Die Rebellen von Irland
Zugbrücke hoch«, aber niemand nahm davon Notiz, und die nachdrängende Menge schob ihn weiter, sodass er nichts tun konnte.
In einiger Entfernung vor ihnen erhob sich die große St. Peter’s Church. Seine Kameraden bogen nach links in die Querstraße ab, die zu dem westlichen der beiden Tore im Nordteil führte. Nach wenigen Metern zweigte eine Gasse zu dem Gasthaus ab, in dem sie einquartiert waren. Zwei Kameraden hatten dort Geld zurückgelassen und wollten es holen. »Wenn wir schon fliehen müssen, haben wir wenigstens das Geld«, riefen sie ihm zu. Der Wirt, der den Lärm gehört hatte, aber nicht genau wusste, was vor sich ging, war gerade dabei, die Fensterläden zu schließen. Als Walter ihn kurz ins Bild setzte, rief der Mann: »Ich muss Mary holen.« Sie war bei Nachbarn.
»Schließen Sie Ihr Gasthaus«, sagte Walter zu ihm. »Ich hole das Kind.« Und damit lief er fort.
Er brauchte nur ein oder zwei Minuten, um die kleine Mary aus dem betreffenden Haus zu holen. Sie fest an der Hand haltend, rannte er mit ihr die kurze Strecke zum Gasthaus zurück. Er hatte ganz vergessen, dass er noch das Schwert umgegürtet hatte, bis er merkte, dass Mary sich beinahe daran gestoßen hätte. Er nahm sie auf den Arm und lief weiter.
Die Masse der Soldaten war noch auf der Hauptstraße. Noch war keiner in diese Richtung gekommen. Seine Kameraden standen mit dem Wirt an der Tür. Walter war noch fünfzig Meter von ihnen entfernt, als eine Schar »Rundköpfe« in schwerer Ledermontur von der Straße in die Gasse stürmte. Beim Anblick der königstreuen Soldaten erhoben sie ein Geheul und stürzten sich auf sie. Seinen Freunden blieb kaum Zeit, die Schwerter zu zücken. Er hörte, wie einer von Cromwells Leuten »Papistenhunde« brüllte und der Wirt einen Fluch ausstieß, dann drangen die »Rundköpfe« auf sie ein. Er hörte ein Scheppern, das Geklirr von Schwertern, Rufe, Gebrüll, einen gellenden Schrei. Alles ging so schnell, dass er es kaum glauben konnte. Er sah seine Freunde zu Boden gehen, und auch den Wirt. Offenbar hatten sie ihn für einen Soldaten gehalten.
Beim Erscheinen der Soldaten hatte er sich instinktiv in einen Türeingang gedrückt und die kleine Mary mit dem Gesicht an seine Brust gepresst, damit sie nichts sehen konnte. So wartete er und fragte sich, ob die Feinde in seine Richtung kommen würden, aber sie kamen nicht. Nach einer Weile spähte er vorsichtig um die Ecke. Sie waren fort. Aber von der Straße, aus der sie aufgetaucht waren, drang Geschrei in die Gasse. Die Leiche von Marys Vater lag mit den anderen vor dem Gasthaus. Er konnte das Kind unmöglich hier zurücklassen. Er eilte denselben Weg zurück, den er gekommen war. Die Nachbarn würden das Kind bestimmt aufnehmen. Aber in diesem Augenblick sah er »Rundköpfe« auf der Straße am Ende der Gasse, ganz in der Nähe des betreffenden Hauses. Er wagte es nicht, weiterzugehen. Neben ihm war eine leere Gasse, die nach Westen führte. Er folgte ihr. Er musste Mary bei sich behalten, bis er einen sicheren Platz für sie fand.
Vielleicht konnte er noch durch das Westtor entkommen. Vielleicht waren Cromwells Leute noch nicht dort. Oder war es ihnen inzwischen gelungen, über das tiefe Wasser des Boyne zu setzen, die Stadt zu umzingeln und alle Fluchtwege abzuschneiden? Walter wusste es nicht.
»Dein Opa nimmt dich auf einen kleinen Spaziergang mit«, flüsterte er der kleinen Mary zu. »Danach gehen wir zu deinem Vater.« Er rang sich ein Lächeln ab.
Vorsichtig schritt er die Gasse entlang. Wohin mochte sie wohl führen?
***
Barnaby Budge blieb vor der Bresche stehen. Er hatte keine Angst. Warum sollte er auch? Wo doch Gottes General wieder alle vor ihm mit sich riss. Ein Tag des Sieges für den Herrn.
Er wusste, wer hinter den dunklen Mauern Droghedas lauerte. Die barbarischen, blutrünstigen Iren, die Papisten und ihre Lakaien. Dreihunderttausend Protestanten hatten sie wahllos und ohne Erbarmen niedergemetzelt, fromme Menschen, Männer, Frauen und Kinder. Aber nun war der Tag der Abrechnung da. Endlich wurde der Gerechtigkeit Genüge getan. Mein ist die Rache, sprach der Herr. Und das Heer der Heiligen war die rechte Hand des Herrn. Hatte der Heiland nicht selbst verkündet: Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.
Und wenn es vorüber war, wenn die papistischen Iren vertrieben waren, dann sollten die Streiter Christi ihren Lohn erhalten und das Land in Besitz nehmen. Die fünfhundert Pfund, die er vor
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