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Die Raumfalle (Orion 06)

Die Raumfalle (Orion 06)

Titel: Die Raumfalle (Orion 06) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Mannschaft aus zahllosen Berichten und Videophonübertragungen. Ich habe mich genauestens informiert. Außerdem habe ich Sie und die Crew oft gesehen, als ich Milieustudien trieb.«
    Mario de Monti lehnte sich erschüttert an die kühle Wand des Eingabeelements und verbarg sein Gesicht in seinen Händen. Zwischen den Fingern sagte er:
    »Milieustudien! Wie grandios!«
    »Wo?« fragte Cliff reichlich erstaunt.
    »Im Starlight-Casino, Major!« war die Antwort.
    »Wenn Sie alles so genau studiert haben«, fragte der Erste Offizier jetzt laut, »warum fliegen Sie denn dann überhaupt noch mit? Sie kennen und wissen ja schon alles. Womöglich sind Sie auch noch Diplompsychologe!«
    Mit echter Liebenswürdigkeit antwortete Ibsen:
    »Theoretisch ja. Aber in der Praxis, denke ich, hat mir jeder Raumschiffer etwas voraus.«
    »Richtig!« sagte Hasso, der nicht mehr an sich halten konnte, »die Raumschiffer haben den Vorteil, sich auf knappe mündliche Berichte beschränken zu können. Sie schreiben nicht oder wenig.«
    Atan rief:
    »Obwohl sie es könnten, Hasso.«
    »Sicher!« erwiderte der Raumschiffsingenieur mit dem weißen Haar und ging auf den Lift zu. »Besonders du.«
    McLane beendete die Diskussion.
    »Dann wollen wir starten«, sagte er. »Es ist ohnehin fast drei Minuten über der Zeit.« Dann, lauter und im Kommandoton:
    »Stationen besetzen!
    Kontrollen einschalten, Maschinen hochfahren. Leitstrahl auf Anflugkoordinaten!
    ORION an Basis: Wir sind startklar.«
    Helga Legrelle stieß mit den Füßen ihren Drehsessel um hundertachtzig Grad herum und wiederholte den Ruf an die Kontrolle der Basis 104:
    »ORION an Basis 104: Wir sind startklar!«
    »Verstanden«, sagte die Stimme des Kontrollbeamten.
    Die Mannschaft nahm ihre Plätze ein. Helga schaltete die Funkkontakte auf die Bordsprechanlage um und sicherte sich durch die Gurte. Aus den Lautsprechern kam die unpersönliche Stimme des Kontrollbeamten wieder:
    »Startzeit alpha überzogen. Startzeit beta minus hundert Sekunden. Kommando für Vollautomatikstart an Sie. Basis 104 übergibt an Earth Outer Space Station IV. Ende.«
    Im Maschinenraum begann Hasso zu schalten.
    Cliff fuhr von seinem Pult aus den teleskopischen Lift ein; die Abdeckplatte schloß sich winselnd.
    »Danke, Basis 104«, sagte Cliff ins Mikrophon der Bordsprechanlage.
    Dann begann die Stimme des Startkomputers zu zählen. Rückwärts, zehn Sekunden lang. Die Schutzschirme über dem Stahlzylinder hoben sich, und im Carpentariagolf begann sich der große Strudel zu drehen.
    »Zehn ... neun ... acht ... sieben ... sechs ...«
    Leise trat Ibsen neben Cliff und fragte:
    »Und wo darf ich mich setzen?«
    Cliff zog einen Hebel nach vorn und nickte, dann wandte er sich an Tamara, die dekorativ an der Verstrebung lehnte und den Startvorbereitungen zusah.
    »Leutnant Jagellovsk?«
    »Hier, Commander?«
    »Machen Sie für die Person des Schriftstellers Ibsen besondere Sicherheitsmaßnahmen geltend?«
    Großzügig zuckte Tamara ihre bezaubernden Schultern und dachte an das Abenteuer auf Chroma.
    »Sie sind der Chef!« erwiderte sie ernst.
    »... vier ... drei ... zwei ... eins ... zero!«
    Cliff schaltete den Komputer und den Autopiloten zusammen auf seine Uhren, Skalen, Zeiger und Lichtsignale. Die ORION VIII hob sich, schwebte höher und entfernte sich langsam, mit einigen Metersekunden Geschwindigkeit, vom Boden der submarinen Basis in der Nordspitze Australiens.
    »Freut mich, daß Sie das endlich eingesehen haben, Leutnant Jagellovsk«, sagte Cliff. Er lehnte sich zurück und deutete auf den leeren Sitz vor dem zweiten Pult, mit dem man die Maschine ebenfalls steuern konnte.
    »Nehmen Sie bitte einstweilen den Platz Hasso Sigbjörnsons ein, Mister Ibsen. Es geht los!«
    Raumschiff ORION, dieses Mal mit einem Gast an Bord, ging auf einen neuen Einsatz. Die Fahrt versprach alles andere als kurzweilig zu werden, aber Cliff dachte daran, daß immerhin ein fruchtbares Gespräch über Literatur – oder über das, was Ibsen für Literatur hielt – herausspringen könnte. Reisen bildet bekanntlich, dachte der Commander, rief sich die Erlebnisse auf Chroma ins Gedächtnis und hoffte im übrigen, daß nicht wieder völlig unvorhergesehene Dinge geschehen würden.
    Die ORION jagte in den Raum hinaus.
    Ibsens Hirn schien mit der Präzision eines Magnetrekorders jedes Klicken der Instrumente zu registrieren. Mit einem Seitenblick betrachtete ihn Cliff und bemerkte, daß sich Ibsen konzentrierte. Er wurde ihm

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