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Die Rattenhexe

Die Rattenhexe

Titel: Die Rattenhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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jedem Schritt versanken wir, so daß wir Mühe hatten, uns wieder zu befreien. Aber wir gingen, und wir wurden von den Freunden der Rattenhexe empfangen.
    Die Tiere tauchten plötzlich vor, neben und auch hinter uns auf. Sie kämpften dabei gegen die Strömung an, was sie auch schafften. Ich spürte ihre Körper an meinen Waden entlanggleiten, rechnete mit einem Biß, aber sie ließen mich in Ruhe. Suko auch, sonst hätte er anders reagiert und nicht nur verbissen geschaut, wobei er hin und wieder mit seinem Stuhlbein auf die Wasserfläche schlug.
    Die Nager gaben uns so etwas wie Geleitschutz, bis wir unser Ziel erreicht hatten.
    Rechts öffnete sich die Nische. Und dort kniete Senta!
    Sie sah noch immer so aus wie bei ihrem Auftritt. Nur war das Haar jetzt naß, und auch über ihren nackten Oberkörper perlten die schmutzigen Tropfen.
    Um sie herum hatten sich die Ratten verteilt, als wollten sie ihre nackten Beine wärmen. Sie waren ihre Beschützer, und Senta selbst fühlte sich ungemein wohl.
    »Willkommen in meinem Reich«, begrüßte sie uns…
    ***
    Ich dachte daran, wie ich sie an der Tankstelle mitten in der Nacht kennengelernt hatte. Da war sie irgendwie faszinierend gewesen und nicht so abstoßend wie jetzt.
    Aber es war noch etwas mit ihr geschehen. Sie hielt ein helles Tuch in den Händen, dessen Stoff aussah, als wäre er von Licht erfüllt, so sehr hob er sich ab. Bevor sie etwas sagte, legte sie das Tuch wie eine Stola um ihre Schultern, als könnte ihr der dünne Stoff die nötige Wärme geben. »Ich freue mich sogar, daß du gekommen bist, John. Und ich begrüße auch deinen Freund. Wie heißt er denn?«
    »Suko.«
    »Du kommst nicht von hier?«
    »Nein, aus Asien.«
    »Ich habe auch lange in Übersee gelebt«, erklärte sie uns. »Dort kam ich mit den Ratten in Kontakt. Da war ich noch ein Kind, und zuerst habe ich mich, wie viele andere auch, vor ihnen geekelt.« Eine Ratte trippelte an ihrem Körper hoch, überquerte die Schultern und lief am Rücken entlang nach unten. Senta nahm es mit einem Lächeln zur Kenntnis, bevor sie weitersprach. »Wie gesagt, ich ekelte mich vor ihnen. Das aber ging vorbei, als ich mich näher mit ihnen beschäftigte und feststellen konnte, welch gute und intelligente Tiere sie waren. Ich mochte sie plötzlich, und es steigerte sich, denn ich fing an, die Ratten zu lieben. Ich beschäftigte mich immer mehr mit ihnen, sie wurden meine besten Freunde. Und sie akzeptierten mich auch. Ich konnte sie verstehen, sie konnten mich verstehen, und so schafften wir es, miteinander zu kommunizieren. Es war einfach wunderbar und einmalig. Ich wußte, was sie wollten, die Ratten wußten, was ich wollte, und ich mußte erkennen, daß tatsächlich eine Ebene existiert, auf der Mensch und Tier miteinander kommunizieren können. Es war einfach phantastisch. Ich hatte mittlerweile gemerkt, wie weit ich den normalen Menschen schon voraus war. Sicherlich wird es möglich sein, daß es in der Zukunft auch eine derartige Kommunikation zwischen Mensch und Tier gibt, aber das wird noch dauern. Da bin ich zunächst einmal die große Vorreiterin.«
    »Das geschah, als du noch in den Slums von Rio warst?«
    »Ja.«
    »Es war nicht gut für dich – oder?«
    »Nein, ich wollte raus. Ich war es leid, immer nur zu kämpfen, aber es ging mir nie direkt schlecht, denn man traute sich nicht, mich anzugreifen. Alle wußten, welche Freunde sich stets in meiner Nähe aufhielten und mich beschützten. Die Ratten waren immer bei mir. Tag und Nacht blieben sie an meiner Seite. Während ich schlief, waren sie ebenso da wie im Zustand des Wachseins. Sie waren die besten Wächter, die man sich vorstellen kann, und keiner dieser Verbrecher aus den Slums hat auch nur versucht, mir ein Haar zu krümmen. Man bestätigte mir oft, daß ich eine Schönheit war, und es stimmt auch. Die Ratten wußten es, die Menschen ebenfalls und letztlich Jake Holland, dem ich über den Weg lief. Ich sah ihn und wußte, daß es meine Chance war. Auch er flog auf mich. Er wollte viel von mir wissen, und es fiel mir leicht, ihm klarzumachen, daß ich die Hölle Rio verlassen wollte. Er wollte mir dabei helfen und schlug mir zudem vor, mich mit in seine Heimat London zu nehmen. Ich freute mich, ich sah ihn als Vater und als Geliebten an, und ich bereitete ihm hier in den folgenden Jahren den Himmel auf Erden. Aber mein Geheimnis behielt ich für mich. Nicht nur in Rio gibt es Ratten. Sie leben überall auf der Welt. Da macht London

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