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Die Ratte des Warlords (German Edition)

Die Ratte des Warlords (German Edition)

Titel: Die Ratte des Warlords (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Löwen
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Hütte.
    Die meisten Taliban hatten sie schon verlassen, aber die getöteten Fahrer hatten den einzigen Fluchtweg als unbrauchbar ausgewiesen und für einige Sekunden wurden die Männer von Panik erfasst. Dann rannten sie einfach in Richtung der Berge los, die Hütte als Deckung nutzend.
    Aber die amerikanischen Piloten hatten die Bomben wohl im Vertrauen auf deutsche Zuverlässigkeit ohne die Lasermarkierung ausgeklinkt. Als der Scharfschütze das G22 in den Weg der Flüchtenden schwenkte, erschallte unvermittelt ein sengendes Heulen. Eine Sekunde später schlug eine Salve aus fünf GBU-31 zwischen den Ruinen ein. Die jeweils eine Tonne schweren Bomben, die ein Lenk-Nachrüstsatz zu intelligenten Waffen gemacht hatte, übersäten die Fläche von hunderten Quadratmetern mit den Splittern ihrer Mk84-Gefechtsköpfe, während die Druckwelle die alten Mauern einebnete und drei Fahrzeuge umwarf. Die Splitter durchsiebten sie, die Hütten und die Menschen.
    Nachdem die Explosionen verhallt waren, sahen der Scharfschütze und der Beobachter noch einige Minuten lang durch ihre Optiken, aber der Tod hatte die Ruinen mit absoluter Endgültigkeit aufgesucht.
    "Und wieder einmal hat eine B-52 ein paar Bomben aus Versehen mitten im Nichts ausgeklinkt. War wohl ein Notfall, zuwenig Schub in der dünnen Luft oder so", meinte der Einweiser so dahin und wechselte ins Englisch. "AWACS, bestätige einen direkten Treffer. Keine Überlebenden... Bitte sehr. Können Sie uns sagen, ob es in der Gegend feindliche Bewegungen gibt?"
    Es dauerte einige Minu ten, bis er die Antwort bekam.
    "Danke. Ende." Der Einweiser stöhnte genüsslich, als er sich streckte. "Alles ruhig. Sechs Stunden noch."
    Dann würde es dunkel werden und sie konnten abziehen. Ein Marsch, ein Flug mit dem Hubschrauber, dann würden sie in der Basis sein. Und dort gab es D uschen, warmes Essen und Betten. Und in einer Woche war ihr Einsatz zu Ende.
    "Du kannst dich wirklich nicht freuen, oder?", erkundigte der Einweiser sich, weil der Schütze nichts erwidert hatte. "Nicht einmal auf Monikas warme und weiche Haut, richtig?"
    "Ich freue mich schon", gab sein Kamerad zurück. "Soweit es mir möglich ist."
    "Und denkst währenddessen nur an die Verlängerung. Trotz Monika."
    Es dauerte etwas, bis der Scharfschütze antwortete.
    "Ich kann nichts anderes als das hier."

2. Der Abend senkte sich langsam über die Stadt. Es war warm und es wehte nur ein leichter Wind, deswegen kam das Frühlingswetter voll zur Geltung. In dieser Zeit herrschte überall eine Art nachlässige Gelöstheit und alle lächelten vor sich hin. Hauptfeldwebel Dirk Kepler konnte persönlich mit dieser Einstellung zwar nichts anfangen, aber sie gefiel ihm. Heute milderte sie auch seinen seit Wochen bestehenden Unmut.
    Bei der Rückkehr aus dem letzten Einsatz ha tte ein übermüdeter Soldat ihn nicht gesehen, als er an seinem LKW vorbeiging, und war losgefahren. Kepler wurde am Rücken von der Stoßstange erwischt und zu Boden geworfen. Sein Körper hatte den Aufschlag instinktiv abgefedert, so wie er es schon abertausende Male getan hatte, dann hatte Kepler sich auf die Seite abgerollt.
    Und war in unbegreiflichem Staunen liegen geblieben, hatte in das entsetzte Gesicht seines Partners geblickt, der sich erschrocken über ihn beugte, und sich gewundert, warum er seinen linken Arm nicht bewegen konnte. Zwölf Minuten später war alles wieder gut gewesen, aber zu der Zeit war Kepler schon ins Lazarett gebracht worden. Seitdem hatte er eine Odyssee durchgemacht.
    U nd deren Folgen regten ihn auf. Er durfte nicht mehr in den Einsatz. Er hatte den Aussetzer seines Nervensystems auf die Kombination aus der dünnen Luft, Hunger und Bewegungsmangel zurückgeführt. Die Ärzte hatten aber auf seinem verminderten Empfindungsvermögen herumgehackt. Das war Kepler egal, ihn ärgerte es nur, dass man trotz vieler Tests nicht hatte feststellen können, was mit ihm gewesen war. Trotzdem hatte er jetzt einen anderen Dienstposten. Die Ärzte hatten korrekt gehandelt, und er sah ein, dass so ein Armausfall im Einsatz seine Kameraden gefährden könnte. Trotzdem fühlte er sich verkauft.
    E r war ein Kommandosoldat, wenn auch ein durchgeknallter und mit einer seltsamen Krankheit und jetzt mit einer Macke. Aber anstatt ihn zu reparieren, hatte man ihn sofort versetzt, und woanders konnte man schon Schafe klonen und um Strafgefangene wurde sich oft auch viel besser gekümmert. Kepler hatte den Eindruck, dass die Führung des

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