
    FRANZ
    Bei deinem blinden Gehorsam! – und an dich werd ich mich halten.
    DANIEL
    An mich? Hilf selige Mutter Gottes! An mich? Was hab ich alter Mann denn Böses getan?
    FRANZ
    Hier ist nicht lang Besinnszeit,

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